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Arbeitgeber-Studie 2021 Die besten Unternehmen für Frauen

Arbeitgeber-Studie 2021: Gruppe von Frauen
© sirtravelalot / Shutterstock
Das vergangene Jahr war der große Prüfstein für Unternehmen: Wer engagiert sich weiter für Gleichstellung? Wer rudert zurück? Und wieso ist das nicht nur für Frauen wichtig?

Hast du in letzter Zeit schon mal überlegt, den Job zu wechseln? Ja? Na, dann willkommen im Club! Schon jetzt prophezeien Fachleute nämlich eine mittlere Massenwanderung, sobald die Wirtschaft noch stärker anzieht. Weil viele in der Krise erkannt haben, dass sie beruflich eigentlich viel mehr Sicherheit wollen. Oder mehr Sinn. Oder aber weil sie finden, dass ihre Arbeitgeberin in diesen wilden Zeiten nicht wirklich für sie da war. Besonders unzufrieden sind derzeit Frauen – vor allem wenn sie Kinder haben, die sie oft monatelang (und leider meist fast im Alleingang) neben dem Job betreuen oder beschulen mussten.

So gab bei einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung im April jede Fünfte an, ihre beruflichen Chancen und ihre Work-Life-Balance hätten sich während der Pandemie verschlechtert. Männer sagten das seltener. Und nur jede dritte erwerbstätige Mutter fühlte sich laut einer Studie von Boston Consulting während der Lockdowns von ihrer Führungskraft in ihrer Lage verstanden. Gut möglich also – wir träumen jetzt mal ganz wild –, dass Corona am Ende zum großen Beziehungsstresstest für Unternehmen wird: Wer hat sich in der Krise für seine Leute ins Zeug gelegt? Wer bleibt ein attraktiver Arbeitgeber? Und wem laufen demnächst vor allem die guten Frauen davon?

Bei unserer vierten BRIGITTE-Arbeitgeberstudie – mit einer neuen Rekordbeteiligung von 292 Firmen – haben wir deshalb besonders genau hingeschaut: Haben die Firmen Eltern während der Schul- und Kitaschließungen unterstützt? Wurde erst recht viel für Diversität und Chancengleichheit getan – oder war das plötzlich nicht mehr so wichtig? Da wir in der Studie nicht die Zufriedenheit der Beschäftigten erfragen, sondern Geschäftsführungen und HR-Abteilungen die Maßnahmen ihrer Firmen dokumentieren lassen, kann unser Ranking natürlich nicht immer erfassen, wie die Stimmung in den Firmen tatsächlich ist. Doch ob sie grundsätzlich auf einem guten Weg sind, lässt sich durchaus ableiten. Dazu kommt: Es gibt sehr wohl eine Kennzahl, die erahnen lässt, wohin sich eine Firma entwickelt – den Frauenanteil in Führungspositionen. "Wir haben diesem Thema deshalb bewusst mehr Gewicht verliehen", sagt Studienleiterin Ana Fernandez-Mühl von der Personalmarketing-Agentur Territory Embrace, mit der wir die Befragung gemacht haben. "Die Dimension ,Frauenpower‘ zählt bei der Auswertung jetzt genauso viel wie die Maßnahmen der Firmen zu Vereinbarkeit, Flexibilität oder Transparenz. Und nur wer mindestens 20 Prozent Frauen auf den beiden obersten Führungsebenen hat, kann in der Gesamtbewertung fünf Sterne erreichen." 

Und was fiel uns sonst noch auf?

1. An Flexibilität und Familienfreundlichkeit kommt nach eineinhalb Jahren Pandemie kein Unternehmen mehr vorbei, das gute Leute halten will. Da die Zusammensetzung unserer Studienteilnehmenden jedes Jahr anders ist, sind unsere Zahlen zwar nicht repräsentativ. Doch der Anteil der befragten Unternehmen, die sich hier engagieren, hat sich seit 2018 deutlich erhöht. So bieten heute 94 statt 86 Prozent der Studienteilnehmenden Homeoffice an, die Kinderbetreuung ihrer Mitarbeiter*innen bezuschussen 55 statt 38 Prozent.

Arbeitgeber-Studie 2021: Grafik Eltern in Pandemie
© Brigitte

Dazu haben große wie kleine Betriebe schlaue Ideen entwickelt, um Eltern während der Schul- und Kitaschließungen zu unterstützen: Immerhin in jeder fünften Firma war es beispielsweise möglich, die Stundenanzahl bei gleichem Gehalt zu reduzieren. Ebenso viele boten neben den gesetzlichen zusätzliche bezahlte Kind-krank-Tage an. Manche, wie die GLS Gemeinschaftsbank, organisierten im Betrieb spontan eine Kinderbetreuung, die IT-Firma Projektron führte in Teams mit vielen Eltern den Schichtbetrieb ein. Die Allianz verteilte Leih-Laptops, die Schuhherstellerin Wilding Shoes übernahm stundenweise Babysitter-Kosten.

