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ETF-Sparplan Claudia Müller erklärt, wie wir Geld einfach anlegen können

Frau sitzt am Laptop
© Jacob Lund / Adobe Stock
Noch nie war es so einfach, Geld an der Börse anzulegen: mit ETF-Sparplänen. Aber viele Menschen haben Vorbehalte und Fragen. Finanzexpertin Claudia Müller erklärt, wie es geht – hier und in einem neuen Onlinekurs der BRIGITTE Academy.

Manche Revolutionen vollziehen sich langsam, und viele Menschen bekommen jahrelang gar nichts davon mit. Eine begann im Herbst 2010. Da fingen die ersten Onlinebanken an, ETF-Sparpläne kostenfrei anzubieten. Vorher lohnten die sich kaum, weil hohe Fixkosten und Gebühren für jede Sparrate verlangt wurden. Aber nun bauten immer mehr Menschen in kleinen Schritten, mit kleinen Summen Vermögen auf. 2014 gab es 200 000 Sparpläne, heute sind es mehr als 7,1 Millionen. "So sieht das Paradies für Privatanleger aus", schwärmte das Wirtschaftsmagazin "Capital" schon damals. Aber viele Menschen trauen sich noch nicht rein ins Paradies. Oder wissen noch gar nichts davon. ET… was? Hier sind die zehn wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie funktioniert ein ETF?

Die Abkürzung steht für Exchange Traded Funds. In der Fachsprache lautet die Erklärung: Das sind über die Börse gehandelte, passiv verwaltete Indexfonds. Man kann es aber auch sehr viel einfacher erklären – so wie es Claudia Müller, Gründerin der Finanzplattform Female Finance Forum, im neuen ETF-Kurs der BRIGITTE Academy tut: "Ein ETF, das ist wie ein Obstsalat."

Wer Lust auf Obstsalat hat, könnte verschiedene einzelne Früchte kaufen und ihn eigenhändig zubereiten. "Aber das ist aufwendig und kostet viel Geld", sagt Claudia Müller. "Man kann auch einen bereits fertigen Obstsalat kaufen, die gibt es in jedem Supermarkt. Und dort kann man schauen: Möchte ich eine bestimmte Zusammensetzung, vielleicht nur die Obstmischung Tropical? Soll es Obstsalat von einer bestimmten Marke sein? Nur Bio-Zutaten? Mit Cranberrys, aber ohne Rosinen?" Genau so funktioniert ein ETF: Die Aktien sind die einzelnen Zutaten. Der Index ist das Rezept, nach dem der Salat jeweils zusammengemixt wird. "Ein Index liefert die Kennzahl für die Entwicklung eines Bündels von Wertpapieren", sagt Claudia Müller. Etwa der deutsche Aktienindex, der Dax: Egal von welchem ETF-Anbieter (das wäre die Marke des Obstsalats), die Zusammensetzung eines Dax-ETFs ist immer die gleiche, er enthält die 40 größten deutschen Aktiengesellschaften. Und die Bank oder der Broker ist der Supermarkt, bei dem der Kauf des ETFs vonstatten geht: Er verwaltet das Depot, in dem die ETF-Anteile nach dem Kauf verwahrt werden.

Was sind die Vorteile von ETFs?

Die Börse Frankfurt spricht von einer "durchgreifenden Demokratisierung der Geldanlage". Weil ETFs eine Anlageform sind, mit der auch Kleinanlegerinnen und -anleger ohne großes Vorwissen und ohne viel zeitlichen Aufwand, mit geringen Summen und zu günstigen Preisen investieren können. Auch wenn Banken die Sparplanausführung kostenfrei anbieten – für die Verwaltung der ETFs verlangen die Anbieter Gebühren, manche beginnen bei 0,05 Prozent. Für eine angelegte Summe von 1000 Euro wären also im Jahr gerade mal 50 Cent fällig.

Ein weiterer Vorteil: Man kann schon mit kleinen Beträgen anfangen zu investieren. Manche Depotbanken, etwa die ING oder sogenannte Neo-Broker wie Scalable oder Trade Republic, ermöglichen sogar Sparpläne mit 1-Euro-Raten. "Natürlich reichen solche Raten nicht aus, wenn es um die Altersvorsorge geht", sagt die Expertin. "Aber es reicht aus, um einfach mal anzufangen und zu lernen, wie das Ganze funktioniert."

Aber warum überhaupt investieren?

Schließlich gibt es derzeit auf Tagesgeld oder Festgeld ja auch anständige Zinsen bei vielen Banken – mitunter mehr als drei Prozent. Grund ist die Politik der Zentralbanken, die die Leitzinsen angehoben haben, um die Inflation einzudämmen. Doch das wird nicht dauerhaft so bleiben, die Zinsen werden wieder sinken. Und ab dem Moment, in dem sie unter der Inflationsrate liegen, verliert das Ersparte wieder an Kaufkraft. "Wir müssen unterscheiden zwischen kurzfristiger Geldanlage und der langfristigen Geldanlage für die Altersvorsorge", sagt Claudia Müller. "Um die Altersvorsorge aufzustocken und zu verbessern, sind Aktien unerlässlich."

