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Carola Ferstl Kinder sind der schönste Karriere-Killer

Carola Ferstl: Moderatorin Carola Ferstl
© Future Image / imago images
Moderatorin Carola Ferstl spricht im Interview über die Hürden in der männerdominierten Finanzwelt, wie man 20 Jahre stressfrei verheiratet sein kann und warum ihre Kindern den "Karriere-Knick" alle mal wert waren.

Was geht Ihnen zu 30 Jahren Berufsjubiläum durch den Kopf?

Also ich muss ganz ehrlich sagen, dass es schon ein irres Gefühl ist. Die Zeit ist wahnsinnig schnell rumgegangen.

Können Sie sich an den ersten Tag erinnern?

Ja, ich habe ja im August 1992 angefangen. Da wurden noch hunderte Kilometer Kabel verlegt, und wir haben Autogrammkarten-Fotos auf dem Dach neben der großen Satelittenschüssel gemacht.

Sie haben damals eine Reisesendung moderiert …

Richtig, und ich bin viel und oft sehr weit weg gewesen, und einmal bin ich mit so einer kleinen Knatter-Maschine in die Karibik geflogen.

… wo eine herrliche Liebesgeschichte auf Sie wartete …

Ich kam abends in diesem herrlichen Hotel an und lernte dort einen jungen Mann kennen, der erzählte, dass er auf der Insel leben würde, zusammen mit einem Delfin. Ich habe mein Herz direkt verloren, an den Mann, nicht an den Delfin. Der allerdings wurde später, immer wenn wir zusammen schwimmen gingen, sehr eifersüchtig. Der Delfin zwickte mich ständig und wurde richtig biestig.

Was wurde aus der Liebelei?

Nun, er lebte zwischen den Karibik und Hawaii und ich war in Berlin und Hamburg unterwegs. Wir haben heute keinen Kontakt mehr, aber ich habe ihm tatsächlich zehn Jahre später geholfen, seine Memoiren in Deutschland auf den Markt zu bringen.

Heute schreiben Sie selber Bücher über Börse, Aktien und Finanzen. Wie kam es dazu?

Ich musste mich anfangs ganz schön durchsetzen. Es gab viele Stimmen, die sagten, die weiß ja gar nicht, worum es geht. Und dann das ganze börsennotierte Kauderwelsch, heute würde man das als Bullshit Bingo bezeichnen, also diese ganzen Fachbegriffe. Ich habe damals aus der Not eine Tugend gemacht und habe gesagt, ich erkläre das jetzt mal auf dem Sender, so wie ich es mir auch erklären würde. Weg vom Fachchinesisch. Das hat mir dann auch eine große Sicherheit gegeben.

Und plötzlich hatten Sie Ihre erste eigene Sendung - bis heute. Kam damals Gegenwind auf?

Oh ja!

Von Frauen oder Männern?

Der kam dann damals von Männern, ganz eindeutig. Es gab ja nur Männer in dem Geschäft. Die dachten, da kommt jetzt eine Frau, die nimmt uns unseren Job weg. Ich mußte mich schon ganz schön durchbeißen, es war grauenhaft. Aber ich hatte auch große Unterstützer, die mir geholfen haben, diese Zeit durchzustehen.

Und was hat das mit Ihnen gemacht? Solche Erfahrungen können schmerzhaft sein …

Seitdem weiß ich, dass ich mir alles zutrauen kann. Ich glaube, das war wie eine Art Resilienz - diese Phase des Unwohlseins. Frauen neigen dazu, Dinge nicht zu machen, weil sie denken, sie können es nicht. Aber ich sage immer, leg los und überleg dir, wie du es machst. Und dann musst du erreichen, diese Phase des Unwohlseins zu überwinden - und dann ist es irgendwann vorbei! Egal ob du Fußball-Reporterin oder Astronautin werden willst oder Rennfahrerin. Während du lernst, fühlst du dich nicht sicher. Aber wenn du es kann, ist man sicher!

Was hat sich verändert, nachdem Sie Ihren Mann Anton, ein Jurist, geheiratet und drei Kinder, Leonard, Lilly und Georg bekommen haben?

