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Geldanlage ab 55 Die Rente naht? Ab an die Börse!

Geldanlage ab 55: Frau sitzt mit Sparschwein vor Laptop
© Prostock-studio / Adobe Stock
Neustart im Beruf, andere Hobbys – in ihren 50ern probieren sich viele Frauen aus. Auch bei der Finanzplanung ist es noch nicht zu spät, neue Wege zu gehen. Strategien für verschiedene Lebenssituationen.

Wer in der goldenen Mitte des Erwachsenenlebens angekommen ist, kann oft schon stolz zurückblicken: Einige Meilensteine sind erreicht, die Kinder sind groß, stehen womöglich schon auf eigenen Beinen. Manche Frauen wagen in dieser Phase neue Karriereschritte, investieren in eine Fortbildung, probieren sogar einen ganz neuen Beruf aus. Andere gehen nach langer Teilzeit in die Vollzeitarbeit zurück. Und plötzlich ist das Polster zum Sparen viel größer.

Doch in dieser Lebensphase sind auch Schicksalsschläge nicht selten: Die Eltern werden pflegebedürftig oder versterben, der Partner erkrankt, eine Trennung oder Scheidung bringt das Leben ins Wanken. Dann reicht plötzlich das Geld nicht mehr. Oder das Gegenteil ist der Fall: Ein Erbe bringt Stabilität rein und stellt womöglich vor die Luxusfrage: Wohin mit all dem Geld?

Das Leben in den 50ern kann sich neu sortieren. Und: Bei Geldentscheidungen schielen viele jetzt bereits in Richtung Ruhestand, immerhin ist der je nach Alter nur noch fünf, zehn oder 15 Jahre entfernt. Habe ich zu Genüge vorgesorgt? Wie lange und wie viel muss ich noch arbeiten? Lohnt es sich noch, eine Immobilie zu kaufen, an die Börse zu gehen? Für solche Fragen gibt es keine Pauschalantworten.

Oft kommen Frauen, die sich gerade umorientieren, zu Sandra Klug in die Beratung. Zum Beispiel wegen einer Scheidung oder weil sie nun mehr Zeit haben zu arbeiten. Wovon die Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg den Ratsuchenden so kurz vor der Rente in jedem Fall abrät, ist der Abschluss einer Rentenversicherung. Grund sind die hohen Kosten: Im Branchenschnitt zahlen Versicherte allein 4,5 Prozent der Beitragssumme für Abschluss- und Vertriebskosten, das zeigen Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Hinzu kommen weitere Verwaltungskosten. Diese wirken sich negativ auf die Rendite und damit auf die monatlichen Rentenleistungen aus, mit denen Versicherte später rechnen können. Viel eher sollten Betroffene abklären, ob es sich lohnt, die bisherige Rentenversicherung zu kündigen, sofern bereits eine besteht. "Das hängt von vielen Faktoren ab, das sollte daher ein Experte prüfen", rät Klug.Wer auf dem Bankkonto bereits ein Polster fürs Alter angespart hat oder zum Beispiel durch Erbe oder Verkauf einer Immobilie an Geld gekommen ist, kann das Geld auf andere Arten gewinnbringender anlegen. Zum Beispiel auf dem Aktienmarkt.

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"Dass sich Geldanlage nicht mehr lohnt, wenn wir schon 50 sind, ist ein typischer Irrglaube", sagt Dani Parthum. Sie ist selbstständiger Finanzcoach mit ihrem Unternehmen Geldfrau und eine der Expertinnen in der BRIGITTE Masterclass Finanzen (siehe Seite 148). Wer breit gestreut und lange genug in Aktien investiert, kann historisch gesehen mit einer jährlichen Rendite von sechs bis acht Prozent pro Jahr rechnen und dabei von Zinseszinsen profitieren. Vorausgesetzt, man kann das Geld lange unangetastet lassen. "Wer sein Geld mit 55 Jahren anlegt, hat bis zur Rente noch zwölf Jahre Zeit – das ist fast eine ganze Börsenphase", sagt Parthum. Unter Börsenphase versteht sie einen Zeitraum von 15 Jahren. Kursschwankungen pendeln sich normalerweise in einem derart langen Zeitraum wieder ein. Also spricht nichts dagegen, es mit Mitte 50 noch mit der Geldanlage zu probieren.

Aber auch wenn sie dann in Rente sind, müssen Anlegerinnen nicht zwingend ihr gesamtes Vermögen auflösen und die Anteilsscheine verkaufen – das sei ein weiterer Irrglaube, sagt Parthum. Stattdessen kann man als Rentnerin die Ersparnisse Schritt für Schritt entnehmen. Was im Portfolio liegen bleibt, kann dann weiter von Wertsteigerungen am Aktienmarkt profitieren. Mit 50 Jahren an die Börse zu gehen und beispielsweise in einen Aktien-ETF zu investieren, lohnt sich noch: "Im Zweifel ist es Geld on top, das den Ausflug mit den Enkeln oder mit der Freundin finanziert."

