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Lisa Hassenzahl So legst du dein Geld klug an

Lisa Hassenzahl: eine Frau im gelben Blazer sitzt am Schreibtisch und tippt auf einem Taschenrechner
© lovelyday12 / Adobe Stock
Die Frage stellen sich viele Frauen: Sie haben Geld gespart und würden es gern anlegen – aber wie geht man da vor? Finanzplanerin Lisa Hassenzahl erklärt es.

Der Fall:

Vera, 38

"Ich habe ca. 60 000 Euro angespart. Ein Teil davon ist meine Rücklage für unerwartete Ausgaben, der Großteil liegt auf dem Tagesgeldkonto. Ich habe mich bisher einfach nicht getraut, es zu investieren. Aber jetzt wird es mir zu riskant. Durch die hohe Inflation wird das Geld ja immer weniger wert. Und: Meine Bank verlangt ab 50 000 Euro ein 'Verwahrentgelt'. Das war wie ein Schubs: Ich möchte endlich in Wertpapiere investieren. Aber wie hoch muss meine Rücklage sein? Und vielleicht möchte ich in ein paar Jahren eine Immobilie kaufen. Wie gehe ich jetzt vor?"

Lisa Hassenzahl ist Finanzplanerin in Darmstadt und berät mit ihrem Unternehmen Her Family Office vor allem Frauen. Was rät sie Vera?

"In der Finanzplanung betrachten wir nicht nur die finanziellen Themen unserer Kundinnen, sondern auch ihre Lebenssituation. Wir analysieren den kompletten Ist-Zustand, definieren Ziele und leiten daraus eine Strategie her.

Die ersten Fragen, die Vera für sich beantworten sollte: Was ist das Ziel ihrer Kapitalanlage, welche übergeordneten Ziele hat sie? Dazu gehört auch, welches Einkommen sie später einmal monatlich im Ruhestand zur Verfügung haben möchte. So wird sichtbar und nachvollziehbar, welches Kapital dafür notwendig ist. Der Traum vom Immobilienkauf, die Frage nach den Rücklagen – diese Fragen sind auch wichtig und werden im weiteren Verlauf der Beratung berücksichtigt, aber die Ruhestandsplanung ist meist der Ausgangspunkt. Welche Lücke muss sie schließen? Und daraus ergibt sich: Wie muss sie ihr Geld anlegen? Welche Zielrendite hat sie? Wenn sie weiß, wo sie steht, kann sie auf dieser Basis ihre Entscheidungen treffen.

Mit 38 Jahren hat Vera noch sehr viel Zeit, ein Vermögen aufzubauen. Ob sie in ein paar Jahren tatsächlich eine Immobilie kauft oder in 30 Jahren ihre Rente aufstockt, ist, so seltsam das klingt, erst mal egal, solange die Anlagestrategie generell passt. Ein Vermögen ist ja nicht zweckgebunden. Ich erlebe bei vielen, dass sie die Geldanlage hinauszögern, weil sie ständig darauf warten, dass sie eine bezahlbare Immobilie finden. Vera kann es sich aber nicht leisten, fünf Jahre weiter ihr Geld auf dem Konto zu parken.

Man muss nicht alles in ein Depot packen

An dieser Stelle machen viele Leute einen weiteren Denkfehler: Nur weil sie einen größeren Betrag zur Verfügung haben, heißt das noch lange nicht, dass sie den auch auf einen Schlag in ein Depot packen müssen. Gerade für jemanden, der noch gar keine Anlageerfahrung hat, ist es am wichtigsten, erst mal ins Tun zu kommen. Und mindestens genauso wichtig ist, dass Vera sich damit emotional wohlfühlt und nicht das Gefühl von Kontrollverlust hat.

Die Lösung: Sie kann innerhalb ihrer Anlagestrategie verschiedene Risikogruppen und damit auch verschiedene Anlagehorizonte haben. Das kann zum Beispiel so aussehen: Geld, das sie über einen längeren Zeitraum nicht braucht – hier sollte der Anlagehorizont schon mindestens fünf, eher sieben bis zehn Jahre betragen – kann sie riskanter anlegen, dafür sind die Renditechancen auch höher. Und für einen kürzeren Zeitraum investiert sie in Anlageprodukte, die nicht so riskant sind, dafür aber auch einen geringeren Ertrag abwerfen.