Ist das nicht viel zu riskant?

"Ja, Aktien bringen ein hohes Risiko mit sich", so die Finanzexpertin. "Kurzfristig sind starke Schwankungen durchaus möglich. Aber langfristig eben auch hohe Gewinne." Zwei wichtige Grundregeln helfen, das Risiko zu minimieren. Die erste lautet "Lege nicht alle Eier in einen Korb" und wird mit dem Kauf eines ETFs automatisch befolgt: Das Geld steckt nicht in einer einzelnen, sondern breit gestreut in vielen verschiedenen Aktien. Jedes Unternehmen hat im ETF nur einen geringen Anteil – "da kann auch mal die eine oder andere Pleiteaktie dabei sein, aber eben auch immer wieder Aktien, die absolut durch die Decke gehen", sagt Müller.

Die zweite Regel: langfristig investieren. Dax-Anleger:innen erlebten zum Beispiel 2002 ein schlimmes Jahr: Da sank der Kurs um mehr als 40 Prozent. Gleich im Jahr darauf aber stieg er um rund 37 Prozent. Auf lange Sicht landet eine breit gestreute Anlage immer im Plus. Claudia Müllers Rat: "Geld, das in den nächsten fünf Jahren gebraucht wird – etwa für eine Wohnungsrenovierung, eine Zusatzausbildung oder für ein großes Geschenk, wenn das Kind 18 wird –, sollte man auf gar keinen Fall investieren. Aber Geld, das man in den nächsten zehn Jahren nicht braucht – also auch das für die Altersvorsorge –, sollte auf keinen Fall einfach nur geparkt und gespart werden, sondern investiert werden, um die Rendite zu erhöhen."

Was für ETFs gibt es?

An der Börse Frankfurt werden mehr als 2000 ETFs gehandelt. Es gibt ETFs, die Staats- oder Unternehmensanleihen bündeln oder in Rohstoffe investieren, der Großteil aber – rund 70 Prozent – sind Aktien-ETFs. Sie basieren auf unterschiedlichen Indizes, zum Beispiel für …

+ Aktien einzelner Länder wie der Dax, der die Wertentwicklung der 40 größten deutschen Unternehmen abbildet, oder der japanische Leitindex Nikkei oder die amerikanischen Indizes S & P 500 oder Nasdaq.

+ Aktien bestimmter Regionen, etwa Europa, wie etwa die Indizes Euro Stoxx 50 oder Stoxx Europe 600.

+ Aktien bestimmter Sektoren, etwa der TecDax, der 30 deutsche Technologieunternehmen umfasst.

+ Aktien, die bestimmten Investitionsstrategien folgen, zum Beispiel Dividendenstrategien oder Nachhaltigkeit.

Der beliebteste Klassiker unter den Aktienindizes, für den auch die meisten ETFs angeboten werden, ist der MSCI World – dieser Index bündelt rund 1500 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Beim MSCI All Country World Index (ACWI) oder dem FTSE All-World sind auch noch Schwellenländer enthalten.

Wie finde ich meine Anlagestrategie?

"Die essenzielle Grundlage für die Finanzplanung ist die Lebensplanung", betont Claudia Müller. Vor dem Investieren sollte man sich zwei Fragen stellen:

+ Wann und für was benötige ich welchen Teil meines Geldes?

+ Wie hoch ist meine persönliche Risikotragfähigkeit? Dazu gehört zum einen die finanzielle Tragfähigkeit – also: Ist ein ausreichender finanzieller Puffer vorhanden, um alle kurzfristigen Zahlungen – auch in Notfällen – zu bewältigen? Und zum anderen geht es um die emotionale Tragfähigkeit. "Es gibt dieses Sprichwort: Das größte Risiko für deine Geldanlage siehst du, wenn du morgens in den Spiegel schaust. Tatsächlich ist das die größte Gefahr: dass wir in schwierigen Börsenphasen – die unweigerlich kommen werden – in Panik geraten und dann alles auf einen Schlag verkaufen. Das müssen wir verhindern."

Aus den Antworten auf diese Fragen ergibt sich die Gewichtung zwischen risikoreichen und risikoarmen Anlageklassen. Eine Faustregel besagt: Anteil risikoreicher Investitionen = 100 minus Lebensalter. Eine 36-jährige Frau könnte also 64 Prozent ihres Vermögens in Aktien-ETFs (risikoreich) und 36 Prozent in Anleihen-ETFs (risikoarm) investieren.

Link-Tipp: Der Risikokapazitätsrechner auf der Seite extraETF hilft, die optimale Aktienquote zu finden: extraetf.com/de/calculator/risk-survey

Wie viele ETFs brauche ich?

