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Kryptowährung Wie funktioniert das eigentlich?

Kryptowährung: drei Münzen Kryptowährung mit Aktienkursen im Hintergrund
© BBbirdZ / Shutterstock
Nicht nur Hundefans sind beim Anblick eines Shiba Inu (so heißt die Rasse) hin und weg: Einige Kryptowährungen haben die Hunde im Logo, Millionen Menschen stecken da Geld rein. Und noch viel mehr in den Bitcoin. Aber wie funktionieren diese Währungen überhaupt – und lohnt es sich, bei dem Hype mitzumachen?

Als Marina Kröger im August 2020 das erste Mal in Kryptowährungen investierte, kostete sie das viel Mut. Die Mutter dreier Kinder hatte keinerlei Erfahrungen mit dem Investieren, nicht einmal in klassische Anlagemöglichkeiten wie ETFs oder Fonds. Doch die 43-jährige Berlinerin, die für eine Modeagentur arbeitet, hatte ein Ziel: "Ich verdiene weniger als mein Mann, wollte mich aber stärker in die Familienfinanzen einbringen und finanziell unabhängig werden", erzählt sie. Außerdem hatten sie gerade ein Haus gebaut und ein Darlehen mit 30 Jahren Laufzeit unterschrieben. "Für größere Ausfälle blieb seither jeden Monat nicht mehr viel übrig." Den fehlenden Notgroschen wollte Kröger künftig selbst beisteuern können.

Kröger war unsicher, wie sie mit dem Investieren beginnen sollte, doch Bitcoin und Co. hatten sie schon lange gereizt – immerhin berichteten die Medien rauf und runter über diesen neuen Hype. "Etwas darunter vorstellen konnte ich mir aber erst mal nicht", gesteht sie. Eine Freundin erzählte ihr von einem Online-Einsteigerworkshop nur für Frauen. Darin lernte Kröger die Basics, danach meldete sie sich auf der Krypto-Börse Kraken an. Ihr erstes Investment: 500 Euro, vor allem in die Kryptowährung Ether, aber auch in Bitcoin und Polkadot. Damals zweifelte sie noch, ob ihr Einstiegszeitpunkt günstig gewählt war, ein Ether war 320 Euro wert. Heute kann Kröger darüber nur schmunzeln. Ihr Investment hat sich vervielfacht. Sie ist froh, dabeigeblieben zu sein. Jeden Monat legt sie zwischen 50 und 100 Euro in ihrem Krypto-Depot an. 

Wer hat‘s erfunden?

Die rasanten Aufs und Abs bei den Kursen machen viele neugierig auf Kryptowährungen. Die größte und bekannteste ist der Bitcoin, ihn gibt es erst seit dem Jahr 2008. Dahinter steckt eine anonyme Person oder Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto. Die Vision: eine digitale Währung, die Menschen direkt miteinander handeln können – und zwar in Sekundenschnelle. Und trotzdem manipulationssicher, denn die Währung ist auf einer Blockchain gespeichert, also einer dezentralisierten Datenbank. Die kann man sich wie einen Notizblock vorstellen, auf dem Käufer und Verkäufer ihre Transaktion notieren. Der Notizblock wird mit jeder neuen Transaktion auf dieser Blockchain dicker, er bekommt dann einen neuen Eintrag. Weil jeder Nutzer der Blockchain eine vollständige Kopie des gesamten Notizblocks hat, kann nichts daraus gelöscht oder manipuliert werden. Das macht die Blockchain-Technologie betrugssicher. Daher muss keine Vertrauensinstanz – keine Bank, kein Staat – mehr dazwischengeschaltet werden.

Heute ist der Bitcoin mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent die wichtigste Kryptowährung der Welt. Und das mit einem beachtlichen Wachstum: Ein Coin der digitalen Währung war im September 2019 noch rund 9000 Euro wert, Anfang Januar 2022 lag der Kurs bei rund 36 000 Euro. In El Salvador ist der Bitcoin seit September 2020 sogar neben dem US-Dollar offizielle Staatswährung. Die Salvadorianer können nun von einer Taxifahrt über eine McDonald’s-Bestellung alles mit Bitcoin bezahlen. Bei der Einführung gab es allerdings viele technische Probleme. Wie stark sich die Kryptowährung tatsächlich als Bezahlmittel durchsetzt, bleibt noch abzuwarten.

