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Lebensversicherung: So sicherst du dich richtig ab!

Lebensversicherung: Hast du eine?
© Shutterstock/Dimedrol68
Im Umgang mit Risiken führt uns unsere Intuition
oft in die Irre, wir schätzen Wahrscheinlichkeiten falsch ein - und das kann fatale Folgen haben. Wogegen sollten wir uns absichern, und was kostet das? Wir klären die wichtigsten Fragen rund ums Thema Versicherungen

Es passiert aus heiterem Himmel: Ein Familienvater, selbstständig mit eigener Firma, stirbt, Herzinfarkt. Er hinterlässt seine Frau und zwei Kinder. Die Familie hatte ein Haus gekauft und zahlt den Kredit ab. Und jetzt bekommt die Frau, die Teilzeit arbeitet, 400 Euro Witwenrente, die Kinder 260 Euro Waisenrente.

Zum Schicksalsschlag hätte auch noch ein finanzielles Desaster kommen können. Doch der Mann hatte eine Risikolebensversicherung über 500 000 Euro abgeschlossen. So konnte die Familie ihren Lebensstandard sichern, das Haus bezahlen und später auch das Studium der Kinder finanzieren.

Gut, wenn man sich, seine Familie, sein Hab und Gut abgesichert hat. Wir Deutschen tun einiges für dieses gute Gefühl: 431 Millionen Versicherungsverträge haben wir abgeschlossen, mehr als 194 Milliarden Euro dafür im vergangenen Jahr ausgegeben, so die Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Wir versichern uns gegen alles Mögliche - Schäden an Autos, Handys, Drohnen, an Musikinstrumenten, unserem neuen E-Bike oder dem Reisegepäck, wir versichern Tierarztkosten für Hunde, Katze, Pferd, wir sichern uns ab gegen Blitz, Überschwemmung, Sturm, Einbruch oder Streit mit dem Nachbarn. Manchen Schaden könnten wir auch locker aus der eigenen Tasche begleichen. Andere, etwa ein plötzlicher Todesfall, können die Hinterbliebenen in den Ruin treiben. Oder auch nicht.

Es gibt echte Gefahren – und solche, die wir uns einbilden

Die Geschichte oben ist eine aus der Praxis von BRIGITTE-Finanzexpertin Helma Sick. Seit mehr als 30 Jahren berät sie zusammen mit ihren Kolleginnen Frauen rund um Geld- und Versicherungsthemen, und ein Phänomen hat sie immer wieder erlebt: den Verdrängungsmechanismus. "Die Leute denken: Es wird schon nichts passieren. Oder: UNS wird das nicht passieren."

Dabei müsste man doch nur in die Statistiken schauen. Zum Beispiel: Jeder sechste Bundesbürger erlebt seinen 65. Geburtstag nicht. So was wollen wir nicht hören, nicht wissen, wollen nicht damit rechnen. "Unsere Wahrnehmung von Risiken weicht systematisch von der Realität ab", sagt auch der Ökonom Horst Müller-Peters, Professor an der Technischen Hochschule Köln: Wir neigen dazu, die Gefahr durch große Unglücke - Unfälle, Terrorattentate - zu überschätzen, unterschätzen aber weitaus realere Risiken. "Wir Menschen sind nicht in der Lage, in Wahrscheinlichkeiten zu denken. Unser Gehirn ist nicht dafür konzipiert", erklärte Müller-Peters vor Kurzem in einem Interview im Magazin "Capital". "Deshalb greifen wir zu einem Hilfsmittel: Wir ersetzen die schwierige Frage, wie wahrscheinlich ein bestimmtes Ereignis ist, durch eine einfachere: Wie gut kann ich mir das vorstellen? Alles, was wir uns leicht vorstellen können, halten wir auch für besonders wahrscheinlich."
Und wenn wir viele Bilder im Kopf haben, von Terror-Schauplätzen, von Unfallorten, dann führt das dazu, dass wir die Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse als viel zu hoch einschätzen. Und die von ebenso schrecklichen, aber völlig alltäglichen, persönlichen Risiken wie einem Herzinfarkt oder einer anderen schlimmen Erkrankung unterschätzen und lieber verdrängen. "Das Dumme ist, dass uns die Intuition oft in die Irre führt", sagt Peters. "Da würde es lohnen, intensiver nachzudenken."

Denken wir also nach: über Risiken. Und über eine gute Absicherung. In unserer neuen Serie informieren wir dich über vier sinnvolle Risikoversicherungen: Wann du sie brauchst, was du beachten solltest, und was das kostet. Zusammen mit dem Analysehaus Morgen & Morgen haben wir, für eine erste Orientierung, jeweils die zehn günstigsten Tarife berechnen lassen.