Also: Die Basis wäre eine Einmalanlage von vielleicht 10 000 Euro in zwei Mischfonds, um eine breite Risikostreuung zu haben. Mischfonds investieren meist sowohl in Aktien als auch in Anleihen, deshalb schwanken ihre Kurse nicht so stark. Und als Turbo fürs Depot zahlt Vera monatliche Sparraten in Aktien-ETFs ein, die riskanter, aber auch renditeträchtiger sind. Diese Raten sollten nicht zu gering sein, sonst vergeht zu viel Zeit. Jeden Monat 5000 Euro, fünf Monate lang, das ist ein guter Plan. In dieser Zeit muss Vera sich auch überhaupt noch nicht festlegen, wie hoch ihr Notfallpuffer sein sollte. Er ist ja hoch genug.

Langfristig anlegen

Danach hat sie immer noch 25 000 Euro auf ihrem Tagesgeldkonto. Für die Rücklagen wird ja oft eine Höhe von mindestens drei Nettomonatsgehältern genannt. Meine Erfahrung: Das hängt vom Lebensstandard der Person und von ihrer Risikobereitschaft ab. Die eine Frau braucht nicht mehr als 2000 Euro auf dem Konto. Und eine andere kann nicht mehr schlafen, wenn ihr Notgroschen unter 15 000 Euro fällt. Das ist wirklich sehr individuell.

Vera jedenfalls hat in diesen fünf Monaten Gelegenheit, sich ans Investieren zu gewöhnen. Der Schlüssel zum Erfolg ist ja, langfristig anzulegen. Das funktioniert aber nur, wenn sie zwischendurch nicht in Panik verfällt und meint, sie müsse jetzt alle Wertpapiere verkaufen. Deshalb empfehle ich immer, sich schrittweise heranzutasten.

Nach den fünf Monaten zahlt Vera dann nicht mehr aus ihrem Vermögen, sondern von ihrem Gehalt jeden Monat eine weitere Sparrate ein. Wie hoch die sein sollte? Das hängt davon ab, wie viel Kapital sie für ihre Ruhestandsplanung benötigt – aber natürlich auch von dem verfügbaren Betrag. Zehn Prozent des Nettogehalts ist eine gute Mindestgröße.

Wichtig zu wissen: Durch die Sparraten, aber auch durch die Entwicklungen an den Kapitalmärkten verändert sich die Struktur ihres Depots mit der Zeit. Einmal im Jahr sollte sie also, falls nötig, Anpassungen vornehmen: Positionen, die sich gut entwickelt haben und somit 'zu groß' geworden sind, wieder reduzieren und die Gewinne zum Beispiel in die etwas konservativeren Mischfonds investieren. Das klingt vielleicht seltsam, aber so werden Gewinne realisiert und 'abgesichert'.

Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen

Stellt sich nun noch die Frage, wie Vera ihre Investitionen zwischen Aktien und Anleihen aufteilen soll. Entscheidend ist hier ihre Zielrendite, also die Rendite, die sie benötigt, um zum Beispiel das Vermögen aufzubauen, das sie zusätzlich zu anderen Einnahmen (gesetzliche Rente etc.) für ihren Ruhestand braucht. Von der Zielrendite kann sie dann auf die notwendige Aktienquote und die Verteilung zwischen risikoreicheren und risikoärmeren Anlagen schließen.

Allein schon für das Ziel, die Inflation auszugleichen, ergibt sich folgende Berechnung: Bei einer angenommenen Inflation von langfristig durchschnittlich drei Prozent (aktuell ist sie deutlich höher) muss die Zielrendite netto (also nach Steuern) ebenfalls drei Prozent betragen, um den Kaufkraftverlust auszugleichen. Da Kapitalerträge aber versteuert werden, muss die Zielrendite brutto bei vier Prozent liegen. Bei einer durchschnittlichen Renditeerwartung für globale Aktien von sechs Prozent und einer erwarteten Rendite der Anleihen von 0,5 Prozent bedeutet das fürs Portfolio eine Aufteilung mit ca. 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen.

