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Finanzfragen 12 Finanztipps für Frauen

Finanzfragen: Porträt von vier Frauen, die vor einem pinken Hintergrund stehen
Lisa Hassenzahl, Jessica Schwarzer, Claudia Müller und Dani Parthum (v. l.) helfen, wenn es um das Thema Finanzen geht
© Sarah Buth / Brigitte
Depot, Rente, Geldanlage: Viele Frauen haben da die gleichen Fragen. Hier sind zwölf, die besonders häufig auftauchen – beantwortet von den unabhängigen Expertinnen der Masterclass Finanzen der BRIGITTE Academy.

Was tun mit (alten) Versicherungsverträgen?

Dani Parthum: Versicherungen gibt es wie Sand am Meer. Zuerst heißt es daher bei den eigenen Versicherungen: Aufräumen und aussortieren. Dafür notieren Sie im ersten Schritt alle Versicherungsverträge auf ein Blatt. Von Haftpflicht über Risikolebensversicherung, Riester und verschiedene Lebens- und Rentenversicherungen. Dann gehen Sie jeden Vertrag einzeln durch und fragen: Was sichert dieser Vertrag ab, warum brauche ich das, was kostet es mich im Jahr und welchen Nutzen ziehe ich daraus. Bei der Bewertung helfen Versicherungsunterlagen und Bestandsmeldungen. Anschließend bewerten Sie und kündigen das, was Sie nicht brauchen, was teuer oder überflüssig ist. Beispiel Riester: Erscheinen die jährlichen Kosten sehr hoch, während der Rückkaufswert kaum steigt, trotz hoher Beträge, die eingezahlt werden, sollte man nachrechnen lassen, ob Riester überhaupt die passende Versicherung ist. Die Verbraucherzentralen helfen beim Bewerten.

Ich bin 54 Jahre alt und habe einen etwas größeren Betrag geerbt. Worauf muss ich bei meiner Anlagestrategie achten?

Lisa Hassenzahl: Nur weil der Ruhestandseintritt nicht mehr so weit weg ist, bedeutet das nicht, dass das Geld nur noch zehn oder zwölf Jahre Anlagehorizont hat. Denn man löst ja nicht das gesamte Depot am Tag eins nach dem Ruhestandseintritt auf. Teile des Geldes haben (bei einer statistischen Lebenserwartung von 83 Jahren) noch mindestens 25, in der Spitze sogar 29 Jahre Zeit, bis sie gebraucht werden. Aber natürlich gilt das nur für einen Teil des Geldes, sodass man die Anlagestrategie entsprechend gestalten sollte. Die Aktienquote beziehungsweise risikoreichere Anlagen sollten in der Regel nicht mehr als 70 Prozent des Depots ausmachen (hier kommt es natürlich darauf an, wie hoch der Gesamtbetrag ist und wie viel Geld ich ab welchem Zeitpunkt pro Monat entnehmen muss). Da es sich um einen größeren Betrag handelt, stellt sich zudem die Frage, ob alles auf einmal oder in Schritten investiert werden sollte. Hier gilt: Risikoärmere Anlagen können oft gut als Einmalanlage investiert werden, risikoreichere Positionen in mehreren Schritten, um das Risiko zu streuen. Wie viele Schritte? Das hängt tatsächlich von der Höhe des Vermögens, der eigenen Risikobereitschaft und dem Marktumfeld ab.

Lerne, eine eigene Anlagestrategie zu entwickeln

Mein Mann will nicht, dass ich mich um meine Finanzen kümmere und denkt, ich will mich trennen. Was nun?

Claudia Müller: Finanzen haben Einfluss auf fast jeden Lebensbereich, deshalb kann es vorkommen, dass Ihr Finanzinteresse zu weitreichenden Veränderungen führt. Falls es in Ihrer Beziehung zu Stress kommt, lohnt es sich, auf die Ursachen zu schauen: Warum reagiert der Partner oder die Partnerin mit Ablehnung oder Angst? Welche Rolle hat Geld in seiner/ihrer Kindheit gespielt? Vielleicht haben seine/ihre Eltern Geld häufig als Druckmittel genutzt und er/sie reagiert deshalb empfindlich auf Ihr neues Interesse. Möglicherweise hat es gar nichts mit Ihnen zu tun, sondern mit seiner/ihrer Vergangenheit. Außerdem könnte es sein, dass Sie durch Ihr Finanzinteresse gerade eine jahrelang erprobte Aufgabenteilung in Ihrer Beziehung ändern. Dadurch kommt in ihm/ihr möglicherweise die Frage auf, mit welchen anderen Aspekten Ihrer Beziehung Sie unzufrieden sind.

