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Finanz-Tipps Fonds und ETFs: Geld anlegen leicht gemacht

Finanz-Tipps: Fonds und ETFs: Geld anlegen leicht gemacht
© Africa Studio / Shutterstock
Geld anlegen? Ist gar nicht so schwierig. Claudia Münster, stellvertretende Chefredakteurin bei BRIGITTE, hat es ausprobiert - und teilt ihr Wissen zu Fonds und ETFs.

Ich will auch ein Stück vom Kuchen!

Mein erster Versuch an der Börse liegt mehr als zehn Jahre zurück und war ein Reinfall. Ich zahlte jeden Monat meine vermögenswirksamen Leistungen in einen Dekafonds. Nach sieben Jahren waren meine Anteile weniger wert als das, was ich einbezahlt hatte. Ich verkaufte mit Verlust, meine Bankberaterin versuchte noch schwach, mir das auszureden. Gerade habe ich nachgesehen: Anteile am Fonds mit der Wertpapierkennnummer DE0008474503 sind heute fast doppelt so viel wert wie damals. Das tat weh.

Jetzt habe ich einen zweiten Versuch gestartet. Höchste Zeit. Denn mit jedem Monat, den mein Geld (das Wort "Vermögen" scheint mir dafür arg hochtrabend) auf dem Tagesgeldkonto herumliegt, verliert es an Wert. Die Zinsen immer niedriger, die Inflation immer höher – so haben die deutschen Haushalte im vergangenen Jahr rechnerisch 38 Milliarden Euro verloren.

Ich möchte das nicht mehr mitmachen. Und im Alter mehr Geld zur Verfügung haben, als es meine Rentenbescheide derzeit hergeben.

"Es war noch nie so einfach, Vermögen aufzubauen", schrieb die Finanzzeitschrift "Capital" im vergangenen Sommer in einer Titelgeschichte. Ich bin dabei. Ich will endlich auch ein Stück vom Kuchen! Hier im Wesentlichen, was ich bei meinen ersten Schritten in die Welt der Börse gelernt habe: 

Ohne Depot geht es nicht

Ein Depot braucht man, wenn man an der Börse Aktien oder Fonds kaufen will. Natürlich können Sie eines bei Ihrer Hausbank eröffnen, aber viele Onlinebroker, etwa Comdirect (dazu gehört auch Onvista), DKB, Flatex oder ING-Diba bieten es kostenlos an und verlangen auch für die Ausführungen geringere Gebühren.

Den Antrag bei meiner Onlinebank füllte ich zu Hause am Rechner an einem gemütlichen Abend nach Weihnachten aus – und bekam gleich fast kalte Füße angesichts der, wie ich fand, abschreckenden Fragen, die ich erst mal beantworten sollte. Ob ich Kenntnisse und Erfahrungen hätte, mit Mischfonds, Dachfonds? Mit Aktien, Genussscheinen? Wenn ja, wie oft, wie hoch? Klick, klick. Am Ende hatte ich mein ausgefülltes Onlineformular vor mir, auf dem 18 Mal das Wort "Keine" stand, es kam mir vor wie ein Zeugnis mit lauter Sechsen. Ich schickte den Antrag ab.

Die Deutschen haben viel Nachholbedarf

Danach passierte – erst mal nichts. Außer einer automatisierten Nachricht, mein Antrag werde innerhalb der nächsten 48 Stunden bearbeitet. Es vergingen zwei Tage, vier, fünf ... War ich durchgefallen? Ich fragte nach und erhielt zur Antwort, dass derzeit "eine sehr große Nachfrage nach unserem kostenfreien Depot" bestehe, man bitte um Geduld. Ich war also nicht allein
mit meinem Neujahrsvorhaben. Wir Deutschen haben ja auch Nachholbedarf: Nur 14 Prozent haben Geld in Aktien oder Fonds angelegt; in den Niederlanden sind es 30 Prozent.

