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Finanzplanung So klappt es mit der Geldanlage ab 40

Finanzplanung: Frau hält Sparschwein in der Hand
© Peter Atkins / Adobe Stock
Kinder, Karriere, Kredite: Wenn man alles gleichzeitig stemmen muss, sollte wenigstens die Finanzplanung ein Selbstläufer sein. So können Frauen in den 40ern ihre Geldanlage souverän managen.

Aufgaben, Termine, To-do-Listen – immer ist was, im Job oder zu Hause. Wenigstens bei ihren Finanzen könnten Frauen in den 40ern weniger Druck haben als in ihren 20ern oder 30ern – oder? Die Zeiten schlecht bezahlter Einsteigerjobs sind vorbei, es geht aufwärts, manche Frau erreicht in den 40ern schon ihre höchste Gehaltsstufe.

Lücken in der Finanzbildung

Doch genau das Thema Geld sorgt oft auch bei gestandenen Frauen Mitte 40 noch für Verunsicherung, sagt Katrin Löhr, Professorin für Finanzwirtschaft an der Fachhochschule Dortmund und Gründerin des Finanzcoaching-Unternehmens Finanzfreundin. "Ich habe selbst Vorständinnen großer Unternehmen erlebt, die sich beim Gespräch mit einem Finanzberater plötzlich klein fühlen", berichtet sie. "Viele beschleicht ein Ohnmachtsgefühl, weil ihnen die Finanzbildung fehlt."

Das führt häufig dazu, dass sie Geldangelegenheiten ihrem Partner überlassen oder einem Berater auf den Leim gehen, der mehr in seinem eigenen Interesse handelt als im Interesse der Kundin. Dabei ist Finanzplanung keine Raketenwissenschaft. Und gerade in den 40ern ist es höchste Zeit, die eigene Geldanlagestrategie zu überdenken und in die richtigen Bahnen zu lenken – das Geld ist jetzt da, die Rente noch weit genug weg, um dafür zu sparen.

"Mit 40 kann man noch sehr viel drehen", sagt Löhr. In diesem Alter bringen Frauen bereits eine gewisse Lebenserfahrung und eine Geldbiografie mit. Sprich: Ihre Einstellungen und Werte im Bezug auf Geld sind geprägt durch bisherige Erfahrungen – und haben einen Einfluss auf den Umgang mit Geld. Eine Studie hat sogar ergeben, dass Menschen mit einer positiven Haltung zu Geld ein höheres Einkommen haben.

Bisherige Entscheidungen hinterfragen

Doch selbst wer sich schon seit jungen Jahren seiner Finanzplanung widmet, sollte seine Werte, Haltungen und Ziele beim Thema Geld in der Mitte des Lebens noch mal überdenken, empfehlen Expertinnen. "Wir halten oft an unseren vergangenen Entscheidungen fest, auch wenn wir Dinge heute anders machen würden", sagt Löhr. "Das ist eine psychologische Falle – auch bei der Geldanlage." Sie ermuntert Frauen dazu, ihre bisherigen Geldentscheidungen zu hinterfragen. Rentiert sich die Lebensversicherung oder der Bausparvertrag mit den hohen Kosten und niedrigen Zinsen überhaupt noch? Und wirft der Fonds in meinem Depot eine Rendite ab, die mich zufriedenstellt? Oder – eine Option, die viele gar nicht in Betracht ziehen: Lohnt es sich, meine vermietete Wohnung zu verkaufen? Denn Immobilien lassen sich nach zehn Jahren ohne Spekulationssteuer verkaufen, der Gewinn aus dem Verkauf wird also nicht in der Einkommensteuer verrechnet.

Wer es bisher nicht tut, sollte spätestens jetzt in den 40ern etwas Risiko im Portfolio zulassen. "Ich hatte mal eine Frau im Coaching, die etwa 300 000 Euro auf dem Konto liegen hatte, gut über ETFs informiert war, aber Angst hatte zu investieren – aus Sorge davor, was dann mit dem Geld passiert", erzählt Dani Parthum, Finanzbloggerin, selbstständiger Finanzcoach ("Geldfrau") und eine der Expertinnen in der BRIGITTE Masterclass Finanzen. Dabei ist die Geldanlage in ETFs, Exchange Traded Funds, eine günstige Art, sein Geld breit gestreut anzulegen – und das Risiko bleibt überschaubar, wenn man das Geld lang genug investiert lässt.

Notgraschen? Ja gerne, aber ein bisschen Risiko darf auch sein

Geld sei eben immer auch ein emotionales Thema, sagt Parthum. "Ähnlich wie bei ihren Kindern wollen manche ihr Geld stets sicher wissen – es sozusagen beschützen." Tatsächlich ist es wichtig, einen Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto in Höhe von zwei bis drei Nettogehältern zu haben, für unvorhergesehene Ausgaben. Doch darüber hinaus sollten Sparerinnen auch Risiken eingehen können, betont die Expertin. Denn ohne ein gewisses Risiko gibt es keine auskömmliche Rendite.