TEIL 1

Die Risikolebensversicherung

Was du wissen musst - damit ein Todesfall für die Hinterbliebenen nicht auch noch den finanziellen Ruin bedeutet.

Wer braucht diese Versicherung?
Singles? Eher nicht. Rentner? Nicht unbedingt. Paare ohne Kinder? Ja, wenn einer allein den Lebensstandard nach dem Tod des Partners nicht halten könnte. Vor allem aber ist eine Risikolebensversicherung für Familien unverzichtbar, wenn die Kinder noch klein sind, und noch mehr, wenn die Schulden, meist aus einem Immobilienkauf, hoch sind. Und das bedeutet nicht automatisch, dass nur einer der Partner, der Hauptverdiener, so eine Versicherung abschließen sollte. "Das greift zu kurz", sagt Finanzexpertin Helma Sick. "Wenn er oder sie stirbt, braucht die Familie sowieso Geld. Denn nicht nur ein Gehalt fällt weg, die Betreuung der Kinder muss ja auch bezahlt werden." Und auch Alleinerziehende sollten eine Risikolebensversicherung abschließen, um im Fall ihres Todes für die Ausbildung ihrer Kinder vorzusorgen.

Wie hoch sollte die Versicherungssumme sein?

Faustregel: mindestens das Dreifache, besser das Fünffache des Jahreseinkommens. Oder die Höhe der Schulden plus einer Reserve.

Ist das nicht furchtbar teuer?
Nein. "Die Risikolebensversicherung ist vergleichsweise erschwinglich, vor allem wenn man bedenkt, wie wichtig sie ist", sagt Helma Sick. Der Grund für den relativ günstigen Preis: Die Versicherung zahlt im Todesfall - und nur dann. Wenn die Laufzeit endet und der Versicherungsnehmer noch am Leben ist, bekommt er kein Geld ausbezahlt, die Beiträge bleiben im großen "Risikotopf".

Wie wird der Tarif berechnet?
Das unabhängige Analysehaus Morgen & Morgen hat für BRIGITTE-Leserinnen die günstigsten empfehlenswerten Risikolebensversicherungen zusammengestellt. Geprüft wurden 58 Tarife bei 44 Gesellschaften, inklusive der Online-Anbieter. Die Risikolebensversicherung lässt sich nämlich oft auch bequem online abschließen - vorausgesetzt, dein Fall ist ähnlich klar wie der unserer Musterkundin.

Nennen wir sie Heike. Sie ist 35 Jahre alt, verheiratet und hat ein Kind. Heike ist Vertriebsleiterin. Sie möchte einen Vertrag über 200 000 Euro, das Fünffache ihres Jahresbruttoeinkommens, mit einer Laufzeit von 20 Jahren abschließen. Sie ist 1,65 Meter groß und wiegt 62 Kilogramm. Sie ist Nichtraucherin, war in den letzten fünf Jahren nicht ernsthaft krank, ihre Hobbys sind Kino und Yoga.
Heike könnte sich schon für einen Jahresbeitrag von 114 Euro absichern. Denn der Tarif hängt vor allem von folgenden Faktoren ab (siehe auch Tabelle "Nur mit Zuschlag"):

Was für einen Beruf hast du? Bist du nur im Büro tätig oder hauptsächlich körperlich?


Wie alt bist du? Und wie lange soll deine Versicherung laufen? Üblicherweise wird für 20 Jahre abgeschlossen - man geht davon aus, dass dann die Kinder groß genug bzw. die Schulden weitgehend abgetragen sind. Wie bei allen Risikoversicherungen gilt: Je jünger man ist, wenn man sie abschließt, desto günstiger sind die Tarife. Wäre Heike nicht 35, sondern 45 Jahre alt, müsste sie schon rund 200 Euro pro Jahr mehr bezahlen.

Hast du Übergewicht? Bei der Berechnung des Tarifs werden Körpergröße und Gewicht abgefragt und daraus der Body-Mass-Index (BMI) errechnet. Ein höherer BMI macht bei vielen Gesellschaften den Tarif teurer.

Hast du riskante Hobbys - Motorradfahren, Fallschirmspringen?