Ich nutzte die Wartezeit, um mich schlauer zu machen. Las das Buch "Alles über Fonds" der Stiftung Warentest, die Artikel auf www.hermoney.de (das unabhängige Finanzportal für Frauen ist Partner des BRIGITTE Finanz-Symposiums im April). Ich surfte in Datenbanken wie www.justetf.com, guckte mir die Erklärfilme der Börse Frankfurt an.

Ich hatte acht bis zehn Browserfenster gleichzeitig offen, verlor mich in einem Wirrwarr von Abkürzungen und Charts. Bis mir klar wurde: Meine Angst ist unbegründet, es ist nur die Scheu vor dem Ungewohnten. Ich werde ja nicht mein Erspartes verzocken, sondern in solide Aktienfonds investieren. Der DAX zum Beispiel ist allein im vergangenen Jahr um 13 Prozent gestiegen. Selbst wenn die fetten Börsenjahre bald wieder vorbei sein sollten: Die 0,2 Prozent Zinsen auf mein Tagesgeld sind eigentlich kaum zu unterbieten. 

Aktien, Fonds ...

Um beim Beispiel DAX zu bleiben: Er versammelt die Kurse der 30 größten deutschen börsennotierten Konzerne, von Adidas über Daimler und Telekom bis zum Immobilienkonzern Vonovia. Doch in Aktien von wenigen einzelnen Unternehmen zu investieren, ist für den Anfang viel zu riskant. Diversifizierung heißt das Zauberwort: Streuung. So werden Kursverluste der einen Aktie durch Gewinne der anderen ausgeglichen.

Am einfachsten geht das mit einem Fonds: Er investiert das Geld vieler Sparer in verschiedene Aktien, verzinsliche Wertpapiere (z. B. Staats- und Unternehmensanleihen) oder Immobilien. Den ersten Investmentfonds (er hieß "Eintracht macht stark") gründete 1774 ein holländischer Kaufmann, in Deutschland wurde der erste 1950 aufgelegt. Es gibt offene und geschlossene Fonds – die geschlossenen immer nur für eine begrenzte Zeit und einen begrenzten Gesamtbetrag, sie sind laut Experten für Anfänger viel zu riskant. Fonds sind sicher, da insolvenzgeschützt, und flexibel, da man seine Anteile jederzeit wieder verkaufen kann.

... und was sind ETFs?

Die Erfindung, die die Geldanlage "revolutioniert" hat ("Capital"): ETFs, Exchange Traded Funds, werden an der Börse gehandelt und bilden einen Index ab, z. B. den DAX. Es gibt sie in den USA seit Mitte der 70er-Jahre, in Deutschland erst seit 2000.

Die Idee dahinter: Fondsmanager schaffen es zwar manchmal, die Börse zu "schlagen", also bessere Ergebnisse zu erzielen – aber längst nicht immer. Ein Indexfonds dagegen kopiert einfach die Börsenentwicklung. Steigt der Kurs des DAX, steigt auch der Wert seiner ETFs – und umgekehrt. "Passiv" heißen diese Fonds, weil kein Manager aktiv ihre Zusammensetzung bestimmt (und Provision verdient – deshalb sind ETFs auch kostengünstiger). ETFs verwalten heute mehr als 4,5 Billionen Dollar weltweit. Und nun auch 1000 Euro von mir. Denn nach ein paar Tagen kam von meiner Bank die Mail, mein Depot sei nun eröffnet.

Die Stiftung Warentest listet 1568 ETFs auf (zu sehen im Produktfinder Fonds und ETF, der sich für 3,50 Euro freischalten lässt). Ich musste mich also nur noch entscheiden.

Was für Indizes gibt es?

DAX: Mit einem ETF auf den DAX investiert man in 30 große deutsche Unternehmen.

MSCI World: spiegelt die Wertentwicklung von mehr als 1600 Unternehmen in 23 Industrieländern weltweit wider. Eine breitere Streuung gibt es also kaum, auch Verbraucherschützer empfehlen diese Anlage. Der Index wird von dem amerikanischen Finanzdienstleister MSCI zusammengestellt. Aktien aus den USA, u. a. Apple, Microsoft oder Amazon, machen ungefähr 60 Prozent darin aus.