Allerdings scheuen viele Frauen, gerade in dem Alter, den Schritt an die Börse. Ihre Sorge: Es sei zu kompliziert. "Geldanlage will gelernt sein, aber das ist keine Raketenwissenschaft. Es lohnt sich in jedem Alter, sich Börsenwissen anzueignen", sagt Parthum. Und es sei nicht bloß was für Fachleute oder Menschen mit Studium, betont sie. Mithilfe von Büchern, Artikeln, Kursen oder einer guten Beratung lässt sich solches Wissen nachholen. "Das macht nicht nur selbstbewusst und schafft die Basis für langfristige Finanzentscheidungen, es ist auch Wissen, das man an die Kinder und Enkel weitergeben kann."

Drei Anlegerinnen mit 55 - und was die Finanz-Experten raten

Jolanta, Erzieherin, 3000 Euro brutto
Ihr Ehemann ist kürzlich verstorben, ihre Kinder sind aus dem Haus. Jolanta kann zwar wieder in Vollzeit arbeiten, doch wegen ihrer vielen Teilzeit-Jahre erwartet sie eine kleine Rente. Dafür lebt sie in einem abbezahlten Eigenheim.

Da Jolanta das 47. Lebensjahr bereits vollendet hat, besteht Anspruch auf eine Witwenrente. Ihr Gehalt wird dabei aber auf die Ansprüche angerechnet – am besten klärt Jolanta mit der Deutschen Rentenversicherung ab, wie viel Geld sie tatsächlich bekommt. Ihre Kinder haben außerdem bis zum 25. Lebensjahr Anspruch auf Halbwaisenrente.

Was aus Jolantas Einkommen monatlich übrig bleibt, könnte sie für die Rente in einen global investierenden ETF- oder Aktienfondssparplan zurücklegen. Falls die Rente trotzdem nicht zum Leben reicht, läuft es da-rauf hinaus, dass sie ihre Immobilie verkaufen muss, sagt Verbraucherschützerin Sandra Klug. Allerdings sind die Mieten inzwischen vielerorts so hoch, dass Jolanta genau kalkulieren muss, ob sich das rentiert. "Ich würde ihr raten, sich bei Genossenschaften umzuhören, um günstiges Wohnen für die Zukunft zu organisieren." Die Wartelisten sind dort zwar oft voll, aber unter Umständen hat Jolanta Glück. Sollte sie das Haus verkaufen, könnte Jolanta das Geld ebenfalls für einen längeren Zeitraum in ETFs anlegen.

Mit einem sogenannten Teilverkauf könnte Jolanta ihre Immobilie zum Teil veräußern, ohne ausziehen zu müssen. Klingt verlockend, aber: "Solche Angebote sind oft hochpro-blematisch", warnt Sandra Klug, „da muss man sich sehr gut informieren." Je nach Modell muss Jolanta nämlich eine Miete dafür zahlen, dass sie in ihrem Haus wohnen bleiben darf, unterm Schnitt rechnet sich der Teilverkauf am Ende oft nicht.

Anahita, Personalmanagerin, 6000 Euro brutto
Hat gut vorgesorgt und rechnet mit einer auskömmlichen Rente. Kürzlich ist ihre Mutter verstorben und hat ihr 200 000 Euro vererbt.

Anahita ist in der Luxus-Situation, sich aussuchen zu können, was sie mit dem Geld anstellt. Wenn sie beschließt, es die nächsten zehn Jahre nicht anzurühren, kann sie es in einen Aktienfonds stecken, sagt Gabriele Radl, Gründerin des unabhängigen Beratungsunternehmens FIS Finanz- & Invest-Services in Frankfurt. "Ich empfehle, etwas im mittleren Risikobereich zu nehmen, zum Beispiel einen Mischfonds." Solche Fonds investieren sowohl in Aktien als auch in Anleihen und andere Assetklassen wie etwa Rohstoffe. „Ideal sind Fonds mit einer Aktien-quote von 60 bis 70 Prozent. Alles darüber hinaus geht in den spekulativen Bereich.“ Renditen von sechs bis sieben Prozent pro Jahr sind möglich.Alternativ kann Anahita das Geld in einen passiv gemanagten ETF anlegen, etwa den global investierenden MSCI World. Bei ETFs fallen die Gebühren in der Regel günstiger aus als bei einem aktiv gemanagten Fonds.