Im Prinzip reichen zwei ETFs völlig aus, und zwar in der Gewichtung, die dem Risikoprofil entspricht, sagt Claudia Müller: einer für die Aktien, etwa auf den MSCI All Country World Index oder den FTSE All World. Und ein ETF für Anleihen, beispielsweise europäische Staatsanleihen. "Ganz schlank, ganz simpel. Das ist ein solides Fundament, um global gut aufgestellt zu sein." Von da aus kann das Portfolio weiter ausgebaut und um weitere ETFs erweitert werden – aber nötig ist das nicht.

Auch ein Depot reicht völlig aus. "Es kann aber auch gute Gründe für mehrere Depots geben", sagt Claudia Müller. "Ich habe zum Beispiel eins für meine ganz klassische, langfristige, langweilige Altersvorsorge mit ETF-Sparplänen. Und ein anderes Depot für mein ,Spielgeld‘."

Die Spielgeld-Strategie hat einen Namen: Core-Satellite. Das Hauptinvestment fließt in den "Core", den Kern. Und dazu kommen kleine "Satelliten" – thematische Schwerpunkte, beispielsweise erneuerbare Energien oder Digitalisierung, oder auch einzelne Lieblingsunternehmen. Claudia Müllers Tipp: "Der Kern sollte rund 80 Prozent des investierten Vermögens ausmachen: eine langfristige, international aufgestellte Geldanlage, so arbeitsarm wie möglich. Die Satelliten machen dann maximal 20 Prozent aus, das sind die Spaß-Investitionen, die auch mal kurzfristiger laufen können und vielleicht auch arbeitsintensiver sind – wenn man möchte." Bei den Satelliten könne auch eine Einmalinvestition sinnvoll sein, weil sie kleiner und vielleicht auch kurzfristiger sind.

Gibt es einen richtigen Zeitpunkt zum Investieren?

Einfache Antwort: jetzt. Müllers Tipp: Weniger auf das Timing konzentrieren, mehr auf die Regelmäßigkeit der Investitionen. Der Sparplan hilft, langfristig das Vermögen zu vermehren, ohne dass man ständig den Markt im Auge behalten muss.

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Wie gehe ich bei der Auswahl der ETFs vor?

Für die Suche und den Vergleich gibt es hilfreiche Websites, etwa extraETF oder justETF. Am besten systematisch und erst mal mit einem breiten Filter vorgehen: Anleihen- oder Aktien-ETF? Welche Region? Oder weltweit? Jetzt kann die Suche schrittweise verfeinert werden. Ist der ETF sparplanfähig, so dass man in regelmäßigen kleinen Summen investieren kann? Weitere wichtige Kriterien sind die Gebühren – je niedriger sie sind, desto mehr Rendite bleibt übrig – und die Frage, was mit den Dividenden geschieht. Die können entweder tatsächlich an uns ausgezahlt werden, oder sie werden reinvestiert in den ETF, es werden davon also weitere Anteile gekauft. "Da gibt es kein Richtig oder Falsch", sagt Claudia Müller. "Die ausschüttende Variante kann motivierend sein, weil man sieht, dass Geld aufs Konto kommt, und man davon Eis essen gehen kann. Und die thesaurierende Variante (wenn also die Dividende automatisch reinvestiert wird) kann motivierend sein, weil das Vermögen dadurch schneller wächst."

Für jeden Index gibt es meist ETFs von unterschiedlichen Anbietern. Die größten und bekanntesten sind iShares, Amundi, Xtrackers, UBS oder Invesco. Hier noch mal die Gebühren vergleichen. Dann, letzter Schritt: die Wertpapiernummer des ausgewählten ETFs kopieren oder abschreiben, damit auch genau dieser dann gekauft oder ein Sparplan dafür eingerichtet werden kann.

Wo kaufen?

Ein Wertpapierdepot ist die Voraussetzung, um an der Börse handeln zu können. So wie es in jedem Supermarkt Obstsalate zu kaufen gibt, bietet auch jede Bank Depots an. Das kann die Hausbank sein, etwa die Sparkasse oder Commerzbank. Oder Onlinebanken wie die DKB, comdirect oder ING. Oder die sogenannten Neo-Broker, die es erst seit ein paar Jahren gibt, wie Trade Republic oder Scalable. "Je weniger Service es gibt, desto günstiger ist der Broker. Bei klassischen Banken sind die Gebühren im Durchschnitt höher", sagt Claudia Müller. Also: vergleichen, ob und welche Depotführungsgebühren und Ordergebühren verlangt werden und für welche ETFs die Sparpläne kostenlos sind. Das ist nämlich von Bank zu Bank verschieden.

BRIGITTE Academy Kurs "ETFs verstehen"

Du möchtest gern mit ETFs loslegen, weißt aber nicht, wo du anfangen sollst? Investiere in dich selbst und lerne bei der BRIGITTE Academy alles rund ums Thema – Finanzexpertin Claudia Müller begleitet dich bei deinen ersten Schritten an der Börse!

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