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Anleitung zum Geld sparen - praktische Tipps für den Alltag

Anleitung zum Geld sparen: Kleingeld und Sparschweine
© stockreactions / Shutterstock
Wer weniger ausgibt und sein Geld zusammenhält, kann sich Wünsche schneller erfüllen. Richtig sparen im Alltag: eine Anleitung von Katja Scherer.

Sie fiel mir auf, als ich durch die Stadt radelte: Schlanke Beine, tolle Rundungen und eine wahnsinnig elegante Ausstrahlung. Die perfekte Kommode für mein Wohnzimmer. Weniger glücklich machte mich der Blick aufs Preisschild. Knapp tausend Euro. Zu viel Geld für mich. Andererseits sehe ich keine wirkliche Alternative. In Möbelkatalogen gefällt mir schon länger nichts mehr. Seit mittlerweile Wochen durchforste ich Ebay-Kleinanzeigen nach schönen Gebrauchtmöbeln, ohne Erfolg. Die Sideboards sind entweder zu groß, zu dunkel oder zu hässlich. Ich möchte aber eine Anrichte, die ich jahrzehntelang nutzen kann - zeitlos schön, robust und außerdem ökologisch korrekt hergestellt. Das in neu für weniger als 980 Euro zu finden, ist quasi unmöglich. Mir bleibt also nur eines übrig: darauf sparen.

Anstatt zu sparen, einfach einen Kredit aufnehmen? Die Expertin verrät, wann ein Kredit sinnvoll ist

Ich bin offenbar nicht die Einzige, der das so geht. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar TNS von 2018 zeigt: Knapp zwei Drittel der Deutschen legt regelmäßig Geld zurück. Und etwa jeder Dritte hatte sich zum Jahreswechsel nach 2018 vorgenommen, mehr zu sparen, ergab eine Umfrage des Versicherers DAK. Aber nur die Hälfte der Menschen hatte sich dann auch länger als drei Monate an ihre Ziele gehalten. Manche hatten diese sogar schon nach Stunden wieder vergessen. Mir könnte es ähnlich gehen. Vielleicht sollte ich, anstatt zu sparen, einfach einen Kredit aufnehmen? Das hat 2018 rund jeder dritte Haushalt in Deutschland gemacht, so eine Studie der GfK für den Bankenfachverband. Die meisten Menschen für ihr Auto, viele aber auch für Möbel oder Fernseher. Stephanie Heise von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfiehlt Kredite allerdings nur für Anschaffungen, denen langfristig ein Gegenwert gegenübersteht, etwa beim Kauf einer Wohnung. Mit der gesparten Miete lässt sich auch der Kredit nach und nach abbezahlen. Schafft man es nicht, die Raten zu stemmen, kann die Wohnung zur Not eben wieder verkauft werden. Selbst beim Kauf eines Autos sollten Verbraucher gut überlegen, ob sie den Kredit wirklich brauchen - und vor allem auch abbezahlen können. Ein guter Test dafür: Wer es schon drei Monate vor der Kreditaufnahme nicht schafft, das nötige Geld für die Monatsrate beiseitezulegen, sollte die Finger davon lassen. Im schlimmsten Fall kann das nämlich in der Privatinsolvenz enden, sagt Heise.

Zuerst einen Überblick verschaffen: Was gebe ich aus, wie hoch sind meine Einnahmen? Dann kann ein Sparplan erstellt werden

Kein Kredit also für meine Kommode, dann lieber sparen. Für den Einstieg empfiehlt mir Verbraucherexpertin Heise: "Verschaff dir sich zunächst einen Überblick über deine Ausgaben." Zum Beispiel mit einem Haushaltsbuch, in das alle Ausgaben eingetragen werden. Gute Idee - denn so richtig weiß ich eigentlich nicht, was ich im Monat tatsächlich ausgebe. Und als Freiberuflerin auch nicht immer, was ich einnehme. Ich installiere also eine Haushaltsbuch-App, in der ich alle meine Ausgaben eintrage. 5,10 Euro für den Falafel in der Mittagspause. 6,30 Euro für das Beachvolleyspielen am Feierabend. Der große Aha-Effekt bleibt aus. Vielmehr stelle ich fest: Ich bin niemand, der leichtfertig Geld ausgibt. Kein Kaffee to go am Morgen, kein Krimskrams für die Wohnung. Reicht es also, wenn ich einfach ab und zu weniger konsumiere? Am Feierabend Apfelsaft statt Weißwein: 2,10 Euro gespart. Beim Mittagessen nur ein kleines Wasser: 80 Cent. Am Ende der Woche habe ich 10,20 Euro mehr im Geldbeutel. So geht das nicht. In diesem Tempo warte ich mindestens anderthalb Jahre auf meine Kommode.