So oder so muss Anahita damit umgehen können, dass ihr Depot auch ins Minus rutschen kann. Wenn sie ETFs gekauft hat und ihre Geldanlage selbst managt, sollte sie sich in so einer Situation vor Panik-Abverkäufen hüten. Fällt ihr das schwer, kann es sinnvoll sein, die Geldanlage – trotz eventueller Renditeeinbußen – Profis zu überlassen. In schwierigen Marktphasen kann ein ETF nämlich volatiler sein als manche guten, ausgewogenen Mischfonds. "Kundinnen in diesem Alter wünschen sich oft ein ausgewogenes Depot mit weniger starken Ausschlägen, dann können sie ruhiger schlafen", berichtet Radl.

Anahita könnte auch überlegen, mit dem Erbe eine Immobilie zu finanzieren, sagt Finanzcoach Dani Parthum. Das lohne sich wegen der aktuell hohen Immobilienpreise und Finanzierungszinsen allerdings vor allem, wenn sie selbst im Alter mietfrei da-rin wohnen möchte. Als Renditeobjekt, also mit Vermietung, lässt sich im Schnitt derzeit kaum Gewinn erzielen. Und: Parthum würde Anahita raten, die Immobilie bis zu ihrem 67. Lebensjahr abbezahlt zu haben: "Ich empfehle es als Wert an sich, beim Renteneintritt schuldenfrei zu sein."

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Birgit, Küchenhilfe, 520 Euro brutto
Hat fast nichts in die Rentenkasse eingezahlt, war ihr Leben lang im Minijob-Verhältnis angestellt, hat sich um Haushalt und Kinder gekümmert und die Alten in der Familie gepflegt. Die Rente ihres Ehemanns wird für beide zusammen nicht reichen.

Birgit sollte sich um einen Vollzeit-Job bemühen, raten die Spezialistinnen. "Bis zur Rente sind es noch zwölf Jahre, diese Zeit kann sie nutzen, um zusätzliches Geld zu verdienen und anzusparen", sagt Dani Parthum. Und: Birgit sollte auch damit rechnen, dass sie nach ihrem 67. Lebensjahr noch arbeiten muss. Bis dahin heißt es konsequent sparen und investieren: "Einen Teil der Ersparnisse könnte sie in einen breit streuenden Aktien-ETF investieren, den Rest spart sie besser schwankungssicher auf einem Festgeld- oder Tagesgeldkonto."

Sobald sie dann in Rente geht, könnte Birgit sich per Entnahmeplan monatlich Vermögen auszahlen, indem sie zum Beispiel regelmäßig ETF-Anteile verkauft. Ihre Spareinlagen könnte Birgit dann in einen Bankauszahlplan umschichten, sagt Sandra Klug. "Man gibt das Geld einer Bank, sie verzinst den Betrag und zahlt monatlich eine vereinbarte Summe über Jahre aus." Über zehn Jahre gibt es dafür 3,75 Prozent Zinsen (Gefa-Bank, Stand 27.10., aktuelle Konditionen auf test.de). "Ist das Geld eines Tages aufgebraucht, kann Birgit staatliche Hilfen in Anspruch nehmen", sagt Klug. Viele Rentner in Deutschland scheuten sich, diese zu beantragen. Doch in einer solchen Situation dürfe man nicht zu stolz sein, Hilfe anzunehmen.

Sandra Klug… ist studierte Juristin und die Geldanlage-Expertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg.

Gabriele Radl… ist Gründerin von FIS Finanz- & Invest-Services in Frankfurt und Vorstand der FinanzFachFrauen.

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Wie kann ich mit 50 plus noch meine Rentenlücke schließen? Lohnt sich das überhaupt noch, Geld in Aktien oder Immobilen anzulegen? Wie viele ETFs brauche ich? Kann ich auch zwei Depots haben? Wer solche Fragen endlich mal geklärt haben möchte, ist beim Team der Masterclass Finanzen bestens aufgehoben (Foto oben, von links): Die Expertinnen sind Lisa Hassenzahl (Finanzplanerin), Jessica Schwarzer (Börsenexpertin), Claudia Müller (Gründerin "Female Finance Forum"), Dani Parthum (Geldcoach) und BRIGITTE Academy-Moderatorin Laura Heyer.

Der Online-Video-Kurs ist auf acht Wochen angelegt, aber natürlich bleiben die Inhalte danach für Sie freigeschaltet. Sie können Ihre Lernzeit frei einteilen und die Fortschritte in dem Workbook festhalten, das ebenfalls zum Kurs gehört. Außerdem gibt es in den acht Wochen gemeinsame Online-Live-Sessions, in denen die Expertinnen Fragen der Teilnehmerinnen direkt beantworten, sowie Treffen in Kleingruppen.

Nächster Start: 12. Februar 2024 Preis: 599 Euro, achten Sie auf Rabattaktionen! Mehr Infos: brigitte.de/masterclass

Brigitte

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