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Endlich wieder Zinsen So legt ihr euer Geld richtig an

Endlich wieder Zinsen: Mehrere Stapel Münzen
© BillionPhotos.com / Adobe Stock
Große Freude: Es gibt wieder Zinsen aufs Ersparte. Aber vielleicht nicht unbedingt bei unserer Hausbank. Man muss ein bisschen suchen und wissen, welche Angebote seriös sind.

Bis vor Kurzem klang es wie ein Märchen aus längst vergangenen Zeiten: Früher gab es fünf Prozent Zinsen aufs Ersparte! Aus 100 Mark wurden also innerhalb eines Jahres 105 Mark. Jüngere mochten das gar nicht glauben. Wer in letzter Zeit Geld auf einem Spar- oder Tagesgeldkonto hatte, konnte oft schon froh sein, wenn es überhaupt 0,01 Prozent gab. Oder wenn keine Strafzinsen oder ein sogenanntes Verwahrentgelt fällig wurde, nur dafür, dass die Bank das Ersparte verwahrte.

Doch jetzt: große Wiedersehensfreude. Die Zinsen sind zurück, weil die Europäische Zentralbank (EZB) zur Bekämpfung der Inflation immer wieder in kleinen Schritten den Leitzins anhebt. Für Menschen, die einen Kredit aufnehmen müssen, ihr Konto überziehen oder eine Immobilie finanzieren möchten, sind das schlechte Nachrichten. Für Sparer aber sind sie gut. Denn wenn eine Bank jetzt Geld bei der EZB parkt, bekommt sie wieder Zinsen dafür – und könnte das an ihre Kund:innen weitergeben.

Als erste große Bank kündigte die ING im Oktober 2022 an, dass Neukunden Zinsen aufs Tagesgeld bekommen. Mittlerweile sind es zwei Prozent, allerdings nur für maximal 50.000 Euro und für vier Monate; danach gibt es 0,6 Prozent. Manche deutsche Bank, so die Erhebung der FMH-Finanzberatung Anfang Februar, bezahlt sogar schon 2,3 Prozent fürs Tagesgeld. Doch längst nicht alle: Viele Filialbanken und Sparkassen machen keine Anstalten, nachzuziehen, und bieten nach wie vor nur Mini-Zinsen.

Welche Bank ist die Richtige für mich?

Dabei wird die Konkurrenz immer größer: Neu im Spiel sind die Neo-Broker Trade Republic und Scalable, die eigentlich gar keine Bankleistungen anbieten. Seit Januar aber zahlt Trade Republic zwei Prozent Zinsen auf die Summe auf dem Verrechnungskonto (bis 50.000 Euro) und bekam daraufhin massiven Zulauf von neuen Kund:innen. Bald darauf zog Scalable nach: Dort gibt es 2,3 Prozent (bis 100.000 Euro auf dem Konto), allerdings nur mit Abschluss der Handels-Flatrate fürs Depot für 4,99 Euro pro Monat. 

Nach langer Zeit wirft das Ersparte also wieder ein bisschen was ab. Die Frage ist: Wie und wo finde ich dafür das beste Angebot? Heute gibt es neben den etablierten Banken auch Online- und Direktbanken, also eine sehr viel größere Auswahl. Mit Zinsvergleich-Portalen im Internet lässt sich in wenigen Minuten herausfinden, welche Bank für welche Summe und, bei Festgeld, für welchen Anlagezeitraum momentan gute Konditionen anbietet. WeltSparen und Zinspilot (die beide zur Bankgesellschaft Raisin gehören) zeigen Angebote von mehr als 130 Banken in Europa, davon 15 in Deutschland. Banken mit befristeten Angeboten sind allerdings nicht vertreten. Dafür Institute, deren Namen man noch nie gehört hat: Avida, illimity, FCM Bank … Viele sitzen gar nicht in Deutschland, sondern in Italien, Malta oder Frankreich.

Ist das eine sichere Geldanlage? Und wie findet man das heraus?

"Man kann nicht automatisch davon ausgehen, dass alle Angebote, die auf Vergleichsportalen angezeigt werden, vollkommen sicher sind", sagt Finanzexpertin Stephanie Heise von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ihr Rat: am besten an der Stiftung Warentest orientieren. Die empfiehlt nur Angebote, die bestimmte Kriterien erfüllen: Gibt es eine Einlagensicherung? Sitzt die Bank in einem Land mit guter Bonität? In Deutschland sind 100.000 Euro pro Anleger:in und pro Bank durch den Staat abgesichert, EU-weit gilt die gleiche Deckungssumme. Aber wenn die Bank in einem wirtschaftlich schwachen Land sitzt – auch wenn das zur EU gehört – und pleitegeht, so Heise, "kann es ziemlich lange dauern, bis ich mein Geld wiedersehe".

Auf test.de werden deshalb nur Tages- und Festgeldangebote von Banken und Ländern mit sehr guter Wirtschaftskraft empfohlen: Neben Deutschland sind das (Stand 4. Januar 2023) Belgien, Dänemark, Frankreich, Finnland, Großbritannien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich und Schweden. Für Festgeld, auf ein Jahr angelegt, findet sich in der Liste zum Beispiel ein Angebot einer in Wien sitzenden Bank von 3 Prozent. Für 1000 Euro wären das immerhin 30 Euro.