2. Viel bewegt hat sich auch beim Thema Equal Pay: "Dass inzwischen mehr als zwei Drittel der Studienteilnehmenden Gehaltsanalysen durchführen, ist toll", freute sich Studienbeirätin und Fair-Pay-Expertin Henrike von Platen bei der Jurysitzung. Schließlich seien die der Startpunkt für alle weiteren Fair-Pay-Bemühungen. Und Beirätin Katharina Wrohlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung lobte, dass deutlich mehr Firmen als im Vorjahr auch ohne aktive Nachfrage regelmäßig Gehaltsgespräche mit den Mitarbeiter*innen führen. "Aus Studien wissen wir, dass das sehr hilft, damit Frauen nicht vom Radar rutschen."

Arbeitgeber-Studie 2021: Grafik Equal Pay
© Brigitte

3. Frauen in Spitzenpositionen, das bleibt dagegen die große Baustelle unserer Studienteilnehmenden: Zwar konnten sich hier die großen Konzerne im Vergleich zum Vorjahr etwas verbessern – ihr durchschnittlicher Frauenanteil auf der ersten Führungsebene liegt jetzt bei 20 Prozent (vorher: 18 Prozent). Bei den kleineren Firmen sank er dafür von 43 auf 31 Prozent. Auch der Anteil der Führungskräfte in Teilzeit stagniert auf niedrigem Niveau (13 Prozent). Dabei wäre das ein gutes Instrument, um die Zahl der Frauen in Spitzenpositionen zu erhöhen: Erst kürzlich konnte ein britisches Forscherteam belegen, dass sich 19 Prozent mehr Frauen auf Führungsposten bewerben, wenn diese mit Teilzeit- oder Jobshare-Option ausgeschrieben sind. Möglicherweise hat hier die Krise das Engagement der Firmen doch etwas gedämpft. Im Vergleich zu 2020 fällt nämlich auch auf, dass etwas weniger Unternehmen Diversity-Ziele in ihrer Strategie verankert haben (61 statt 67 Prozent).

Ebenso gesunken ist der Anteil der Firmen, die sogenannte Management Cockpits nutzen, sprich: die Daten ihrer Beschäftigten digital auswerten, um Diskriminierung aufzudecken (23 statt 28 Prozent). Dient die Pandemie manchen also doch als Vorwand, alles zu lassen, wie es ist? Das wäre fatal, findet unsere Studienbeirätin Ana-Cristina Grohnert, bis 2019 Personalchefin der Allianz: "Gerade die Krise hat gezeigt, wie wichtig Vielfalt und Flexibilität sind." Sie und die anderen Beirätinnen hoffen, dass die letzten 18 Monate auch ganz anders, nämlich als Modernisierungsbooster, wirken könnten. "Unternehmen, die schon vorher moderne Strukturen hatten, kamen oft leichter durch die Krise. Das sollte ein klares Signal sein: Hier müssen wir weitermachen. Das ist unsere Zukunft."

So haben wir die Studie gemacht

Um die besten Unternehmen für Frauen zu ermitteln, hat BRIGITTE zusammen mit den Personalmarketing-Profis von Territory Embrace zwischen März und Mai 2021 die HR-Abteilungen und Geschäftsführungen von Firmen in ganz Deutschland aufgerufen, einen Online-Fragebogen mit 68 Fragen auszufüllen. Abgefragt wurden vier Bereiche, die wir in puncto Gleichstellung als wichtig erachten: Maßnahmen zur Vereinbarkeit, Flexibilität der Arbeit, Maßnahmen zur Karriereförderung sowie Stellenwert von Transparenz und Gleichstellung. In der Dimension "Frauenpower" wurde außerdem bewertet, wie hoch der Frauenanteil in Führungspositionen ist und welche Quoten sich die Firmen hier gesetzt haben. In jedem Bereich konnten die Unternehmen ein bis fünf Punkte erreichen. Die Gesamtwertung (Sterne) ist der Durchschnittswert dieser fünf Punkteergebnisse. 292 Firmen füllten in diesem Jahr den Fragebogen aus. 179 erzielten Bestwertungen von vier oder fünf Sternen.

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21/2021 Brigitte

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