Für so einen Job wie ich ihn habe, muss man den entsprechenden Mann dazu haben und entsprechende Hilfe. Ich hatte beides: den Mann, der mich dabei unterstützt hat, dass ich weiterarbeiten konnte, und eine Nanny, die mir geholfen hat, wenn Schichtdienste kamen. Aber ich habe natürlich auch meine Arbeitszeit verringert und mußte Abstriche machen. Nach einem Kind sagt man okay, jetzt hat sie ein Kind. Nach dem zweiten Kind sagt die Umgebung, zwei Kinder, jetzt wirklich? Und beim dritten Kind sagt man okay, die will Kinder, keine Karriere, die ist raus.

Trotzdem hat Kind und Karriere bei Ihnen funktioniert …

Ja, aber dennoch müssen wir das Mindset der Gesellschaft verändern. Was ist denn mit den Frauen, die weitergearbeitet haben, an ihrer Karriere, an ihrem Wissen? Was ist mit den Frauen, die dann um die 50 sind, wieder voll einsteigen und teils noch besser ausgebildet sind als vor den Kindern?

Kind und Karriere? Oder Kind und Karriere-Knick?

In meinem Fall war es so, dass ich nicht mit nach Köln umgezogen bin, als der Sender umgezogen ist und hier in Berlin geblieben bin mit einem reduzierten Vertrag, und dann ist man ein wenig abgehängt. Also - Kinder und Karriereknick! Aber - jetzt nach 20 Jahren würde ich sagen - Kinder sind die schönsten Karrierekiller.

Und heute? Durch gleich dreifaches Kids-Coaching sind Sie mittlerweile auch auf allen sozialen Medien erfolgreich unterwegs. Ihre Kinder haben Ihnen YouTube nahgebracht …

Ja, meine Tochter hatte irgendwann mal gesagt, dass ihre Kommilitonen mich im Fernsehen gesehen haben und meinten, warum ich keinen YouTube Kanal habe. Heute habe ich einen, und der läuft. Ich habe mir auch Hilfe und Unterstützung geholt und bin total dankbar, dass ich durch meine Kinder den Anschluss an die digitale Welt nicht verliere – ganz im Gegenteil.

Dafür lernen Ihre Kinder, wie man mit Geld umgeht?

Alle drei Kinder haben schon lange Depots und meine Tochter hat das Best Performance Depot gehabt und konnte sich mit 18 dann eine schöne Uhr kaufen. Und ansonsten bringe ich den Kindern eben bei, dass man kreativ sein muss und immer wieder mal was Neues ausprobieren sollte.

Wie gehen Sie selbst mit ihrem Geld um?

Ich gebe nicht so gerne Geld aus und schon gar nicht für Klamotten oder Luxussachen. Aber ich verdiene gerne Geld, spare gerne und lege gerne Geld an. Was ich mir gönne, sind schönen Urlaube, ich reise eben immer noch sehr gerne. (lacht)

Haben Sie und Ihr Mann getrennte Konten?

Wir haben und hatten immer getrennte Konten und dann natürlich das gemeinsame Geld für all das, was wir als Familie brauchen.

Sie sind seit fast 20 Jahren verheiratet. Wie sieht Ihre Ehe als Aktienkurs aus?

Höhen und Tiefen und viele Learnings. Heute wissen wir beide, dass es wichtig ist, sich selber Freiheiten zu lassen und das in einer langen Ehe jeder seine Freiräume hat. Das ist für uns ein Erfolgsrezept, um lange zusammenzubleiben und um auf Augenhöhe miteinander zu leben.

Wie ticken Sie als Paar?

Bei uns ist es so, ich bin viel reiselustiger, als es mein Mann ist. (lacht). Der freut sich sehr, hier in Berlin zu sein, wo unsere Basis ist. Und ich kann mir das gar nicht vorstellen, länger als vier Wochen an einem Fleck zu sein. Und wenn man sich diese Offenheit lässt, auch in einer langen Beziehung, dann ist genau das das Geheimnis, um erfolgreich über die Jahre zu kommen.

Was ist Ihre Vision?

Meine Vision ist, digitaler Nomade zu werden und zum Beispiel mit dem Wohnmobil durch Europa zu fahren. Ich möchte einfach in der Lage sein, an die Orte zu gehen, die mir gefallen und von dort aus mein Business zu machen und meine sozialen Kanäle zu bespielen. Das ist heute mit der Technologie alles möglich.

Brigitte

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