Auch hierzulande kann man bereits immer mehr Dinge mit Bitcoin bezahlen – etwa eine Essenslieferung bei Lieferando oder eine gebuchte Reise bei Expedia. Dabei ziehen Unternehmen immer den jeweils aktuellen Kurs heran. Welche Nachteile das haben kann, zeigt die allererste Bitcoin-Transaktion für ein reales Wirtschaftsgut: Ein Krypto-Enthusiast bezahlte im Mai 2010 zwei Pizzen mit Bitcoins. Gemäß dem damaligen Stand der Kryptowährung zahlte er für die Backwaren genau 10 000 digitale Münzen – das entsprach damals 41 Dollar. Heute wären diese Münzen – und die Pizzas – rund 425 Millionen Dollar wert.

Höhenflug oder Bauchlandung?

Die Meinungen sind gespalten. Die einen schätzen das digitale Geld aufgrund der starken Kursschwankungen und der kurzen Historie als viel zu riskant ein und sehen ein Investment als Zockerei. Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller spricht von einer Bitcoin-Blase. Einige kritisieren, dass es an staatlicher und aufsichtsbehördlicher Regulierung mangelt. Andere wiederum sehen gerade mögliche Regulierungen als Gefahr – immerhin sind Zahlungen mit Kryptowährungen beispielsweise in der Türkei oder China inzwischen verboten.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Umweltbelastung: Das Herstellen eines Bitcoins, auch minen" genannt, benötigt viel Rechnerkapazität. Dabei lösen zahlreiche Rechner weltweit nämlich gleichzeitig komplexe Gleichungen, die ihnen ein Algorithmus stellt. So soll die Fälschungssicherheit garantiert werden. Derjenige, der zuerst zu einer Lösung kommt, verschickt sie an die anderen Rechner. Wenn diese das Ergebnis für korrekt befinden, speichert der Miner, von dessen Rechner die Lösung stammt, sie in der Blockchain und erhält dafür einen Bitcoin. Mit jedem neuen Bitcoin werden diese Rechenaufgaben komplexer, benötigen mehr Kapazität – und somit mehr Strom. Laut dem "Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index" der Universität Cambridge verbraucht Bitcoin-Mining derzeit mehr als 120 Terawattstunden pro Jahr, das ist in etwa so viel wie das ganze Land Schweden. Solange der Strom nicht komplett aus erneuerbaren Quellen kommt, ist die Technologie somit CO2-intensiv.

Außerdem gibt es unter den Kryptowährungen inzwischen reihenweise schwarze Schafe, die mit falschen Kurs-Versprechungen locken. Davor warnt auch die Finanzaufsichtsbehörde BaFin, die zum Beispiel bereits die vermeintliche Kryptowährung "Onecoin" verbot. Doch auch bei seriösen Kryptowährungen ist Vorsicht geboten: "Bitcoin, Ethereum & Co. sind keine gesetzlichen Zahlungsmittel, sondern Ersatzwährungen. Wo sie als Zahlungsmittel akzeptiert werden und ob sie sich am Markt behaupten können, ist kaum verlässlich vorherzusagen", warnen die Verbraucherzentralen.

Die Demokratisierung des Bezahlens

Befürworter:innen sehen viele der genannten Punkte naturgemäß anders. So etwa Katharina Gehra, 38, Mitbegründerin von Immutable Insight und eine der renommiertesten Expertinnen zu dem Thema. Gehra ist sich sicher: Blockchains sind die Infrastruktur der Zukunft. Die Angst vor dieser neuen Technologie werde, so wie im 19. Jahrhundert die Angst vor der Eisenbahn, bald der Vergangenheit angehören. "Wenn die technische Entwicklung beim Dieselmotor stehen geblieben wäre, wären wir auch nie bei der Elektromobilität angekommen." Ihr Unternehmen analysiert Blockchains, berät Wirtschaft und Politik und bietet Investitionsmöglichkeiten in Blockchains und verschiedene Krypto-Tokens, also digitale Vermögenswerte.

Gehra betont vor allem die gesellschaftlichen Chancen, die Kryptowährungen eröffnen. Bis zu zwei Milliarden Menschen auf der Welt haben derzeit noch keinen Zugang zu Banken und dem Geldmarkt, müssen ihre Geschäfte also mit Bargeld abwickeln – was immer ein großes Sicherheitsrisiko bedeutet. "Eine Blockchain ermöglicht allen Menschen auf der Welt, die über ein Smartphone verfügen, eine Teilhabe am Finanzsystem, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Hautfarbe oder ihrer Herkunft", erklärt sie. "Das empowert viele, sie können nun auch ohne Banken oder Staaten ans Finanzsystem angeschlossen werden. Kryptowährungen tragen zu mehr Demokratisierung und Rechten für den Einzelnen bei."