Machen Sie ihm/ihr klar, dass Sie nicht die ganze Beziehung hinterfragen, sondern dass es Ihnen um Eigenverantwortung und Selbstbestimmung geht. Geldgespräche in einer Beziehung können emotional herausfordernd sein. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich Zeit für diese Gespräche und für den ganzen Prozess nehmen. Eine angenehme Atmosphäre und vielleicht ein Glas Wein oder eine Tasse Tee können dabei helfen!

So vereinbarst du Geld und Liebe 

Sparplan oder Einmalanlage – was ist besser? Geht auch beides?

Jessica Schwarzer: Mit Blick auf die Rendite ist die Antwort klar: Die Einmalanlage schlägt den Sparplan langfristig. Wenn eine Sparerin zehn Jahre lang Monat für Monat eine gleichbleibende Summe in einen global investierenden Aktienfonds investiert hätte, könnte sie sich über eine durchschnittliche jährliche Rendite von 5,1 Prozent freuen. Hätte sie vor zehn Jahren aber einmalig investiert, kommt sie auf eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,6 Prozent. Trotzdem sind Fonds- und ETF-Sparpläne eine tolle Sache, denn Anlegerinnen können schon mit ganz geringen Summen an der Börse starten und so ein kleines Vermögen ansparen. Viele Onlinebanken und Broker bieten sie schon ab einer monatlichen Rate von 25 Euro an, manche sogar ab 10 Euro. Diese Rate können Anlegerinnen jederzeit mit wenigen Klicks erhöhen, reduzieren oder ganz aussetzen. Natürlich lassen sich Sparplan und Einmalanlage auch kombinieren. Größere Summen, etwa der jährliche Bonus oder das Weihnachtsgeld, könnten auf einmal investiert werden, während der Sparplan nebenbei läuft. Warum nicht? In beiden Fällen können Anlegerinnen auch jederzeit Anteile verkaufen.

Wie berechnet sich eigentlich meine Rentenhöhe?

Dani Parthum: Die Höhe der gesetzlichen Rente ergibt sich grob gesagt aus zwei Zahlen: aus Entgeltpunkten und dem jeweils aktuellen Rentenwert. Entgeltpunkte sammeln Sie immer dann, wenn Sie erwerbstätig und gesetzlich rentenversichert, erwerbslos oder Eltern geworden sind. Einen Punkt gibt es, wenn Sie im Job das sogenannte Durchschnittsentgelt von derzeit 43.142 Euro (West) beziehungsweise 41.967 Euro (Ost) verdienen. Erhalten Sie weniger als dieses Durchschnittsentgelt im Jahr, gibt es einen Bruchteil eines Entgeltpunktes. Maximal kann man im Jahr zwei Entgeltpunkte sammeln. Für ein Kind erhält man ebenfalls Entgeltpunkte – ganze drei.

Um nun die Rente auszurechnen, multipliziert man die Entgeltpunkte mit dem Rentenwert: Aktuell beträgt er in den alten Bundesländern 36,02 Euro, in den neuen 35,52 Euro. Hat man beispielsweise 25 Entgeltpunkte erworben und wohnt in Dresden, erhält man 888 Euro Rente; in Köln sind es 900 Euro. Entgeltpunkte und Rentenwert stehen in der Renteninformation, die man jährlich zugeschickt bekommt.

Brigitte Academy | Kostenloses Webinar zum Berechnen der Rentenlücke und für private Altersvorsorge
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Wo kann ich nach ETFs suchen?

