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Gold als Geldanlage Wie sinnvoll ist eine Investition in Gold?

Gold als Geldanlage: Goldbarren und Goldmünzen
© Gina Sanders / Adobe Stock
Man kann es sehen und anfassen. Auch deshalb haben Menschen in Krisenzeiten immer gern ihr Geld in Gold angelegt. Lohnt sich das jetzt?

Eine goldene Kutsche mit drei Putten auf dem Dach, die Girlanden und Reichsinsignien tragen – es ist ein opulentes Gefährt, das vor einigen Monaten wieder durch London rollte. Im Juni 1953 fuhr Queen Elizabeth II. mit der "Gold State Coach" zur Krönungskirche, jetzt, nach ihrem Tod, war es ihr Sohn, König Charles III. Vier Tonnen Glanz und Gloria – auch wenn das Gefährt nicht aus purem Gold ist, sondern "nur" vergoldet. 

Als Geldanlage hat Gold eine weitaus weniger glamouröse Funktion: Es soll Ruhe ins Depot bringen, gilt vielen als "sicherer Hafen". Vor allem Frauen sind von der Anlageklasse fasziniert. Das bestätigt Petra Ahrens. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen langfristig orientiert sind, ihre Investments breit streuen und in Anlagen investieren, die sie verstehen", sagt die Vorständin der auf Frauen spezialisierten Vermögensberatung Maiestas in Köln. "Das alles spricht für Gold." Frauen würden sogar eher in einen Gold- als in einen Aktiensparplan investieren, wie aktuell eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Goldhändlers Ophirum zeigt. Während jede dritte sich für einen Goldsparplan entscheiden würde, würde nur jede vierte den Aktiensparplan wählen. Bei Männern liegt der Fokus dagegen klar auf dem Aktieninvestment. 

Bringt Gold mehr Sicherheit?

Ophirum-Vorständin Funda Sertkaya überrascht das nicht. "Ein Grund mag sein, dass Frauen Risiken in der Regel eher aus dem Weg gehen als Männer", sagt sie. "Ein Sachwert wie Gold ist in ihren Augen mit größerer Sicherheit verbunden als ein Aktienpaket, dessen Wert im wahrsten Sinne des Wortes nicht greifbar ist und letztendlich nur auf dem Papier existiert." Für Frauen gelte realer Wert mehr als Kursfantasie. 

Vor allem aber hat Gold einen viel besseren Ruf als Aktien. Während Letztere als riskant gelten, gilt das Edelmetall als die Krisenwährung schlechthin, wenn andere Geldanlagen erschüttert werden. Denn der Goldpreis entwickelt sich häufig gegenläufig zu Aktien, Goldanteil bietet daher eine gewisse Absicherung eines Depots. "Aber es ist nicht garantiert, dass Gold diesem Ruf immer gerecht wird, wenn Aktienkurse einbrechen, Papiergeld durch Inflation entwertet wird oder Spekulationsblasen platzen", gibt Stephanie Heise von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zu bedenken. 

Verschiedene Faktoren beeinflussen den Goldpreis

Es ist auch nicht so, dass der Goldpreis zu Beginn einer Krise immer sofort eine Kursrallye startet. Häufig gewinnt das Edelmetall erst im Nachgang oder mitten in der Krisenphase an Glanz. Auch als Inflationsschutz funktioniert es nicht immer. Im vergangenen Jahr schoss die Teuerungsrate nach oben, eigentlich hätte das den Goldpreis beflügeln müssen. "Aber Vorsicht, wenn die steigende Inflation mit steigenden Zinsen bekämpft wird, hat dies wiederum negative Auswirkungen auf den Goldpreis", so Ahrens. So war es auch 2022, der Goldpreis gab stark nach. "Wenn man mit sicheren Zinspapieren Geld machen kann, fehlt die Notwendigkeit, in Gold zu investieren", erklärt die Expertin.

Es gibt also nicht das eine Szenario, das den Goldpreis beflügelt oder schwächt – es ist immer ein Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren. Und davon gibt es einige: wirtschaftliche Krisen wie die Finanzkrise 2008/2009 oder die Corona-Krise 2020, politische Krisen wie der Ukraine-Krieg oder der Handelsstreit zwischen den USA und China, die Inflation und natürlich die Zinspolitik der Notenbanken. Auch der Dollarkurs spielt eine große Rolle, da Gold auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird. Ein starker Dollar ist also grundsätzlich gut für Gold. Vor allem ist es aber die Nachfrage, die den Preis beeinflusst. Für etwa 50 Prozent der Nachfrage ist die Schmuckindustrie verantwortlich, Hauptimporteure sind China und Indien. Mit steigendem Wohlstand wächst der Wunsch nach Gold. Und auch die Zentralbanken setzen auf Gold als Währungsreserve. 

Warum sollte man also Gold kaufen?