Olga Borovleva sparte 10000 Euro für ihre Reise in nur neun Monaten - Wie hat sie das geschafft?

Ich mache mich im Internet auf die Suche nach Spartipps. Dabei finde ich den Blog "Rausgefahren" von Olga Borovleva, 30, die seit über zwei Jahren um die Welt radelt. Dafür hat sie mit ihrem Mann in nur neun Monaten mehr als 10000 Euro zusammengespart. Unvorstellbar für mich! Bei unserem Video-Telefonat sitzt sie gerade in einem Hostel in Nepal. Sie erzählt mir, sie habe sich für ihre Ausgaben eine monatliche Grenze gesetzt: 200 Euro für Lebensmittel, maximal 100 Euro für alles andere. Statt ins Restaurant zu gehen, lud die Verpackungsdesignerin ihre Freunde zum Essen ein. In der Kantine saß sie nur noch mit Lunchpaket; statt Wocheneinkauf machte sie Foodsharing, erwarb also Lebensmittel, die bei Restaurants oder Bäckereien übrig blieben. Kurze Strecken fuhr die Hamburgerin mit dem Fahrrad, längere trampte sie. Und alle Dinge, die sie nicht mehr brauchte, verkaufte sie auf Ebay-Kleinanzeigen und Flohmärkten. "War das nicht manchmal hart?", frage ich. Olga lacht. "Eigentlich nicht", sagt sie. "Ich hatte ja immer ein klares Ziel vor Augen." In ihrem Flur habe damals eine Weltkarte gehangen. Daneben stand ein Sparschwein mit der Aufschrift "Unsere Reise".

Sparen geht viel schneller, wenn man bei regelmäßigen Ausgaben ansetzt

Mit Kreativität und Disziplin lässt sich also doch ziemlich viel zurücklegen im Alltag. Einen weiteren guten Rat hat Sara Zinnecker vom Verbraucherportal Finanztip für mich. "Sparen geht viel schneller, wenn man bei regelmäßigen Ausgaben ansetzt", sagt sie. Also beim Handy- und Internetvertrag, bei der Stromrechnung, bei Versicherungen. Viele Vertragsanbieter lockten Neukunden mit günstigen Angeboten, die nach einiger Zeit teuer werden. Wechselt man dann nicht, zahlt man langfristig drauf. Das gilt besonders beim Strom. Ich gehe meine Verträge durch: Tatsächlich habe ich noch nie den Stromversorger gewechselt. Außerdem läuft im Februar mein Handyvertrag aus. Meine Chance! Eine kurze Recherche auf Vergleichsportalen wie Verivox und dem Finanztip-Handytarif-Rechner zeigt mir: Bei einem anderen Anbieter bekomme ich für rund zehn Euro weniger sogar mehr Datenvolumen. Ich nutze meinen spontanen Ärger und kündige sofort. Wieder was gespart.