Lisa Hassenzahl: Der erste Schritt sollte im besten Fall darin bestehen, sich zu überlegen, wie das eigene Depot beziehungsweise die Anlagestrategie aussehen soll. Das heißt konkret: Wie hoch soll die Aktienquote sein, möchte ich Anleihen oder andere Anlageklassen beimischen und in welche Länder, Branchen, Themen und so weiter möchte ich investieren? Auf dieser Basis fällt die Suche nach dem oder den passenden ETFs dann schon deutlich leichter, weil man gezielter auswählen kann. Eine sehr gute Möglichkeit für die gezielte Suche bieten dann Plattformen wie justetf, extraetf oder auch die ETF-Suche auf finanztip.de. Sie geben eine Übersicht über sämtliche ETFs, die deutschen Anleger:innen zur Verfügung stehen, und ermöglichen daher auch gute Vergleiche zu Kosten, Entwicklungen und anderen Kennzahlen. Zudem hat man die Möglichkeit, nach speziellen Themen, Kriterien wie etwa Nachhaltigkeit zu suchen. Sofern man bereits ein Depot bei einer Bank eröffnet hat, kann man aber natürlich auch direkt im Onlinebanking suchen.

Wie kann ich mit 50 plus/knapp 60 noch meine Rentenlücke schließen?

Claudia Müller: Den wichtigsten Schritt haben Sie bereits getan: Sie kümmern sich! Zunächst sollten Sie ausrechnen, wie viel Sie monatlich investieren müssen, um Ihre Rentenlücke zu schließen. Und dann geht es ans Investieren! Denken Sie daran: Auch wenn Sie bereits in Rente sind, kann Ihr Geld investiert bleiben und sich weiter für Sie vermehren. Ihr Investitionshorizont geht also deutlich über Ihren Renteneintritt hinaus.

Wenn die Rente sich nähert (ca. fünf Jahre vor Renteneintritt), sollten Sie berechnen, welchen monatlichen Finanzbedarf Sie haben, und dementsprechend wie viel Geld Sie in den ersten fünf Jahren Ihrer Rente benötigen. Dann sollten Sie schrittweise so viele ETF-Anteile verkaufen, dass Sie diesen Bedarf finanzieren können. Der zeitliche Vorlauf gibt Ihnen die Möglichkeit, auf Börsenschwankungen zu reagieren: Wenn die Börse schlecht steht, warten Sie noch ab und verkaufen noch nicht. Wenn neue Börsenrekorde aufgestellt werden, könnte es ein guter Zeitpunkt sein, um ETF-Anteile zu verkaufen. So bereiten Sie sich Schritt für Schritt auf Ihre Rente vor.

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Wie viele ETFs brauche ich?

Jessica Schwarzer: Das kommt ganz auf die persönliche Strategie an. Die Risikostreuung ist auf jeden Fall das oberste Gebot der erfolgreichen Geldanlage. Es gilt, auf viele Anlageklassen und innerhalb dieser auf viele Einzelwerte zu setzen. Beispiel Aktien: Es sollten möglichst viele sein, aus vielen Branchen, Ländern und Kontinenten. Mit einem ETF auf den Weltaktienindex MSCI World investiert man in gut 1600 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Es ist im Grunde also nicht die ganze Welt, aber doch ein sehr großer, sogar der überwiegende Teil des globalen Kapitalmarktes. Auch sind die USA mit 70 Prozent sehr hoch gewichtet, was aber daran liegt, dass die meisten Aktienindizes kapitalmarktgewichtet sind. Was fehlt im MSCI World, sind die aufstrebenden Schwellenländer, und damit übrigens auch China. Diese sind im MSCI Emerging Markets notiert. Es sind 1400 Aktien aus 24 Schwellenländern. Wirklich die ganze Welt bildet der MSCI All Country World ab. Er kombiniert beide Indizes und ist damit eigentlich der echte Weltaktienindex.

Lohnt es sich überhaupt (noch), Geld in Aktien und Immobilen anzulegen?

