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Börsen-Know-How Wie viel Dax gehört in mein Depot?

Illustration Frau am Computer
© Good Studio / Adobe Stock
Er schüttet dieses Jahr Dividenden in Rekordhöhe aus und klettert immer weiter nach oben. Wie viel Dax gehört ins Depot?

Anfang des Jahres galt: neuer Tag, neuer Rekord. Im März knackte der Dax, das berühmte deutsche Börsenbarometer, dann erstmals in seiner Geschichte die 18 000-Punkte-Marke. Schon 2023 hatte er rund 20 Prozent zugelegt. Und das in einer Zeit voller Krisen – Inflation, steigende Zinsen, ein Krieg in Europa. Wie kann das sein? Und wie können Anlegerinnen davon profitieren?

Was genau ist der Dax?

Dax steht für Deutscher Aktienindex. Er ist der wichtigste Index für den deutschen Aktienmarkt und ein guter Hinweis darauf, wie es den deutschen Unternehmen geht. Der Dax repräsentiert aber nicht alle, sondern nur die Wertentwicklung der 40 größten Unternehmen an der Frankfurter Wertpapierbörse. Größe wird dabei nicht am Umsatz oder an der Mitarbeiterzahl festgemacht, sondern an der Marktkapitalisierung: Das ist der Gesamtwert aller frei handelbaren Aktien. Bis September 2021 bestand der Dax nur aus 30 Werten, er wurde also erweitert. Seither gelten auch strengere Regeln, wer in den Dax hinein darf. Neue Mitglieder müssen unter anderem mindestens zwei Jahre lang Gewinn erzielt haben.

Wie setzt er sich zusammen?

Die im Dax gelisteten Unternehmen stammen aus verschiedenen Branchen und repräsentieren somit einen breiten Querschnitt der deutschen Wirtschaft. Technologieunternehmen haben den größten Anteil an der Marktkapitalisierung aller Dax-Unternehmen, zusammen gut 30 Prozent. Dabei sind sie mit nur vier Unternehmen vertreten: SAP, Deutsche Telekom, Infineon und Siemens. Zum Vergleich: Der Sektor Handel und Konsum ist im Index auch nur mit vier Unternehmen vertreten: Adidas, Beiersdorf, Henkel und Zalando. Aber weil ihr jeweiliger Marktwert kleiner ist, machen die Händler gemeinsam knapp nur fünf Prozent am Index aus. Das bedeutet auch, dass ihre Kursbewegungen weniger ins Gewicht fallen.

Die Zusammensetzung des Dax wird quartalsweise überprüft und bei Bedarf angepasst. Seit diesem Jahr gleicht sich die Deutsche Börse an internationale Standards an und hebt die Kappungsgrenze von zehn auf 15 Prozent an. Diese Grenze legt fest, wie hoch der Anteil eines Unternehmens am jeweiligen Börsenindex gewichtet sein darf. Überschreitet das Gewicht eines Einzeltitels diese Marke, müssen Indexfonds Anteile des Unternehmens verkaufen. Zum Beispiel im Fall von Linde: Der deutsche Gas-Konzern übertraf immer wieder die Kappungsgrenze von zehn Prozent. Die dann folgenden Verkäufe drückten den Kurs. Als Folge zog Linde im Februar 2023 all seine Anteilsscheine von der Deutschen Börse und verlagerte sie nach New York. Der Dax verlor so seinen wertvollsten Börsenkonzern an die USA.

Wie entwickelt sich der Dax?

Genau wissen kann das niemand. Doch ein paar Anhaltspunkte gibt es. Zum einen hilft der Blick zurück: Als der Dax am 1. Juli 1988 zum ersten Mal an der Deutschen Börse berechnet worden ist, lag er noch bei 1000 Punkten. Wer vor 35 Jahren Anteilsscheine gekauft und diese behalten hat, konnte seither rund 7,5 Prozent Rendite pro Jahr erzielen, das zeigt ein Blick auf das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts. Hätte man also damals 10 000 Euro in den Dax investiert, alle Dividenden reinvestiert und die Anteile bis heute behalten, wären die heute rund 148 000 Euro – Fondsgebühren und Steuern nicht mitgerechnet.

Wichtig zu wissen: Der Dax wird als Performance-Index dargestellt. Er bildet sowohl die Kursentwicklung als auch die reinvestierten Dividenden ab. Seine Wertentwicklung ist deshalb nicht mit der anderer Indizes, die als Kursindizes dargestellt werden, etwa der S&P 500, zu vergleichen.