Der "Anker-Trick" für effektives Sparen: Was ich ausgebe, wird gleichzeitig zurückgelegt

Das größte Problem steht aber noch bevor: Wie schaffe ich es, das Geld nicht direkt wieder auszugeben? Dazu forscht Sebastian Ebert, Mikroökonom an der Frankfurt School of Finance. Er sagt: "Idealerweise sollte man das Sparen automatisieren - zum Beispiel per Dauerauftrag." Denn der Mensch sei träge. Gehen also immer am Monatsanfang automatisch zehn Euro von meinem Giro- aufs Sparkonto, werde ich das kaum stoppen. Will ich die zehn Euro dagegen jedes Mal aktiv überweisen, ist schon nach dem ersten Mal wahrscheinlich Schluss. Ökonomen empfehlen einen weiteren Trick, den "Anker-Effekt": Zahlen setzen wir automatisch in Relation. Wenn ich also zuerst für zwei Euro einen Film bei einem Streaming-Portal leihe, empfinde ich den Dauerauftrag über zehn Euro pro Monat danach als hoch. Wer aber stattdessen vorher für 110 Euro Konzerttickets kauft, denkt: "Ach, die zehn Euro mehr" - und tippt vielleicht sogar 20 Euro beim Dauerauftrag ein. "Sparer sollten immer, wenn sie hohe Summen ausgeben, gleichzeitig einen Beitrag zurücklegen", sagt Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin für Finanzwesen an der Universität Mannheim. Oder: direkt nach einem Luxus-Kauf etwas ins Sparschwein werfen.

Aber wo lege ich mein Erspartes am besten an? Stephanie Heise gibt Ratschläge

Doch wo liegt das Geld am besten? "Bei kurzfristigen Sparzielen ist es am sinnvollsten, das Geld auf ein Tages- oder Festgeldkonto zu legen, selbst wenn da die Zinsen momentan niedrig sind", sagt Stephanie Heise von der Verbraucherzentrale NRW. Anlagen auf Aktienbasis wie Fondssparpläne unterlägen Schwankungen, sind also für kurzfristige Vorhaben zu riskant. Ich bin jetzt vorbereitet. Ich hänge mir ein Foto meiner Traum-Kommode an die Küchentür. Dann schreibe ich meine weitere Strategie nieder: Stromanbieter wechseln, mehr Radfahren, Dauerauftrag einrichten, Flohmarkt. Und auf das nächste Konzert werde ich verzichten. Liebe Kommode, ein bisschen werde ich noch brauchen. Aber jeden Monat habe ich nun 120 Euro mehr in der Tasche. Ich habe gelernt, mich selbst zu überlisten. Und kann so vielleicht bald meine nächste große Baustelle angehen: ein Fondssparplan, um mich fürs Alter zu wappnen.

Diese Tipps helfen beim Sparen

Bar bezahlen

Wer mit Kredit- oder Girokarte bezahlt, merkt kaum, dass er Geld ausgibt. Scheine aus der Geldbörse ziehen sei "der große Schmerz des Bezahlens", schreiben der US-Psychologe Dan Ariely und Comedian Jan Kreisler in ihrem Buch "Teuer ist relativ". Wenn der Winterschlussverkauf lockt oder die Stimmung abends in der Bar mehr Wein verlangt: lieber nur mit einem selbst festgelegten Tagesbudget in bar losgehen.

Apps nutzen

Bei der App "Savedroid" lassen sich individuelle Sparregeln festlegen. Etwa: Immer wenn etwas vom Girokonto abgebucht wird, überweist die App automatisch den gleichen Betrag auf ein Sparkonto. Oder: Wer mehr als 50 Mal am Tag sein Handy aktiviert, "verliert" automatisch einen Euro an sein Sparkonto. Hilfreich sind auch Haushaltsbuch-Apps, mit denen man tägliche Ausgaben im Blick behält. Das geht etwa mit "My MicroBalance" oder "SayMoney".

Tarife checken

Stelle alle laufenden Verträge auf den Prüfstand - von Versicherungen über Strom und Wasser bis hin zum Handytarif. Onlineportale wie Finanztip, Verivox oder Check24 helfen dabei, Angebote zu vergleichen. Nicht die Kündigungsfristen vergessen! Am besten einen dicken Marker in den Kalender setzen.

Wege überdenken

Wer mit dem Rad oder dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit fährt, spart natürlich am meisten. Apps wie "Richtig-tanken", "Clever-tanken" oder "ADAC Spritpreise" helfen, die günstigste Zapfsäule zu finden. Das spart ein paar Euro im Monat.

Lesetipp:

"Das Spar-Set" (143 S., 14,90 Euro, Stiftung Warentest)

BRIGITTE 04/2019

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