MSCI Emerging Markets: versammelt rund 830 Aktien aus 23 Schwellenländern wie China, Südkorea oder Brasilien.

MSCI All Country World Index (ACWI): alle Aktien aus den beiden vorherigen Indizes.

S & P 500: von der Rating-Agentur Standard & Poor’s zusammengestellt; die Aktien der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen.


Euro Stoxx 50: Aktien der 50 größten und umsatzstärksten Unternehmen der Eurozone. Jeweils ca. ein Drittel sind deutsche und französische Aktien, wichtigste Branche ist die Finanzwirtschaft.

Stoxx Europe 600: eine breitere Streuung mit 600 Unternehmen aus Europa.

Und wer bietet sie an?

Als ich mich für einen Index entschieden hatte – ich nahm den größten und am breitest gestreuten –, stellte ich fest: Es gibt für jeden ETF mehrere Anbieter. Auf den MSCI World fand ich 14 ETFs von acht Investmentgesellschaften, ihre Renditekurven verlaufen (wenn auch minimal) durchaus unterschiedlich; es lohnt sich also, genau hinzusehen und zu vergleichen (ebenso die Kosten, siehe unten).

Diese Namen von ETF-Anbietern las ich in allen Datenbanken immer wieder:

Amundi: gehört zum Großteil der französischen Bank Crédit Agricole.

iShares: ETF-Marke des amerikanischen Unternehmens Blackrock, Weltmarktführer. Außerdem ist Blackrock der weltweit größte Investor und hält in Deutschland Anteile an Unternehmen wie Allianz, BASF oder Siemens.

ComStage: ETF-Marke der Commerzbank.


db x-Trackers: ETF-Anbieter der Deutschen Bank.


Lyxor: Tochter der französischen Bank Société Générale.


UBS: Schweizer Großbank.

Was ist mit den Kosten?

Klassische, aktiv gemanagte Fonds kosten im Schnitt 1,75 Prozent pro Jahr, ETFs sind günstiger, manche kosten nur 0,2 Prozent der Anlagesumme pro Jahr. Dazu kommen Ausgabeaufschläge von bis zu fünf Prozent der investierten Summe. Bei vielen Direktbanken entfällt dieser Aufschlag, achten Sie auf entsprechende Aktionen. Und auf die Abkürzung TER bei den Informationen zu den einzelnen Fonds; die "Total Expense Ratio" zeigt die gesamte jährliche Kostenquote (Verwaltungsgebühr etc.) an, die durchaus unterschiedlich ausfallen kann.

Gute Investition: Sparpläne

Auch wer nicht viel Kapital hat, kann in Fonds und ETFs investieren: mit Sparplänen. Viele Direktbanken bieten sie gebührenfrei und schon ab 25 Euro pro Monat an. Wenn die Dividenden nicht ausgeschüttet, sondern wieder angelegt werden ("thesaurierend"), profitieren Sie im Idealfall nicht nur von Kursgewinnen, sondern auch vom Zinseszinseffekt. Der Sparbetrag lässt sich jederzeit verändern. Auch vermögenswirksame Leistungen, an denen sich der Arbeitgeber beteiligt, können in einen Fondssparplan fließen. Einen Überblick gibt es zum Beispiel auf www.test.de: im Produktfinder Fonds und ETFs bei "Weitere Filter" "Handelbarkeit" und dann "VL möglich" anklicken.

Muss man Steuern zahlen?

Ja, auf Dividenden und Kursgewinne fallen Steuern an. Seit 1. Januar gilt dafür ein neues Gesetz, das die Steuererklärung einfacher macht. Im Zweifel den Steuerberater fragen. Und ich habe, in großer Vorfreude, schon mal meinen Freistellungsauftrag erhöht. Das wird was! 

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