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Altersvorsorge Lohnt sich Riester wirklich? Bei den meisten Frauen lautet die Antwort JA

Riester-Rente: Lohnt sich Riester wirklich?
© Rawpixel.com / Shutterstock
Der Staat beteiligt sich an deiner Altersvorsorge - toll. Aber lohnt sich das Riestern wirklich? Und welcher Vertrag passt zu dir?

Es klingt ganz simpel: Riester-Vertrag abschließen, Zulagen oder Steuervergünstigungen vom Staat kassieren und eine stattliche Zusatzrente aufbauen. Aber: Ganz so simpel ist es nicht. Riester-Verträge sind umstritten - zu teuer, zu kompliziert und an zu viele Bedingungen geknüpft, wie die Kritiker sagen -, und Interessenten irren oft durch einen Angebotsdschungel. Denn es gibt nicht den einen Vertrag, der nur zu unterschreiben ist. Sondern gleich fünf verschiedene Varianten von zig Anbietern, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Welche Variante du wählst, ist abhängig von Ihrer Risikoneigung und auch davon, wie du sonst in Sachen Altersvorsorge aufgestellt bist. Mit der Rentenreform 2001 wurde die Senkung des Niveaus der gesetzlichen Rente beschlossen und als Ausgleich dafür die staatlich geförderte Riester-Rente eingeführt. Es sollte ein großer Wurf werden. Und dann das: 

Die Rendite werde für viele Sparer nicht besser sein, als wenn sie ihr Geld in einen Sparstrumpf steckten, analysierte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schon 2011. 

Und erst vor ein paar Wochen nahmen Vorsorgeexperten des Verbraucherzentrale Bundesverbandes 18 Riester-Angebote unter die Lupe. Ergebnis: Mit wenigen Ausnahmen seien die Kosten der Produkte zu hoch. Wasser auf die Mühlen der Riester-Gegner. Nach anfänglichem Run auf die Policen gab es im vergangenen Jahr erstmals mehr Kündigungen als Neuverträge - und jeder fünfte Riester-Vertrag wird gar nicht mehr bedient. 

Rechnet sich Riester? Für die meisten Frauen ja

Dr. Mechthild Upgang, die vor allem Frauen in Sachen Finanzen berät, kann die generelle Schelte nicht verstehen. "Besser ein Spatz in der Hand als gar nichts", urteilt die Expertin. Zwar sei mit Aktiensparplänen unter Umständen eine höhere Rendite möglich. Aber nach ihrer Erfahrung halten viele Frauen diese Form des Sparens nicht über Jahrzehnte durch - und gehen deshalb am Ende oft leer aus. Ein günstiger Riester-Vertrag, der über 30 Jahre angespart wird, sei oft die bessere Lösung. 
Die pauschale Ablehnung kann auch Renate Fritz, Geschäftsführerin der von Helma Sick gegründeten Münchner Finanzberatung frau & geld, nicht nachvollziehen. 

"Niemand muss riestern. Aber ich empfehle, die staatliche Förderung zu nutzen, wenn es passt"

"Und für die meisten Frauen rechnet sich das." Vor allem Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Geringverdienerinnen profitieren von den Zulagen, die in diesem Jahr noch einmal angehoben wurden. Riester-Sparer erhalten eine Grundzulage von 175 Euro pro Jahr, dazu Kinderzulagen: 185 Euro pro Jahr für jedes vor 2008 geborene Kind, 300 Euro für jedes danach geborene. In 20 Jahren bekommt eine Mutter von zwei Kindern also gut 15 000 Euro geschenkt. Aber auch kinderlose Frauen mit hohem Einkommen verschenken Bares, wenn sie auf Riester verzichten. Renate Fritz: "Sie nehmen die Zulage mit, profitieren aber hauptsächlich von einer Steuerersparnis von bis zu 700 Euro pro Jahr." (siehe Beispielrechnung unten).

Genau hinschauen ist gefragt!

Um die maximale Förderung zu erhalten, müssen Riester-Sparer jedoch selbst einen Beitrag leisten. Vier Prozent des rentenversicherungspflichtigen Brutto- Einkommens des Vorjahres müssen in den Riester-Vertrag fließen, inklusive Zulagen maximal 2100 Euro im Jahr. Wer wenig verdient oder Teilzeit arbeitet, bekommt die Förderung bereits ab einem Eigenanteil von fünf Euro im Monat bzw. 60 Euro im Jahr. "Die Riester-Förderung ist abhängig vom Einkommen", sagt Renate Fritz und weist auf den häufigsten Knackpunkt hin: "Verändert sich die Einkommenssituation, muss der Eigenanteil angepasst werden - ansonsten wird nicht die volle staatliche Förderung bezahlt." Die Finanzexpertin empfiehlt deshalb, den Vertrag dahin gehend einmal im Jahr (am besten im Januar!) zu überprüfen. 

