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"Mein Startup ist zu 100 Prozent ich selbst, das fühlt sich so gut an!"

Catlabs: Katharina Bickel
© Katharina Bickel
Katharina ist erfolgreiche Gründerin ihres Start-Ups Catlabs, doch der Weg zu ihrer Selbstständigkeit war ein langer Prozess. Uns erzählte sie, wie aus einer Krisen-Situation ein neuer Traum entstand und wieso es manchmal Zeit braucht, bis der eigene Mut ausreicht für große Veränderungen.

Nach verschiedenen Abschlüssen in Design und Medienwissenschaften arbeitete Katharina viele Jahre als Projektmanagerin in Agenturen. Vor allem aber verliebte sie sich während eines Auslandspraktikums in die Stadt New York und in ihren Mitbewohner. Für fünf Jahre ging sie in die USA und machte dort Karriere. Dann begann ihr Körper zu rebellieren und Katharina stellte ihren ganzen Lebensstil infrage. 

Liebe Katharina, was war der Auslöser, dass du begannst, über deinen bisherigen Lebensstil nachzudenken?

Ich wurde sehr plötzlich krank und verbrachte ein halbes Jahr in einem Krankenhaus in Chicago. Daran zerbrach meine damalige Beziehung, für die ich in die USA gezogen war und ich stand auf einmal vor der Frage, ob ich überhaupt dort weiterleben möchte.

Das sind ja nicht gerade die einfachsten Lebensfragen …

Das war ein lebensverändernder Prozess und erst als es mir besser ging, konnte ich entscheiden, zurück nach Deutschland zu gehen. Dann bin ich tatsächlich ohne Job, ohne Wohnung und gesundheitlich angeschlagen mit 32 Jahren wieder bei Mama eingezogen. Das war der größte Einschnitt in meinem bisherigen erwachsenen Leben.

Wie ging es dir zu dem Zeitpunkt?

Mein Körper hatte mich dazu gezwungen, mein Leben nicht mehr so weiterzuleben wie vorher. Aber was eigentlich meine Bedürfnisse sind, was mich gesund und glücklich macht, war mir nicht bewusst. Ich habe zu dem Zeitpunkt nicht mal realisiert, dass ich mich aktiv auf die Suche danach machen muss. 

Was hast du stattdessen gemacht?

Beruflich habe ich erstmal beschlossen, dass ich von Agentur- auf Unternehmensseite wechseln will und mich intensiver um eine Marke kümmern will. So bin ich erst für zwei Jahre zu Scout24, dann zu Amazon und schließlich zu BMW gegangen. Dort habe ich den Vertrieb für das globale Merchandising von MINI verantwortet. Parallel habe ich mich aktiv persönlich weiterentwickelt. Dazu habe ich Seminare und Coachings gemacht, angefangen zu meditieren und meine Ernährung umgestellt. Ich habe Bücher gelesen, mit Journals und Workbooks gearbeitet und angefangen inspirierende Podcasts zu hören. Durch diese Arbeit konnte ich mein Wertesystem neu ordnen, mit Themen aus der Vergangenheit Frieden schließen und meine Schöpferkraft und mein Urvertrauen wiederentdecken. So habe ich auch gemerkt, dass in mir Unternehmergeist steckt, den ich unbedingt rauslassen will. 

Wie genau hast du das festgestellt?

Es war wieder ein Prozess. Ich wusste länger, dass mich meine Position im Konzern nicht mehr ausfüllt und ich Sinn in meinem Tun vermisse. Ich wusste, dass ich etwas grundsätzlich verändern wollte, aber hatte noch kein Timing. Meine Krankheit hatte mir gezeigt, dass unsere Lebenszeit wertvoll und begrenzt ist. Ich beschloss, mein Leben nicht von der Angst zu scheitern antreiben zu lassen, sondern von Liebe und Zuversicht. 

Wieso wusstest du, dass die Selbstständigkeit dich mehr in diese Richtung bringt?

In mir steckt eine sehr pragmatische Natur. Festangestellt fühlte ich mich wie ein Rädchen in einem riesigen Getriebe, mit langsamer Umsetzung von Ideen und Projekten und selten sichtbaren Ergebnissen. Ich wollte aber selbst etwas kreieren, einen Output sehen, etwas erschaffen und in die Welt bringen, anstatt meine Zeit in teils monotonen Meetings zu verbringen.

Wann kam dir die Idee zu Catlabs?

Die Idee kam mir das erste Mal Anfang 2014, als ich in meine neue Wohnung zog und keinen Kratzbaum für meine Katze fand, der auch meine ästhetischen und nachhaltigen Ansprüche erfüllte. Ich realisierte, dass bestimmte Dinge im Zusammenleben mit Katzen schwierig sind: Katzenhaare, Kratzverhalten, das Katzenklo und auch die Beschäftigung und Unterhaltung einer Wohnungskatze. Vor allem, wenn man es gerne schön und stilvoll zuhause hat, ist es schwierig, das mit den Bedürfnissen der Katze zu vereinbaren.

Wusstest du sofort, dass das eine Geschäftsidee ist?

Ich habe mit etwas Hilfe mein eigenes Design von einem Kratzbaum umgesetzt, aber noch ohne große geschäftliche Gedanken dahinter. Diesen Kratzbaum habe ich immer mehr optimiert und öfters Komplimente von Besuchern bekommen. Dann habe ich die Herstellungskosten mit dem Verkaufspreis durchkalkuliert, überlegt, wie groß ist der Markt ist und ob meine Idee ein Business werden kann oder nur ein Hobby ist. Bei all dem hat mir mein professioneller Background aus meiner Zeit im Unternehmen geholfen. 