Die Entwicklung der Aktienmärkte hängt auch immer mit der Geldpolitik der Notenbank zusammen. "Ein höherer Zins bedeutet zum einen, dass Sparer auf festverzinsliche Anlagen mehr Zinsen bekommen", erklärt Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin beim Deutschen Aktieninstitut. Wer langfristig erfolgreich sparen will, brauche jedoch beides: festverzinsliche Anlagen für die kurze und mittlere Frist sowie Aktien, Aktienfonds und ETFs als langfristige Ertragsbringer. "Für die Unternehmen, die sich am Kapitalmarkt finanzieren, bedeutet ein höherer Zins aber vor allem, dass es für sie teurer wird, Projekte und Innovationen zu finanzieren." Deshalb besagt eine Börsenweisheit, dass die Aktienkurse fallen, wenn die Zinsen steigen – und umgekehrt. Auch wenn das in der Praxis nicht immer eins zu eins zutrifft.

Aktuell zeigt sich dieser Zusammenhang allerdings sehr deutlich. Noch sind die Zinsen zwar verhältnismäßig hoch: Das ist die Folge der gestiegenen Inflation, die die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Anhebung der Leitzinsen bekämpfen wollte. Aber die Inflation scheint inzwischen im Griff zu sein, im Laufe des Jahres werden Zinssenkungen erwartet. Das hat bereits Ende des Jahres 2023 für eine Kursrally beim Dax gesorgt.

Ist da noch Luft nach oben?

Angesichts der jüngsten Rekorde kann man sich fragen, ob Dax-Aktien zu teuer geworden sind, um jetzt noch einzusteigen. Die Börsenwelt spricht dabei von "überbewertet". Um die Frage zu beantworten, lohnt sich ein Blick auf das Verhältnis von Kurs und Gewinn (KGV). Es gibt an, wie viel Euro Anleger:innen für einen Euro des Unternehmensgewinns bezahlen müssen – vorausgesetzt die Unternehmensgewinne bleiben konstant. Je niedriger das KGV, desto günstiger ist demnach der Anteilsschein. Im März dieses Jahres stand das KGV des Dax bei rund 14 und damit ziemlich nah an seinem Langzeitdurchschnitt. Wenn es allein um diese Kennzahl geht, sind die Dax-Titel also weder besonders teuer noch besonders günstig bewertet.

Wie deutsch ist der Dax eigentlich?

Für Christiane Hölz, Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW, liegt der Reiz in der Regionalität des Indizes: "Als Deutsche kennt man die Unternehmen, die dahinterstecken, tendenziell. Sie sind uns am nächsten, weil sie uns täglich begegnen."

Dieses Gefühl von Vertrautheit kann jedoch zu einem Anlagefehler führen, dem sogenannten Home Bias: So bezeichnet man die Tendenz von Investor*innen, eher in ihren Heimatmarkt zu investieren. Damit riskieren sie, nicht breit genug zu streuen und Renditechancen in anderen Regionen zu verpassen.

Allerdings sollte man diese Falle in Bezug auf den Dax auch nicht überschätzen. Auch wenn es sich dabei um den deutschen Leitindex handelt: 80 Prozent der Umsätze werden außerhalb von Deutschland erzielt. Ein weiteres Zeichen für die zunehmende Globalisierung der deutschen Großkonzerne: Mehr als die Hälfte aller Dax-Aktien gehört ausländischen Investoren – Tendenz steigend, so eine Auswertung der Beratungsgesellschaft EY im vergangenen Jahr. Auf Platz eins steht in dem Ranking der Wohnungskonzern Vonovia; 84 Prozent der Aktien befinden sich in ausländischer Hand.

Wer gehört noch zur Dax-Familie?

Neben dem Dax gibt es noch spezifischere Indizes. Der TecDax zum Beispiel repräsentiert die Kurse der 30 größten Unternehmen aus Informations- und Kommunikationstechnologie. Der MDax listet 50 mittelgroße deutsche Unternehmen aus der nächstkleineren Kategorie, gemessen nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz. Der SDax wiederum umfasst die nächsten 70 noch kleineren Unternehmen.

Vergleicht man die Performance dieser Indizes, lässt sich gut beobachten, welchen Unternehmen es besser geht, den kleineren oder den ganz großen. In den vergangenen 15 bis 20 Jahren haben MDax und SDax im Schnitt über einen langen Zeitraum besser performt als der Dax. Sollten Anleger:innen also die kleine Schwester MDax vorziehen? "Nein", sagt Vera Diehl, Anlageexpertin bei Union Investment. "Sicher sind es spannende Unternehmen mit viel Kurspotenzial. Aber sie sind zu klein und gelten als risikoreicher als die großen Namen."

Wie viel Dax gehört also ins Depot?

"Man kann da keine pauschale Zahl nennen – wir müssen immer die individuelle Situation berücksichtigen", sagt Vera Diehl. In einem Aktien-Portfolio sollte der Dax maximal eine Beimischung sein, denn er repräsentiert nun mal nur 40 Unternehmen. Zum Vergleich: Im MSCI-World-Index, der 85 Prozent des globalen Aktienmarktes abdeckt, stecken über 1400 Titel aus 23 Industrieländern. Die Dax-Unternehmen machen darin zusammen etwa zwei Prozent aus. Einen winzigen Dax-Anteil haben also die meisten Investor:innen wahrscheinlich eh schon im Portfolio.

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Brigitte

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