Auch für Geringverdiener lohnt sich Riestern

Bisher wurde Einkommen aus einer Riester-Rente voll auf die Grundsicherung im Alter angerechnet - für Geringverdiener machte es also wenig Sinn, zusätzlich für das Alter zu sparen. Das hat sich geändert: Seit Jahresbeginn verbleiben 100 Euro plus 30 Prozent der darüber hinausgehenden Zusatzrente – maxi- mal 202 Euro – neben der Grundsicherung im eigenen Portemonnaie. Beträgt Ihre Zusatzrente beispielsweise 280 Euro, kannst du davon 160 Euro (100 Euro pauschal plus 30 Prozent der verbleiben- den 180 Euro) behalten.

Riestern, aber wie?

Bevor du dich langfristig festlegst, solltest du dir über Ihre Ziele im Klaren sein und die Besonderheiten der unterschiedlichen Sparformen kennen. Eines haben alle Varianten gemeinsam: Du garantierst, dass zumindest alle Einzahlungen und Zulagen zu Beginn der Rente als Kapital zur Verfügung stehen. Doch es gibt spezifische Vor- und Nachteile: 

Klassisch

Unter den rund 16,5 Millionen Riester-Verträgen sind Versicherungspolicen (10,7 Millionen) die Lieblinge der Renten-Sparer. Die Renditeaussichten sind derzeit allerdings gering. Vor allem mit klassischen Rentenpolicen können Riester-Sparer kaum mehr als die beim Vertragsabschluss garantierte Rente erwarten. Die Mindestverzinsung bei Neuverträgen liegt bei mageren 0,9 Prozent. 

Fondsgebunden 

Diese Rentenversicherungen bieten gar keine Mindestverzinsung, im Gegenzug sind aber höhere Renditen möglich, weil der Sparanteil des Kapitals in Fonds investiert wird. Bei allen Riester-Verträgen im Versicherungsmantel gilt es, auf die Kosten zu achten: Sie variieren von Anbieter zu Anbieter enorm! Einen Überblick geben Vergleichsportale und vor allem "Finanztest" von der Stiftung Warentest. 

Banksparplan: flexibel, aber kaum Rendite 

Noch sicherheitsorientierter, allerdings werden sie aktuell kaum mehr angeboten. Das Geld wird regelmäßig eingezahlt, die Verzinsung orientiert sich jeweils am aktuellen Zinsniveau. Im Moment ist also kaum Rendite zu erwarten. Der Vorteil von Banksparplänen: Sie sind sehr flexibel. Wer frühzeitig ans Geld muss, macht keine Verluste, weil es bei Banksparplänen keine Abschlussgebühren gibt. Nur die Zulagen müssten – wie bei vorzeitiger Auflösung aller Riester-Verträge - zurückgezahlt werden. 

Fondssparplan: die renditeorientierte Variante 

Riestern per Fondssparplan verspricht auf lange Sicht die höchste Rendite und wird vor allem von großen deutschen Investmentgesellschaften wie DWS, Deka und Union angeboten. Anders als bei Fondssparplänen ohne Riester sind die eingezahlten Beiträge und Zulagen garantiert. Das hat jedoch einen Preis. Um die Garantie zu gewähren, sind sie nicht dauerhaft zu 100 Prozent in Aktien investiert. Du kannst im Wesentlichen zwischen zwei Riester-Fondstypen wählen: Beim sogenannten Lebenszyklusmodell werden zunächst vor allem Aktienanlagen gekauft, mit zunehmendem Alter geht der Trend dann zu sicheren Rentenfonds. Bei dynamischen Modellen dagegen passen die Anbieter den Aktien- und Rentenanteil flexibel an - je nachdem, was angesichts der Entwicklung an den Märkten die höchsten Renditen verspricht. 

Wohn-­Riester: sofort profitieren 

Nach der Abschaffung der Eigenheimzulage 2006 gab es für Immobilienerwerb zunächst keine staatlichen Förderungen mehr. Deshalb wurde 2008 die sogenannte Eigenheimrente ("Wohn-Riester") eingeführt. Anders als bei den anderen Riester-Produkten können hier Sparraten und Zulagen direkt in die Finanzierung einer selbst genutzten Immobilie fließen – als Eigenkapital bzw. für die Tilgung eines Immobilienkredits. Spezielle Wohn-Riester-Verträge gibt es von Banken und Bausparkassen. Ein Bausparvertrag verspricht zwar kaum Zinsen, aber er bietet den Vorteil, dass du dir damit die Zinsen für zukünftigen Immobilienerwerb sicherst. Das könnte derzeit ein Vorteil sein, wenn du den Kauf einer Immobilie erst in ein paar Jahren planst. Grundsätzlich kannst du aber jeden Riester-Vertrag für die Immobilienfinanzierung nutzen. 

Was passt zu mir?

Finanzberaterin Renate Fritz rät, den individuellen Bedarf und die Möglichkeiten genau zu analysieren und sich individuell beraten zu lassen. "Nicht jede Sparform ist gut, und von den guten Angeboten passt nicht jedes Angebot zu jedem." Jungen Frauen empfiehlt die Finanzfachfrau kostengünstige Fondssparpläne. "Die bieten über lange Zeiträume die besten Renditeaussichten, brauchen aber in der Regel mindestens 20 Jahre Laufzeit." Wer dagegen erst mit 50 zu riestern beginnt, ist mit einer ausgesuchten Versicherungslösung besser bedient. 