Nicht vergessen bei diesen Berechnungen: Es handelt sich um eine durchschnittliche Zielrendite. Es wird Jahre geben, in denen die Rendite darüber – oder darunter – liegt. Umso wichtiger ist also wie immer eine langfristige Strategie, die Vera auch wirklich diszipliniert durchhalten kann. Dabei hilft: Nicht zu oft ins Depot schauen!

Die Zielrenditde

Wie hoch Veras Zielrendite nun ausfallen sollte? Dafür rechnen wir 'rückwärts': Wie viel Kapital wird sie benötigen? Bei konkreten Anschaffungen, etwa einem Hauskauf, ist das einfach, bei der Finanzierung des Ruhestandes gilt als Faustregel: Für 500 Euro zusätzliches monatliches Einkommen benötigt sie zum Rentenbeginn etwa 120 000 Euro Kapital.

Angenommen also, Vera möchte dann monatlich 1000 Euro zusätzlich haben, dann benötigt sie 240 000 Euro zum Ruhestandsbeginn. Mithilfe von Sparrechnern (z. B. auf zinsen-berechnen.de, der auch die Steuern berücksichtigt) kann sie nun ausrechnen, wie viel Geld sie einmalig bzw. pro Monat bis dahin sparen muss und welche Rendite sie dafür braucht.

Was das Depot angeht (bisher hatte Vera ja noch keines): Bei einer der gängigen Direktbanken ist sie gut aufgehoben (Preisvergleich z. B. auf test.de, brokervergleich.de). Dort gibt es nicht nur für ETFs, sondern auch für Fonds immer wieder Aktionen, sodass sie kostengünstig investieren kann."

Faustregel: Wer im Ruhestand 500 Euro im Monat mehr haben möchte, braucht bis dahin rund 120 000 Euro Kapital

Endlich loslegen

… mit der BRIGITTE Academy Masterclass Finanzen!

Lisa Hassenzahl ist einer der vier unabhängigen Expertinnen in der Masterclass Finanzen, dem neuen großen Online-Video-Kursprogramm der BRIGITTE Academy. Egal, ob Sie schon erste Schritte in der Finanzwelt gemacht haben oder endlich anfangen wollen – alle Themen werden behandelt: von der persönlichen Bestandsaufnahme über die ersten Investitionen in Aktien und ETFs und nachhaltige Geldanlage bis hin zu Immobilien, Kryptowährungen, Testament und Erbe, Geld in Familie und Partnerschaft.

Das Programm der Masterclass ist auf acht Wochen angelegt, aber natürlich bleiben die Inhalte danach für Sie freigeschaltet. Sie können Ihre Lernzeit frei einteilen – und Sie können Ihre Fortschritte und Erkenntnisse in dem Workbook festhalten, das ebenfalls zum Kurs gehört. Außerdem gibt es in den acht Wochen gemeinsame Online-Live-Sessions, in denen die Expertinnen Fragen direkt beantworten, sowie Treffen in Kleingruppen.

Die Kursinhalte auf einen Blick:

  1. 12 Stunden Videomaterial zu Finanzthemen aus allen Lebensbereichen
  2. Exklusives Workbook
  3. Live-Sessions mit den Expertinnen
  4. Kleingruppentraining mit den Expertinnen
  5. Vernetzung mit Gleichgesinnten

Start: 1. August 2022, danach wieder im Oktober

Infos: brigitte.de/masterclass

BRIGITTE-Academy-Redakteurin Laura Heyer führt durch die Masterclass. Das Workbook gehört ebenfalls zum Kurs.

Jessica Schwarzer

war viele Jahre Chefkorrespondentin des "Handelsblatts" und ist eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Sie investiert seit mehr als 25 Jahren an der Börse.

Lisa Hassenzahl

berät mit ihrem Unternehmen "Her Family Office" vor allem Frauen. Sie ist zertifizierte Finanzplanerin und Vorstandsmitglied des Zentralverbands Financial Planning Standard Board (FPSB).

Claudia Müller

arbeitete als Ökonomin u. a. bei der Deutschen Bundesbank und der KfW und ist Gründerin des "Female Finance Forum", einer Community für Frauen rund um das Thema Finanzen.

Dani Parthum

ist Ökonomin, Journalistin und geprüfte Finanzanlagenfachfrau. Auf ihrem Finanzportal "Geldfrau" bloggt sie über die Finanzwelt, bietet Workshopsund Coachings rund um das Thema Geld.

Brigitte

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