Auch das Thema Nachhaltigkeit dürfte ihrer Ansicht nach als Gegenargument für Kryptowährungen immer schwächer werden. "Es gibt 800 Blockchains und mehr als 340 000 Token. Aber gefühlt wird immer nur über den Bitcoin und seine Belastung für die Umwelt diskutiert." Neue Methoden der Coin-Erzeugung versprächen einen deutlich niedrigeren Energieverbrauch. Gemeint ist das neue Proof-of-Stake-Verfahren (POS), auf das etwa die Ethereum-Blockchain in diesem Jahr wechseln soll. POS ermöglicht wesentlich mehr Transaktionen pro Sekunde und ist dabei viel weniger energiehungrig als das sogenannte Proof-of-Work-Verfahren, wie es beim Mining von Bitcoins angewendet wird.

Und die starken Kursschwankungen? "Die Preise von Bitcoin, Ether und Co. bewegen sich nun mal in beide Richtungen sehr stark, was mitunter daran liegt, dass die Krypto-Börsen 24 Stunden am Tag 365 Tage im Jahr geöffnet haben," sagt Gehra. Auch Anlegerängste und tagesaktuelle Ereignisse spielen oft eine Rolle. Und der eine oder andere Tweet von Tesla-Chef Elon Musk. Im Februar 2021 twitterte der Multimilliardär etwa, dass sein Konzern Bitcoins künftig als Zahlungsart akzeptiert – daraufhin sprang der Wert des Coins auf über 55 000 US-Dollar. Im Mai änderte Musk seine Meinung aufgrund der Umweltbelastungen. Prompt fiel der Kurs zeitweise auf rund 40 000 US-Dollar.

Milliardengeschäfte mit Spass-Währungen

Es geht noch verrückter: Eigentlich hatten die Programmierer Billy Markus und Jackson Palmer 2013 ihre eigene Kryptowährung namens Dogecoin nur als Bitcoin-Parodie in die Welt gesetzt. Das Bild einer skeptisch dreinblickenden Hündin der japanischen Rasse Shiba Inu war damals im Internet beliebt, ein sogenanntes Meme – sie verwendeten es als Logo. Dank zahlreicher Krypto-Nerds (und Elon Musk), die den Dogecoin im Internet bejubelten, ist er nun die zwölftgrößte Kryptowährung der Welt. Auch die Spaßwährung Shiba Inu, die es seit August 2020 gibt, zeigt den Hund im Logo. Und das nächste verrückte Kapitel schrieb wieder Elon Musk: Er postete im vergangenen September auf Twitter ein Foto seines eigenen Shiba-Inu-Welpen namens Floki. Prompt schossen die Kurse sämtlicher – zuvor unbekannter – Kryptowährungen, die das Wort "Floki" im Namen tragen, in die Höhe.

So gelingt der Krypto-Einstieg

Für immer mehr Menschen hierzulande sind Kryptowährungen interessant, weil Tagesgeld- und Festgeldkonten derzeit kaum Erträge abwerfen, manche Banken sogar Strafzinsen verlangen und durch die Inflation die Kaufkraft des Geldes schrumpft. Aber wie geht man das erste Krypto-Investment an? Darauf hat Elisa Spiess Antworten. Die 38-Jährige bietet mit ihrem Unternehmen FemmeCapital hauptberuflich Krypto-Workshops für Frauen an – so hat auch Marina Kröger ihren Einstieg gefunden. Zunächst einmal, so Spiess, sollten sich Anleger:innen für eine Kryptobörse entscheiden. Spiess, die eigentlich Ethnologin ist, gibt weder Kaufempfehlungen noch konkrete Beratung, teilt aber ihr Wissen aus acht Jahren Krypto-Erfahrung mit anderen Frauen. Sie hält etwa die Krypto-Börse Kraken für besonders nutzerfreundlich. Andere Handelsplattformen sind zum Beispiel Coinbase, FTX oder Bison (eine App der Börse Stuttgart, bei der auch Sparpläne möglich sind); auch bei den Online-Brokern Trade Republic und Scalable können Bitcoin, Ether und einige andere gekauft werden.