Ihre Devise: Keep it simple. Der Wohn-Riester gehört deshalb nicht zu ihren Favoriten. "Die Regelungen sind kompliziert und bergen Risiken. Mögliche Probleme könnten sich beispielsweise bei einer Scheidung in der Ansparphase ergeben. Auch bauten sich hohe Steuerforderungen auf, die dann im Ruhestand getilgt werden müssen. „Schulden ins Alter zu verschieben, kann nicht das Ziel sein", sagt Fritz. Zwar muss auch die Riester-Rente bei Auszahlung zu 100 Prozent mit dem persönlichen Steuersatz versteuert werden. Aber beim Wohn-Riester unterliegt der "geldwerte Nutzen", den das mietfreie Wohnen im Alter bietet, der Steuer. Das ist schwerer zu kalkulieren und außerdem mit hoher Wahrscheinlichkeit teuer. "Ich empfehle deshalb, Riester ausschließlich für den Aufbau einer Altersrente zu nutzen."

Die Riester-Checkliste

  • Hast du Anspruch auf Förderung?
    Bist du rentenversicherungspflichtig beschäftigt oder verbeamtet? Dann kannst du riestern, ebenso Partner von Anspruchsberechtigten, Auszubildende und Arbeitslose. Wenn du unter 25 bist, erhältst du einmalig 200 Euro als Berufseinsteigerbonus. Um die vollen Zulagen zu erhalten, musst du vier Prozent deines sozialversicherungspflichtigen Bruttoeinkommens (max. 2100 Euro/Jahr inklusive Zulagen) ansparen, die Grundzulage beträgt 175 Euro.
  • Hast du Kinder?
    Pro Kind unter 25 (solange du noch Kindergeld bekommst) gibt es noch einmal 185 Euro, für nach 2007 geborene Kinder sogar 300 Euro.
  • Sparst du schon konsequent per Aktiensparplan fürs Alter? Riestern verspricht aufgrund der Beitragsgarantie und der hohen Verwaltungskosten keine sehr hohen Renditen. Auf lange Sicht könntest du mit einem ETF- oder Fondssparplan mehr erzielen. Aber hältst du dein Sparvorhaben auch in schwachen Börsenphasen durch? Neigst du dazu, deine Altersvorsorge für einen Urlaub zu opfern? Dann bist du mit Riester auf lange Sicht vielleicht besser bedient.
  • Verdienst du gut?
    Wenn du mehr als
40 000 Euro im Jahr verdienst, könnte sich Riestern aufgrund der Steuerersparnis rechnen: Bis zu 2100 Euro im Jahr kannst du steuerlich ansetzen, allerdings wird der Satz um die Zulagen reduziert. Vor allem Singles ohne Kinder profitieren
- wie stark genau, hängt vom Steuersatz ab.
  • Arbeitest du in Teilzeit?
    Geringverdiener (z. B. 450-Euro-Jobber) müssen monatlich den Mindestbeitrag (fünf Euro) bezahlen, um die vollen Zulagen zu erhalten. Bisher rechnete sich das aber nicht, weil im Alter die Riester-Rente auf die Grundsicherung angerechnet wurde. Das hat sich 2018 geändert: 100 Euro Riester-Rente sind anrechnungsfrei, von der darüber hinausgehenden Zusatzrente bis zum Höchstbetrag von 202 Euro immerhin noch 30 Prozent.
  • Bist du Hausfrau?
    Auch ohne eigenes Einkommen kannst du einen eigenen Riester-Vertrag abschließen:
Du zahlst 60 Euro im Jahr ein und bekommst 175 Euro vom Staat dazu. Voraussetzung: Dein Ehepartner ist anspruchsberechtigt und hat einen Riester-Vertrag.
  • Bist du in Elternzeit?
    In der Elternzeit werden dir für die gesetzliche Rente Kindererziehungszeiten gutgeschrieben, auch der Anspruch auf Riester-Förderung erlischt nicht. Für maximal drei Jahre pro Kind erhältst du Zulagen vom Staat für dich und deinen Nachwuchs, also 475 Euro im Jahr. Du zahlst dafür lediglich mindestens 60 Euro im Jahr ein.
  • Planst du, im Ausland zu leben oder zu arbeiten?
    Förderung gibt es nur, wenn du im Inland Sozialversicherungsbeiträge zahlst (allerdings kannst du Verträge auch kurzfristig ruhen lassen). Wer seinen Lebensabend im Ausland verbringen möchte, sollte wissen: Jenseits Europas Grenzen werden keine Riester-Renten ausgezahlt.

Die Infos stammen von herMoney - dem unabhängigen Finanzforum für Frauen. herMoney ist ein Informationsportal, das speziell auf weibliche Anforderungen für Vorsorge und Finanzen zugeschnitten ist. Es richtet sich an Frauen ab 25 Jahren.

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Birgit Wetjen

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