Rauchst du? Hast du geraucht? Raucher haben ein höheres Todesfallrisiko, sie müssen deshalb für ihre Versicherung durchschnittlich rund 140 Prozent mehr bezahlen - Party- und E-Zigarettenpaffer ebenso wie Kettenraucher. Wenn Heike Raucherin wäre, läge das günstigste Angebot für sie schon bei 290,70 Euro. Sei beim Ausfüllen des Antrags unbedingt ehrlich: Die Versicherer dürfen ihre Kunden auf Nikotin untersuchen, und diese müssen sich melden, wenn sie doch mit dem Rauchen anfangen. Dann wird der Beitrag erhöht. Wer geschwindelt hat, muss damit rechnen, dass der Versicherer den Hinterbliebenen nichts oder weniger Geld auszahlt. Umgekehrt: Sobald Kunden ein Jahr lang nicht geraucht haben, können sie bei einigen Anbietern in einen günstigeren Nichtrauchertarif wechseln.

Nur mit Zuschlag

Welche Risikofaktoren zu höheren Tarifen führen

Normalbeitrag = Zahlbeitrag127 €

Risiko Beruf: Bäckereifachverkäuferin

153 €

Risiko lange Laufzeit: 30 Jahre

225 €

Risiko Hobby: Motorradfahren 

153 €

Risiko Gewicht: Body-Mass-Index höher als 33

165 €

Risiko Gesundheit: Rauchen

325 €

Tarifbeispiele für eine 35-jährige Bürokauffrau, Versicherungssumme 200 000 Euro, Laufzeit 20 Jahre, günstige Tarifvariante.
Quelle: Morgen & Morgen, Juni 2017, ID L17040 

Für die Kunden ist nicht transparent, welche Versicherung für welches Risiko wie hohe Zuschläge verlangt. Die eine nimmt überdurchschnittliche Aufpreise für bestimmte Berufe, etwa Pilotin, eine andere für Vorerkrankungen. Bei der einen gilt man ab zwölf Monaten Abstinenz als Nichtraucher, bei der anderen erst ab drei Jahren. Die eine nimmt einen Zuschlag ab einem BMI von 28, andere erst ab 30. Auch bei Vorerkrankungen oder chronischen Krankheiten solltest du nur mithilfe einer unabhängigen Versicherungsberaterin deine Anfragen starten.

Unsere Tabelle ist also nur ein erster Anhaltspunkt. Lasse bei den Versicherungen ein Angebot für deine individuelle Situation erstellen oder vergleiche zunächst online die für dich passenden Tarife, z. B. auf dem unabhängigen Portal www.sorgloscheck.de.

tabelle*In unserer Tabelle sehen Sie rechts zwei Spalten, den ZAHLBEITRAG und den MAXIMALBEITRAG. Erklärung: Die analysierten Versicherungen bieten alle ein Überschusssystem mit Sofortrabatt. Das bedeutet, sie kalkulieren vorsichtig und unterstellen mehr Versicherungsfälle, als tatsächlich eintreten. Dadurch entstehen Überschüsse, die den Versicherten gutgeschrieben werden. Deshalb nennen die Unternehmen bei der Berechnung der Beiträge immer diese zwei Varianten. Der Zahlbeitrag ist der übliche; sollte der Versicherer in Zukunft weniger Überschüsse erwirtschaften oder die Zahl der Todesfälle steigen, darf er den Beitrag bis zum Maximalbeitrag erhöhen. Das kommt zwar so gut wie nie vor, dennoch: Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, suchen Sie sich ein Unternehmen, bei dem kein oder nur ein geringer Unterschied zwischen dieses Beträgen liegt.
Alle in der Tabelle aufgelisteten Versicherungen haben außerdem eine sogenannte NACHVERSICHERUNGSGARANTIE: Wenn im Lauf der Zeit eine höhere Absicherung nötig wird (etwa weil Kinder geboren oder adoptiert werden oder eine Immobilie auf Kredit finanziert wird), kann die Versicherungshöhe ohne Gesundheitsprüfung erhöht werden. 

Steuern sparen: über Kreuz versichern

Ein Tipp von BRIGITTE-Finanzexpertin Helma Sick

"Verheiratete haben einen Freibetrag von 500 000 Euro, Unverheiratete nur von 20 000 Euro. Sie müssten also bei höheren Versicherungssummen Erbschaftssteuer zahlen. Das lässt sich umgehen, indem ihr euch über Kreuz versichert: du bist Versicherungsnehmerin, zahlst den Beitrag, schließt den Vertrag aber auf das Leben deines Partners/deiner Partnerin ab und trägst dich selbst als Bezugsberechtigte für den Todesfall ein - und umgekehrt. Stirbt dein/e Partner/in, erhältst du die Todesfallsumme quasi aus deinem eigenen Vertrag, für den du ja die Beiträge bezahlt hast. Und musst keine Steuern darauf zahlen." 

BRIGITTE Heft 19 / 2017

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