Aber nicht nur das bisherige Sparverhalten gehört immer wieder auf den Prüfstand, sondern auch das Konsumverhalten. Mit dem wachsenden Wohlstand schleichen sich bei vielen teure Angewohnheiten ein. "Das ist oft das Alter, in dem man sich Luxus gönnt und Status zeigt", sagt Parthum. Sie rät, solche Gewohnheiten in weiser Voraussicht auf das Renteneinkommen zu überdenken. Denn das gesetzliche Rentenniveau sinkt immer weiter: Im Jahr 2035 werden Deutsche im Durchschnitt im Ruhestand nur noch knapp 46 Prozent des aktuellenBundesdurchschnitts-Nettoeinkommens erhalten.

Die Aussichten sind nicht besonders rosig

Frauen müssen in den meisten Fällen sogar mit noch weniger rechnen – Stichwort "Gender Pension Gap" also die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern –, vor allem wenn sie viele Jahre in Teilzeit oder für die Pflege von Angehörigen und Kindern gar nicht in einem bezahlten Job gearbeitet haben.

Für eine auskömmliche Rente wird das oft nicht reichen. Als Richtwert nennen Expertinnen und Experten meist 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens, Dani Parthum hält das sogar noch für zu wenig.

In den 40ern ist es jedenfalls noch nicht zu spät, die Weichen dafür zu stellen. Wer ordentlich aufstocken will, müsste dafür aber im Hier und Jetzt auf den ein oder anderen Luxus verzichten können: "Lieber ein kleineres Auto fahren – oder gar keines – und sich einen kleineren Urlaub gönnen", empfiehlt Parthum, "dafür aber mehr Geld fürs Alter investieren."

Drei Anlegerinnen in den 40ern - und was die Finanz-Experten raten

Alessia, Krankenpflegerin in Teilzeit, 1700 Euro brutto

Ist verheiratet und hat zwei Kinder, pflegt gleichzeitig ihre Mutter. Seit der Geburt ihres ersten Kindes vor zehn Jahren arbeitet sie in Teilzeit. Alessia spart mit ihrem Mann zusammen fürs Alter.

Finanzcoach Dani Parthum würde Alessia dringend zu einem eigenen Portfolio raten. "Ein gemeinsames Depot mit dem Partner oder der Partnerin – auch in der Ehe – ist für die Altersvorsorge nicht zu empfehlen. Die gehört immer in die eigenen Hände, also in ein eigenes Depot." Im Scheidungsfall wird zwar bei einer Zugewinngemeinschaft alles hälftig aufgeteilt. Doch das schützt nicht davor, dass der Partner im schlimmsten Fall vorab das Depot leer räumen könnte.

Wirtschaftsprofessorin Katrin Löhr empfiehlt Alessia auch, mit ihrem Mann zu besprechen, wie er ihre Rentenlücke finanziell ausgleichen könnte. Denn diese Lücke entsteht immerhin dadurch, dass sie in Teilzeit arbeitet und sich um die gemeinsamen Kinder kümmert. Eine Lösung könnte so aussehen, dass Alessias Mann ihr die entgangenen Arbeitseinkünfte monatlich überweist. Dann kann sie diese in den Aufbau ihrer Altersvorsorge investieren.Theoretisch – denn welches Familienbudget gibt das her? Wenn möglich, sollte Alessias Mann ihr aber zumindest einen Teil der entgangenen Einkünfte regelmäßig in einen eigenen Altersvorsorgesparplan einzahlen.

Sind solche Fragen geklärt, geht es ans Investieren: Börsen-Einsteigerinnen legen am besten in einen global anlegenden ETF, etwa in den MSCI World an, sagt Sandra Klug, Finanz-Expertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Dieser investiert in die rund 1500 größten börsennotierten Unternehmen aus 23 Industrieländern. Fortgeschrittenen rät sie, das Portfolio mit einem ETF auf Schwellenländertitel und Europa-Aktien zu ergänzen. So lässt sich das Risiko besser streuen – der MSCI World besteht nämlich, trotz des Wortes "World" im Titel, zu mehr als 60 Prozent aus US-Aktien.

Jeanette, Bankerin, 5000 Euro brutto

Ist geschieden und alleinerziehende Mutter eines zwölfjährigen Sohnes. Sie arbeitet in Vollzeit und möchte für ihre Rente sowie für die Ausbildung ihres Sohnes Vermögen aufbauen. Sie lebt in einer Eigentumswohnung, für die sie noch bis zur Rente jeden Monat die Raten abbezahlt.