Argumente dafür gibt es so viele wie dagegen, nicht nur, aber vor allem aktuell. "Wer die Gefahr einer weltwirtschaftlichen Krise sieht, könnte Gold als Absicherung und Parkposition betrachten", sagt Kathrin Eichler von der Eichler & Mehlert Vermögensverwaltung. Gegen Gold spreche derzeit aber, dass es wieder attraktive Zinserträge bei supersicheren Bundesanleihen oder US-Staatsanleihen gibt. Das ist eines der klassischen Gegenargumente: Gold wirft weder Zinsen noch Dividenden ab, es gibt also keine laufenden Erträge wie bei Anleihen oder Aktien. Der Gewinn hängt einzig von der Kursentwicklung ab. Der Wert unterliegt dabei auch größeren Schwankungen. "Edelmetalle wie Gold sind keine sichere Geldanlage in dem Sinne, dass man sein angelegtes Geld verlässlich zurückbekommt", warnt auch Verbraucherschützerin Heise. "Goldkäufer hoffen auf einen steigenden Goldpreis und einen stärker werdenden US-Dollar." Nicht immer wird diese Hoffnung erfüllt.

Gold ist auch keine Anlageklasse, um schnell reich zu werden. Der Kurs ist beispielsweise zwischen den Jahren 2000 und 2011 stark gestiegen – von etwa 250 auf knapp 1700 Dollar pro Unze. Dann brach er in kurzer Zeit um ein knappes Drittel auf etwa 1100 Dollar ein. Anschließend gab es viele Jahre eine Seitwärtsbewegung. Seit 2019 steigt der Goldkurs wieder und geht Richtung 2000 Dollar. 

Auf lange Sicht – und das wird von vielen völlig falsch eingeschätzt – kann sich der Wertzuwachs von Gold aber durchaus sehen lassen. In der Ophirum-Umfrage ging eine Mehrheit davon aus, dass Gold in den vergangenen 20 Jahren eine Rendite zwischen 0 und 100 Prozent erzielt hat. "Tatsächlich weist Gold zwischen 2002 und 2022 eine Rendite von 337 Prozent auf", so Sertkaya. Das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von rund 7,7 Prozent. 

Gehört Gold also in jedes Depot?

"Es gibt hier kein Richtig oder Falsch, jeder Anleger muss für sich entscheiden, warum ein Investment in Gold für ihn ganz persönlich gewünscht ist", sagt Vermögensverwalterin Eichler. Allerdings sind sich alle Expertinnen einig, dass Gold immer nur eine Beimischung sein sollte, fünf bis zehn Prozent des Vermögens könnten investiert werden – mehr lieber nicht.

Seine Faszination hat Gold jedenfalls über Jahrhunderte nicht verloren. Das gilt auch für die "Gold State Coach". Die Queen hat in einer Dokumentation vor einigen Jahren übrigens verraten, dass die Fahrt mit der Kutsche extrem unbequem sei. Aber sie hatte ja noch weitere Goldschätze, an denen sie sich sicher mehr erfreut hat.

Münzen, Barren ...

"Prinzipiell gibt es bei Barren mehr Gold fürs Geld", sagt Funda Sertkaya. "Wer besondere Motive liebt, findet wiederum bei Münzen eine große Auswahl." Ein weiterer Unterschied: Barren weisen einen Reinheitsgrad von mindestens 995, oftmals sogar 999, auf, bei Münzen liegt dieser Wert niedriger. Für Goldmünzen und -barren gilt: Auf den Kauf wird keine Mehrwertsteuer erhoben. Gold gibt es bei den meisten Banken oder bei spezialisierten Händlern. Gewinne aus dem Verkauf sind ab einer Haltedauer von zwölf Monaten steuerfrei. Achtung: Barren oder Münzen müssen auch sicher gelagert werden (Tresor, Bankschließfach) – das kostet.

... oder Gold fürs Depot

Wer mit Gold sein Depot gegen Schwankungen absichern möchte, kann auch Finanzprodukte nutzen. Der Kauf über die Börse findet lediglich virtuell statt. Mit Gold-ETC (Exchange Traded Commodities) kauft man eine mit physischem Gold besicherte Schuldverschreibung. Besteht auch ein Anspruch auf die Auslieferung des Goldes an die Anlegerin – diese Infos stehen in den Produktinformationen –, gilt auch für Gold-ETC, etwa Xetra Gold oder Euwax Gold II: Nach einem Jahr Haltedauer sind die Gewinne steuerfrei.

Funda Sertkaya ist Vorständin des Goldhändlers Ophirum

Kathrin Eichler ist Vermögensverwalterin in Düsseldorf

Petra Ahrens hat sich auf die Vermögensberatung von Frauen spezialisiert

Finanztipps zum Hören In Gold investieren – oder ist der Glanz ab? Physisch erwerben oder lieber in Gold-Aktien investieren? Finanzplanerin Lisa Hassenzahl, eine der Expertinnen in der Finanzen-Masterclass der BRIGITTE Academy, beantwortet diese Fragen im Podcast "What The Finance!" mit Moderatorin Laura Heyer. Überall wo es Podcasts gibt, oder als Video bei Youtube unter brigitteacademy.

Brigitte

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