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Die besten Arbeitgeber für Frauen 2022 Mehr Frauen in Technikjobs

Die besten Arbeitgeber für Frauen 2022: Dagmar Wirtz
Vorbild Dagmar Wirtz (l.) mit zwei ihrer sieben Mitarbeiterinnen. Cheyenne Bemberg-Alsinet (Mitte) macht eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement, Theresia Groß studiert Maschinenbau.
© Petra Stockhausen
Dagmar Wirtz führt in Aachen seit mehr als 20 Jahren ein Maschinenbauunternehmen. Sie weiß, was junge Frauen von Führungspositionen und von Technik fernhält – und kämpft unermüdlich gegen Vorurteile.

Es ist kein Wunder, dass sich Dagmar Wirtz als Jugendliche nicht im Traum vorstellen konnte, später etwas mit Technik zu machen. Zwar gehörte ihrem Vater eine Maschinenbau-Firma, doch die Hebel und Knöpfe waren für die Tochter tabu. "Ich wurde recht streng und konservativ erzogen", erinnert sie sich.

Frauen im Maschinenbau? Gab es damals kaum

Unbewusst faszinierte Wirtz das Thema allerdings schon. Nach der Schule studierte sie BWL – mit technischem Schwerpunkt. Einige Jahre später machte sie sich selbstständig mit ihrem eigenen Maschinenbauunternehmen.

Wirtz, heute 53, sitzt beim Videogespräch in ihrem schlicht-eleganten Chefinnenbüro und erzählt von ihrer Mission. Es ist inzwischen 23 Jahre her, dass sie ihre Firma 3win gründete. Das Unternehmen fertigt mit seinen 27 Beschäftigten Spezialmaschinen für die Halbleiter-, Verpackungs- und Medizintechnikindustrie, aber auch für Forschungsprojekte von Hochschulen. Der Firmensitz ist in ihrer Heimatstadt Aachen, ausgerechnet: Die hiesigen Hochschulen sind berühmt für ihre Lehre und berüchtigt für die hohe Anzahl an Y-Chromosomen in den Hörsälen. "Die Mädels sind da rar gesät", berichtet Wirtz. Warum ihre Branche eine solche Männerdomäne ist? "Sie hat bei vielen Frauen ein Imageproblem. Und das gilt es zu bekämpfen."

Mädchen die Angst vor technischen Berufen nehmen

Hierzulande ist unter den Beschäftigten in Ingenieurberufen nicht mal jede:r fünfte weiblich. Wirtz kennt die Sorgen und Bedenken, die junge Frauen davon abhalten, sich für ein technisches Fach einzuschreiben. Da sind die Mädchen, die zwar immer gut in Mathe und Physik waren, aber zu großen Respekt haben vor Fächern wie Konstruktionslehre oder Regelungstechnik. Oder die jungen Frauen, die glauben, dass sich ein Beruf in einer Männerdomäne schlecht mit einer Familie vereinbaren lässt.

Wirtz ist eine Netzwerkerin. Systematisch versucht sie, die gängigen Vorurteile zu entkräften. Sie gibt Abiturientinnen, die noch nicht wissen, was sie studieren sollen, einige Wochen lang einen Einblick in ihr Unternehmen. Sie hält Vorträge vor Studentinnen und erzählt, dass man nicht nur technisch versiert, sondern auch kreativ sein muss, um neue Maschinen zu entwickeln. Und sie erkundet in Workshops mit ihren eigenen Mitarbeiterinnen, was jede Einzelne braucht, um trotz eigener Familie weiter berufstätig zu bleiben. Auf diese Wünsche geht sie dann ein – schneller und individueller, als das in einem Konzern möglich wäre. Rückkehr in die alte Führungsposition nach der Elternzeit? Flexible Arbeitszeiten? Homeoffice als Standard? Wirtz sorgt dafür, dass all das klappt.

Sie können es, jetzt müssen sie sich nur noch trauen

Als sie ihre Firma gründete, sei sie schließlich selbst alleinerziehend gewesen, erzählt sie. Flexibles und selbstbestimmtes Arbeiten habe sie so schätzen gelernt. Auch deshalb ist die Unternehmerin in und um Aachen inzwischen ein Vorbild für technisch interessierte junge Frauen. "Sie können es, jetzt müssen sie sich nur noch trauen", findet sie. Und einige tun das bereits: Bei 3win ist heute ein knappes Drittel der Ingenieur:innen weiblich – ein Wert weit über dem Durchschnitt. Wirtz sagt: "Ich glaube, das liegt an mir."

Brigitte

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