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Die besten Arbeitgeber für Frauen 2022 So funktioniert hybrides Arbeiten

Die besten Arbeitgeber für Frauen 2022: Arbeiten aus dem Homeoffice
© fizkes / Adobe Stock
Arbeiten, wo man will? Klingt toll. Doch wie verhindert man Überstunden und hält Teams zusammen? Natalie Lotzmann, Vizepräsidentin HR und Leiterin des globalen Gesundheitsmanagements bei SAP, erklärt, was sich ihr Unternehmen dazu einfallen lässt.

BRIGITTE: Seit etwas mehr als einem Jahr überlassen Sie Ihren Beschäftigten weitgehend selbst, ob sie im Büro oder Homeoffice arbeiten. Für was entscheiden sich denn die meisten?

NATALIE LOTZMANN: Das haben wir während der Pandemie mehrfach abgefragt. Manche möchten nur noch von zu Hause aus arbeiten, manche planen, wieder fünfmal pro Woche ins Büro kommen. Die meisten fühlten sich mit ungefähr zweieinhalb Präsenztagen wohl. Alles ist denkbar, uns ist nur wichtig, dass die Teams sich auf einen Weg einigen, mit dem alle gut leben können.

Und falls jemand gar nicht mehr ins Büro kommen will?

Das hat oft gar nicht mit Wollen zu tun: 40 Prozent unserer Beschäftigten haben Kolleg:innen, die in anderen Ländern sitzen. Aber auch wenn es zum Beispiel die familiäre Situation erfordert, dass jemand vorrangig von zu Hause aus arbeitet, sollte das ein Team verkraften können. In Workshops können unsere Teams in so einem Fall erarbeiten, was sie als Ganzes brauchen, um ihre Aufgaben gut zu erfüllen – egal wo die Teammitglieder sitzen.

Studien zeigen, dass gerade im Homeoffice die Trennung zwischen Beruf und Privatleben oft schwierig ist: Doppelt so oft wie im Büro werden unbezahlte Überstunden gemacht. Vorgesetzte erwarten, dass man rund um die Uhr erreichbar ist... Wie versuchen Sie, gegenzusteuern?

Wir bieten zum Beispiel Schulungen an, wo man unter anderem lernt, sich bewusst zu überlegen: Wann bin ich aus privaten Gründen nicht greifbar? Und wo man dann auch ermuntert wird, sich diese Zeiten im Kalender zu blocken. Nicht nur, um Überstunden zu vermeiden, sondern auch, damit das Team genau weiß, wann und wie es einen erreichen kann. Die Meetingzeiten werden bei uns außerdem automatisch von Outlook so reduziert, dass zwischen den Calls immer fünf Minuten Pause bleiben, um auch mal vom Schreibtisch aufzustehen. Und wir versuchen, den Freitag meetingfrei zu halten, um Raum zu schaffen für Aufgaben, die man besser ohne Störung erledigt.

Bei manchen SAP-Mitarbeitenden findet man einen Hinweis in der Mail-Signatur: "Es kann sein, dass meine Arbeitszeiten nicht Ihren entsprechen. Bitte fühlen Sie sich nicht verpflichtet, außerhalb Ihrer normalen Arbeitszeiten zu antworten." Soll das ebenfalls entlasten?

Genau. Manche Firmen wollen ja ab 18 Uhr die Server ausschalten, damit bloß niemand mehr eine Mail tippt. Wir finden dagegen: Alle sollten ihrem eigenen Rhythmus folgen dürfen. Also zum Beispiel auch mal spätabends arbeiten können – und sich dafür am Nachmittag an paar Stunden ausklinken. Wichtig ist nur, dass jedes Teammitglied weiß, dass ich die unterschiedlichen Zeitzonen und Arbeitszeitmodelle respektiere: Nur weil ich kurz vor Mitternacht mitteleuropäischer Zeit noch eine Mail schreibe, muss deshalb niemand in der gleichen Zeitzone sofort antworten.

Was in vielen Firmen nach wie vor für Frust sorgt, sind hybride Meetings. Etwa weil zugeschaltete Kolleginnen sich kaum Gehör verschaffen können. Wie sorgen Sie dafür, dass es besser klappt?

Hier sind vor allem die Führungskräfte gefragt. Wir schulen sie darin, auch bei virtuellen Meetings darauf zu achten, dass alle zu Wort kommen, und es Raum für informellen Austausch gibt. Und natürlich sollten sie die individuellen Rahmenbedingungen ihrer Mitarbeitenden kennen, wissen, wie es ihnen gerade geht. Auch dazu gibt es bei uns Schulungen, die etwa vermitteln, wie man Frühwarnzeichen im Bereich seelischer Gesundheit erkennt. Hybrides Arbeiten verlangt schlichtweg von allen mehr Achtsamkeit – für sich und für andere.

Brigitte

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