Dani Parthum: Das kommt auf das Ziel an! Wenn es um Geldanlage geht, sollte die Frage lauten: Welche Geldanlage – Aktien, Immobilien, Tagesgeld, Gold – hilft, Ihr gestecktes Ziel zu erreichen? Wollen Sie auf Weltreise gehen, dann sparen Sie über Tagesgeld und nutzen vielleicht kurz laufende Anleihen. Ist Ihr Ziel eine auskömmliche Rente, könnten Sie den strategischen Vermögensaufbau mit einer Mischung aus Aktien, Immobilien und Anleihen planen und dafür Investments in ETFs nutzen. Das Ziel entscheidet also darüber, ob sich für Sie eine Geldanlage lohnt und ob sie sich überhaupt eignet.

Kann ich auch zwei Depots haben?

Lisa Hassenzahl: Definitiv, ja! Es kann durchaus sinnvoll sein, zwei Depots zu haben. Zum Beispiel, weil man mit den unterschiedlichen Depots verschiedene Ziele oder Anlagehorizonte verfolgt. Dahinter steckt das sogenannte "mental accounting", also die Tatsache, dass es unserem Gehirn oft schwerfällt, die unterschiedlichen Ziele emotional auseinanderzuhalten, wenn sie in einem Konto oder Depot investiert sind. Daneben spielen auch die Kosten und die Verfügbarkeit von ETFs und Aktien eine Rolle. Generell gilt:

• Es ist nicht zwingend notwendig, eine Unterteilung in verschiedene Depots vorzunehmen, auch bei unterschiedlichen Anlagehorizonten.

• Es sollte in jedem Fall immer angemessen sein und auf gar keinen Fall dazu führen, dass man den Überblick verliert.

• Kosten nicht vergessen! Wenn man mehrere Depots hat, sollte man natürlich ganz besonders darauf achten, dass man keine Depotgebühr bezahlt.

Woran erkenne ich nachhaltige ETFs?

Claudia Müller: Im ersten Schritt ist es wichtig, auf den Index zu achten. Abkürzungen wie ESG (Environmental, Social, Governance, also Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) oder SRI (Socially Responsible Investing, also sozialverantwortliches Investieren) geben eine gute Orientierung. Wenn Sie dann tiefer einsteigen möchten, können Sie sich die Beschreibung des ETFs durchlesen und sogar die Unternehmen anschauen. Ich würde empfehlen, sich zum Beispiel bei Stiftung Warentest oder bei Faire Fonds (faire-fonds.info) über die neuesten Entwicklungen und aktuelle Empfehlungen zu informieren.

Wie finde ich die richtige Bank beziehungsweise Plattform, um mein Depot zu eröffnen? Was unterscheidet Direktbanken und Onlinebroker?

Jessica Schwarzer: Während Onlinebroker sich auf die Geldanlage – das Brokerage – konzentrieren und kaum weitere Produkte anbieten, gibt es bei Direkt- oder auch Onlinebanken oft denselben Service wie bei der Filialbank. Am Ende geht es darum, vor allem den günstigsten Anbieter zu finden. Die Kosten können sehr unterschiedlich ausfallen und jeder Euro, der zu viel an Gebühren gezahlt wird, mindert am Ende die Rendite. Es kommt sehr darauf an, was man will: Sparplan? Einmalanlage? Wie viele Orders pro Monat oder Jahr könnten es wohl werden? Dann gilt es zu vergleichen. Doch keine Angst, niemand muss von Anbieter zu Anbieter "surfen" und sich mühsam durch die AGBs kämpfen. Im Internet gibt es hilfreiche Vergleichsrechner, etwa auf der Seite brokervergleich.de oder der FHM-Finanzberatung. Angst vor einer Fehlentscheidung muss niemand haben, denn das Depot lässt sich einfach umziehen. Dafür gibt es bei den meisten Anbietern einen kostenlosen Umzugsservice.

Lisa Hassenzahl

Die Ökonomin ist Geschäftsführerin der Finanz- und Anlageberatung "Her Family Office"

Claudia Müller

Die Gründerin des "Female Finance Forums" war früher bei der Bundesbank tätig

Dani Parthum

Als "Geldfrau" bietet die Ökonomin und Wirtschaftsjournalistin Finanz-Workshops an

Jessica Schwarzer

Die Finanzjournalistin und Börsenexpertin vermittelt ihr Wissen heute an Frauen

Lerne die Finanzexpertinnen persönlich kennen

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