Zur Anmeldung bei einer Krypto-Börse gehört, wie bei einer Depoteröffnung, eine Verifizierung, bei der der Personalausweis gezeigt wird. Potenziellen Hacker:innen sollte man es so schwer wie möglich machen: "Die verwendete E-Mail-Adresse sollte sicher sein. Und verwenden Sie unbedingt ein Passwort, das Sie nirgendwo sonst nutzen", so Spiess.

Die Meinungen der Fachleute, welchen Anteil des Vermögens man in Krypto anlegen sollte, variieren – meist ist von einem bis zwei Prozent, manchmal auch von fünf Prozent die Rede, also einer kleinen Beimischung im Depot. Letztlich hängt das von der individuellen Risikoaffinität ab. "Wichtig ist, dass man nur Geld investiert, das man in den kommenden drei bis vier Jahren nicht unbedingt braucht", empfiehlt Spiess. Denn wie bei Aktien empfiehlt sich eine langfristige Anlage. "Wer nicht dringend an das Geld herankommen muss, hält Tiefpunkte tendenziell länger aus", sagt die Expertin.

Und in welche Währung sollte ich nun investieren? Ähnlich wie bei anderen Investments rät Spiess zum Diversifizieren, also dazu, nicht nur auf eine Währung zu setzen. Neulingen empfiehlt sie, sich an Bitcoin und Ether zu halten. "Das sind die beiden Währungen mit der größten Marktkapitalisierung, dort steckt demnach das meiste Anlegergeld. Verglichen mit den anderen sind sie weniger riskant."

Katharinas Gehras Unternehmen hat vor einigen Monaten zwei Zertifikate an die Börse gebracht, mit denen Privatanleger:innen an der potenziellen Rendite mehrerer Währungen gleichzeitig teilhaben können: "Kryptobest" (30 bis 50 Token und Kryptowährungen, darunter auch der Bitcoin, hohe Erträge, aber auch hohe Schwankungen möglich) und "Sustainliquid" (circa zehn CO2-neutrale Staking-Blockchains, geringere Schwankungen, erwartete Rendite bei ca. fünf Prozent pro Jahr). Die Mindestanlagesumme liegt bei 1000 Euro, sie werden täglich an der Börse Stuttgart gehandelt und können über viele Depotbanken (etwa S-Broker, comdirect, ING, Consors) gekauft werden.

Und Wie viel möchte die Steuer abhaben?

Wer in Bitcoins, Ether und Co. investiert, hat einen Freibetrag von 600 Euro. Gewinne darüber müssen versteuert werden, und zwar mit dem individuellen Steuersatz, der höher ist als die Kapitalertragssteuer etwa bei Aktien. Aber: Ab zwölf Monaten Haltedauer sind Gewinne auf Kryptowährungen steuerfrei.

NFT: Digitale Kunst und gelangweilte Affen

Im März 2021 versteigerte das Auktionshaus Christie‘s eine Digitalcollage für 69 Millionen US-Dollar. Das Werk des Künstlers Beeple heißt "Everydays: The First 5.000 Days" und ist das bislang teuerste NFT. Die Abkürzung steht für "Non-fungible Token", übersetzt etwa "nicht austauschbarer Vermögensgegenstand". Im Prinzip ist es nichts anderes als jede andere Bilddatei, die man sich im Internet ansehen kann. Allerdings kauft man mit dem NFT das Besitzrecht an dem Kunstwerk, man hat somit das "Original". NFTs werden meist auf der Ethereum-Blockchain gespeichert, es gibt sie nicht nur für Kunstwerke, sondern auch für Sammelkarten, Musik, Tweets und alles Mögliche, was Menschen digital sammeln könnten. Die zurzeit gehypte NFT-Reihe "Bored Ape Yacht Club" zum Beispiel besteht aus Comicbildern gelangweilter Affen und ist auf 10 000 Stück limitiert, eines kaufte vor Kurzem der Rapper Eminem für rund 460 000 Dollar. Auch Konzerne wie Adidas oder Nike bieten neuerdings NFT-Objekte, etwa Sneaker oder Hoodies, zum Kauf an.

Mariam Misakian verband das Thema Kryptowährungen bisher vor allem mitselbst ernannten Bitcoin-Millionären in protzigen Autos, die im Internet zeigen, "wie auch du schnell reich wirst". Die Expertinnen dieses Artikels haben ihr das Thema von einer seriösen Seite gezeigt.

Brigitte

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