Natürlich gleichen auch solche Zinsen nicht annähernd aus, wie stark die Inflation an der Kaufkraft unseres Geldes frisst. Aber hey: Drei Prozent sind besser als nichts. Es gibt ja gute Gründe, warum wir zumindest einen Teil unseres Geldes langweilig, aber sicher bei der Bank parken sollten:

• als Notfallreserve auf dem Tagesgeldkonto – für größere Reparaturen oder, wie viele es jetzt leidvoll erleben, für außergewöhnlich hohe Nebenkostenabrechnungen.

• für ein Sparziel, das in den nächsten Monaten oder Jahren erreicht werden soll – dieses Geld hat auf einem Depot nichts verloren, es muss am Tag X verlässlich zur Verfügung stehen. Dafür eignet sich Festgeld. 

• als Sicherheitsbaustein im Portfolio. Ein Teil liegt in Aktienfonds oder ETFs, der andere ist Tages- oder Festgeld und gleicht die Kursschwankungen am Aktienmarkt aus.

Was ist eine Zinstreppe?

Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die Zinsen noch weiter steigen werden. "Bei den Angeboten unserer Partnerbanken gab es zuletzt es jeden Monat durchschnittlich 400 bis 450 Zinserhöhungen", sagt Katharina Lüth, Managing Director bei Raisin. Fachleute raten deshalb, sich nicht auf eine lange Laufzeit festzulegen, sondern eine sogenannte Zinstreppe zu bauen: nur einen Teil des Geldes für ein Jahr als Festgeld anlegen, in sechs Monaten wieder die Angebote checken, einen weiteren Teil fest­legen, und ein halbes Jahr später das frei gewordene Geld aus der ersten Anlage neu anlegen. Und so weiter. Klingt vielleicht ein bisschen aufwändig, aber macht bei höheren Summen durchaus einen Unterschied. 

"Wer nicht aktiv sucht, wird immer zu wenig Zins bekommen“, sagt Katharina Lüth. Dabei wäre da viel zu holen: Allein als Bargeld oder auf Giro- oder Tagesgeldkonten hatten die deutschen Privathaushalte laut Bundesbank zuletzt 2230 Milliarden Euro herumliegen. Selbst wenn es darauf nur ein Prozent gäbe, wären das rund 22 Milliarden Euro an Zinsen.

Wer ein Depot hat und die massiven Kursrückgänge im vergangenen Jahr aushalten musste, könnte angesichts der steigenden Zinsen schon fast in Versuchung kommen: Ein ETF auf den MSCI World machte 18 Prozent minus, mit Tagesgeld gibt es jetzt 3 Prozent plus. Ist das nicht eine Alternative – und sehr viel weniger riskant? Der Spatz in der Hand …  "Nein!", sagt Stephanie Heise. "Gerade von Leuten, die noch nicht lang an der Börse investiert haben, höre ich das jetzt häufiger. Die hatten sich daran gewöhnt, dass die Kurse immer weiter steigen. Aber wenn Sie klug einen weltweit gestreuten ETF gekauft haben, gibt es keinen Grund, jetzt hektisch zu verkaufen. Durchhalten, Sparplan weiterlaufen lassen. Früher oder später geht es an der Börse auch wieder hoch." Und wer langfristig anlege, der habe diese Zeit.

Und wer noch ein Sparbuch hat? Kann es getrost auflösen. "Es bietet keinen Vorteil", sagt Stephanie Heise. Auf einem Tagesgeldkonto sei das Geld, das kurzfristig verfügbar sein soll, besser aufgehoben. 

Festgeld, Tagesgeld: Was ist der Unterschied?

Tagesgeld ist eine sogenannte Sichteinlage – ich kann jederzeit an mein Geld ran und alles oder einen Teil abheben. 

Festgeld ist Termingeld: Die Summe wird für einen fest vereinbarten Zeitraum (ab drei Monate bis hin zu mehreren Jahren) angelegt und ist erst dann wieder verfügbar. Mit Feldgeld bin ich also weniger flexibel, dafür sind die Zinsen höher als bei Tagesgeld. Achtung: Für länger als für ein Jahr, so Verbraucherschützerin Stephanie Heise, sollte man aktuell nicht anlegen. Denn die Zinsen können in der Zwischenzeit noch weiter ansteigen.

Und das Sparbuch? Lohnt sich nicht mehr – wer noch eins hat, sollte das Geld zumindest auf ein Tagesgeldkonto umschichten, das ist flexibler und bringt mehr Zinsen.

Wo geht’s zu den Zinsen?

Adressen für den Zinsvergleich: fmh.de, die Portale weltsparen.de und zinspilot.de (gehören beide zu Raisin), die Finanzplattformen biallo.de und finanztipp.de oder auch die Deutsche Bank mit ihrem Angebot ZinsMarkt (für Festgeld) 

Die Stiftung Warentest aktualisiert regelmäßig ihre Testergebnisse für Festgeld und Tagesgeld, nennt Banken, die nicht empfehlenswert sind, und in einer umfangreichen Warnliste unseriöse und riskante Angebote und Vermittler (test.de).

Mehr Infos findet ihr im aktuellen Brigitte Spezial: Der große Finanz-Guide für Frauen 2023.

Brigitte

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