Wie bist du von dem einen Prototyp zur Geschäftsgründung gekommen?

Ich habe mich nach und nach auf den Weg gemacht, passende Partner zu finden. Ich hatte wenig vorzuweisen als eigenes Unternehmen und habe trotzdem versucht, andere für meine Idee zu begeistern. Seit August 2018 arbeite ich Vollzeit für mein Unternehmen Catlabs.

Woher wusstest du, was Katzen wollen?

Ich bin schon jahrelang Katzenmama und als mein Business konkreter wurde, habe ich viele Bücher über das Verhalten und die Bedürfnisse von Katzen in Wohnungen gelesen. Und meinen ersten Kratzbaum-Prototyp von 50 Katzen austesten lassen, um verschiedene Materialen und Designs auszuprobieren. Und mein jetziger Kratzbaum Battlecat ist der Gewinner. 

Wie fühlt sich deine Selbstständigkeit bisher an?

Es gibt Tage, an denen ich denke, dass ich völlig verrückt bin. Dann gibt es aber zum Glück auch die Tage, an denen ich mir einfach sicher bin, dass die Idee klappt.

Welche Veränderung durch die Selbstständigkeit fordert dich am meisten?

Es gibt kein Team mehr, auf das ich ressourcentechnisch zurückgreifen kann, oder auf das ich die Verantwortung verteilen kann. Alles stammt aus meiner Feder, ich muss jede Entscheidung selbst treffen. Ich stehe mit meinem Produkt sehr sichtbar und transparent da. Das öffnet manchmal leider die Tür für Leute, die einem den Erfolg missgönnen. 

Wie gehst du mit deiner neuen finanziellen Unsicherheit um?

Ich gehörte in meinen alten Jobs zu den Top Zwei-Prozent-Verdienern aller Frauen in Deutschland. Ich habe mir ausgerechnet, was ich wirklich im Monat zum Leben brauche und mich bewusst entschieden, in der Anfangszeit etwas weniger zu verdienen. Im Austausch zu Sinnhaftigkeit, der Freude an dem was ich tue und der Freiheit zu arbeiten, wann und wie lange ich will. Jetzt gilt es für mich viel Energie zu investieren, damit etwas passiert. Man kann bis zu einem gewissen Punkt planen, aber man muss auch vertrauen, dass sich Dinge ergeben werden, wenn man offen, flexibel und zuversichtlich bleibt. 

Welches Resümee ziehst du denn bisher?

Alles dauert länger als man denkt und die wenigsten Sachen klappen beim ersten Versuch. Vor allem, weil ich sehr viele Dinge das erste Mal mache. Aber das finde ich total schön und bin ganz erstaunt, was ich alles kann: Meine eigenen Videos selbst schneiden, auf Möbelmessen ausstellen, den Designschutz meiner Produkte beantragen oder mich um komplizierte Steuerthemen kümmern. Das gibt ein cooles Selbstbewusstsein. Es ist ein gutes Gefühl, wenn etwas, das ich mir morgens ausdenke, abends schon fertig ist. 

Was ist das Beste an der Selbstständigkeit?

Mein Startup ist zu hundert Prozent ich selbst. Die erste Zeit habe ich noch gearbeitet, wie ich es im Marketing gelernt habe und ständig überlegt, wie der Catlabs Brand und seine Sprache sein soll damit er der Zielgruppe gefällt. Aber das ist ja totaler Quatsch, mich zu verstellen und mir etwas auszudenken, anstatt es einfach so umzusetzen, wie ich selbst bin. Inzwischen ist es meine totale Authentizität, mit der ich Catlabs vertrete. Und das führt auch zu tollen Begegnungen. Ich habe in meiner kurzen Zeit der Selbstständigkeit so viele tolle Frauen kennengelernt, die mir helfen wollen, die mich motivieren. 

Welche Tipps hast du für Frauen, die sich auch selbstständig machen wollen?

Wenn man in einer Beziehung oder Familie lebt, funktioniert die Selbstständigkeit nur gemeinsam. Man ist so eingespannt, dass dieser Schritt eine Familien- oder partnerschaftliche Entscheidung sein sollte. Mein Partner unterstützt mich leidenschaftlich dabei meine Vision Wirklichkeit werden zu lassen und ist mein bester Berater und größter Motivator. Man muss den Weg ganz gehen und nicht noch berufliche Nebenschauplätze haben, um die Vision wirklich umsetzen zu können. Und natürlich sollte man den Markt checken, ob die Idee wirklich erfolgreich sein kann.

Und wenn man noch zweifelt, ob man sich diesen Schritt wirklich traut?

Dann sollte man darüber nachdenken, wie oft man sich seinen Job-Alltag schönredet, von Urlaub zu Urlaub hangelt und ob man mit dieser Situation zufrieden ist. Wir sind nicht auf der Erde, um irgendwie durch zu kommen. 

Welche Ziele hast du für dich selbst im Jahr 2019?

2018 war ein Jahr mit vielen Veränderungen und deshalb geht es mir jetzt eigentlich darum, Catlabs bekannter und erfolgreicher zu machen. Und es stehen ein paar Produktlaunches an. 

Danke für das tolle Gespräch, liebe Katharina. 

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