Bei der Wohnung macht es Sinn, so viel wie möglich zu sondertilgen, sagt Verbraucherschützerin Sandra Klug. Das gilt vor allem dann, wenn Jeanette die Immobilie allein anschlussfinanzieren muss: Wenn die Zinsbindung des jetzigen Kredits endet, dürften die Zinsen danach weitaus höher ausfallen, daher sollte so wenig Restschuld wie möglich übrig bleiben. Klug empfiehlt Jeanette, das Geld dafür auf einem Tagesgeld- oder Festgeldkonto zu sparen, bevor sie es der Bank überweist – immerhin gibt es da aktuell bis zu vier Prozent Zinsen. Auch Zuwachssparmodelle können sich lohnen. Dabei steigt der Zins für das angelegte Geld jedes Jahr stufenweise, im Durchschnitt bekommt man aktuell mit Fünf-Jahres-Verträgen 3,6 Prozent Zinsen pro Jahr heraus. Der Vorteil im Vergleich zu Festgeld: Die Kündigungsfristen sind kürzer, zum Beispiel nur drei Monate. Aktuelle Konditionen finden sich z. B. auf der Seite der Stiftung Warentest, test.de.

Jeanette sollte aber auch über die Immobilie hinaus Vermögen fürs Alter anlegen. Eine kostengünstige Möglichkeit, an den Kapital-märkten teilzuhaben, ist auch bei ihr die Investition in einen global an-legenden ETF – immerhin hat sie bis zur Rente noch mehr als 20 Jahre Zeit, vom Zinseszinseffekt zu profitieren.

Ein Welt-ETF wäre den Expertinnen zufolge auch das Mittel der Wahl zum Sparen für ihren Sohn. Das ginge zum Beispiel über ein spezielles Kinderdepot. So könnte sie auch ihn schon früh an das Thema Geldanlage heranführen und sogar mitsparen lassen. Das kann sich auch steuerlich lohnen: Läuft das Kinderdepot auf seinen Namen, gilt für ihn ein eigener Freibetrag auf die Gewinne. Allerdings hätte er mit seinem 18. Geburtstag vollen Zugriff auf das Depot. Falls sie das nicht möchte, spart Jeanette das Geld lieber auf einem eigenen Depot und zahlt ihm später davon den Unterhalt. Sollte sie allerdings schon bald an die Ersparnisse für ihren Sohn ranmüssen, ist dieses Geld besser auf einem Festgeldkonto aufgehoben, sagt Verbraucherschützerin Klug. Das gilt besonders für Zeiträume, die kürzer sind als fünf Jahre. So muss Jeanette keine Verluste hinnehmen, falls sie ihrem Kind in einer schlechten Marktphase das Auslandsjahr oder den Führerschein finanzieren möchte.

Olga, selbstständige PR-Beraterin, 8000 Euro brutto

Ist ledig und kinderlos, hat eine eigene PR-Agentur gegründet und fragt sich nun: Wie lege ich Geld an, um mich für Krankheit, aber auch fürs Alter abzusichern?

Olga sollte eine höhere sogenannte Liquiditätsreserve beiseitelegen als angestellte Frauen in ihrem Alter. Dieses Polster sichert sie nicht nur gegen Einkommensschwankungen ab, sie hat damit auch einen Puffer für Urlaubs- oder Krankheitstage oder für unerwartete unternehmerische Ausgaben. Verbraucherschützerin Sandra Klug empfiehlt ihr je nach Bedarf eine Reserve von fünf bis 15 monatlichen Unternehmerlöhnen. "Hier gilt erfahrungsgemäß: lieber etwas mehr." Olgas tatsächlicher Bedarf hängt auch davon ab, wie gut sie abgesichert ist, zum Beispiel durch eine Krankentagegeld- und eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Bei der Altersvorsorge würde Klug ihr von Rürup-Verträgen abraten, auch wenn die bei Selbst-ständigen wegen der Steuerersparnis während der Einzahlungsphase beliebt sind. Ihre Begründung: Das Rürup-System sei im Allgemeinen unflexibel. "Das Kapital kann unter anderem nicht herausgekündigt werden und am Ende steht zwingend eine Rentenzahlung", moniert Klug. Außerdem seien die Kosten für die Verträge hoch, die Renten-zahlungen gleichzeitig gering. Die Versicherten müssten oft weit über 95 Jahre alt werden, um rauszubekommen, was sie an Beiträgen eingezahlt haben. Klug rät Olga, sich bei der Deutschen Rentenversicherung über die Möglichkeit zu informieren, freiwillig jeden Monat einen Betrag in die gesetzliche Rente einzuzahlen. Dabei kann sie sich ausrechnen lassen, wie viel Rente sie dafür im Ruhestand herausbekäme. Darüber hinaus kommen auch für Olgas private Altersvorsorge weltweit anlegende Aktien-ETFs infrage.

Sandra Klug… ist studierte Juristin und die Geldanlage-Expertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg.

Dani Parthum… teilt ihr Wissen auch in der BRIGITTE Masterclass Finanzen (nächster Start 12. Februar, brigitte.de/masterclass).

Katrin Löhr … ist Professorin für Finanzwirtschaft an der Fachhochschule Dortmund und Finanzcoach.

Brigitte

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