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Finanz-Tipps 8 Denkfehler, durch die du nicht reich wirst

8 Denkfehler, durch die du nicht reich wirst
© B-D-S Piotr Marcinski / Shutterstock
Achtung, das könnte jetzt wehtun: Acht Denkfehler im Umgang mit Geld, die uns jeden Tag ärmer machen

Ich habe es versucht. Ganz ehrlich! Ich hatte Dauersparaufträge, ein Haushalts­buch und habe mir Mittagessen mit zur Arbeit genommen. Ich war bei einer Finanzberaterin, habe Bücher und Blogs zu dem Thema gelesen. Und trotzdem: "Am Ende des Geldes ist so viel Monat übrig" ist die Geschichte meines Lebens. Es ist der Zwölfte und ich bin im Minus. Diesmal, weil ich letzten Monat vergessen hatte, meinen Teil der Miete zu überweisen, und jetzt doppelt zahlen muss. Im Monat davor war es die Stromnachzahlung. Und den Monat davor standen drei Familiengeburtstage an. Blöderweise auch dieses Jahr alle zur selben Zeit. Und trotzdem schöpfe ich Hoffnung, dass jetzt alles besser wird. Weil ich sie jetzt endlich kenne, diese meine, unsere Denkfehler, wenn's ums Geldausgeben geht. Ich schreibe sie auf. Und mir hinter die Ohren.

"Ich habe doch kaum Fixkosten"

Miete, Versicherung, Benzin – fertig. Ach wirklich? Hier beginnt nämlich schon Problem Nummer eins. Wir leben auf viel zu großem Fuß und denken, dass wir pro Monat weitaus mehr Geld haben, als tatsächlich der Fall ist. Die Handyrechnung sind doch nur 20 Euro im Monat? Sind aber 240 Euro im Jahr! Das neue Smartphone zahlen wir bloß mit zehn Euro ab? Schlägt nach zwei Jahren auch zu Buche. Pilates, Bahn­ticket, Kabel-­TV, GEZ, Netflix, Zigaret­ten, Hörbuch-­Abo, Riester. Soll heißen: eine Auflistung aller monatlichen Kos­ten aufstellen. Aller! Was uns glatt zu Denkfehler Nummer zwei bringt.

"Am Ende des Monats habe ich kein Geld zum Sparen übrig"

Richtig. Das hat niemand. Deshalb soll man sich auch einen Dauersparauftrag einrichten - und zwar Anfang des Monats. Oder noch besser: gleich einen sogenannten Fondssparplan (siehe Tipp 4) anlegen, dessen Beitrag Anfang des Monats abgebucht wird. Wie groß der monatliche Sparbatzen ausfallen soll? Experten raten zu zehn Prozent des Nettoeinkommens. Und davor noch zu einem grundsätzlichen Notgroschen von rund drei Monatsgehältern. Tut weh? Ja. Wesentlicher schmerzvoller ist aber die kaputte Waschmaschine. Die parallel zur fälligen Stromnachzahlung den Geist aufgibt. In der Vorweihnachtszeit.

"Ach, die paar Euro"

Eigentlich wissen wir es ja alle: Latte to go, ein belegtes Brötchen, das frische Croissant - ach komm, die 3,50 Euro! Und schon sind wir mitten in der Finanzkunde. Denn es gibt eine ganze Wissenschaft um den sogenannten "Latte-Faktor". Und die geht so: 3,50 Euro mal 20 Arbeitstage macht 70 Euro jeden Monat. Für ein paar Mal Kaffee schlürfen in der Bahn. Und jetzt greift die 752-­Regel des bekannten US­-Finanzbloggers Peter Adeney (alias "Mr. Money Mustache"): Sie besagt, dass man regelmäßige Ausgaben pro Woche mit 752 multiplizieren muss, um zu erfahren, wie viel Geld man hätte, wenn man diese Ausgabe zehn Jahre lang in einem Fonds mit einer angemes­senen Rendite angelegt hätte. 17,50 Euro Kaffee-­Kosten pro Woche sind nach zehn Jahren - Achtung - 13 160 Euro! Kaffee­-Appetit schon vergangen? Übri­gens: Der Lottozahler lässt pro Monat rund 50 Euro beim Kiosk seines Ver­trauens. Die Chance zu gewinnen muss man sich so vorstellen: 140 Millionen Lose werden verlieren, bevor eines gewinnen wird. Und zwar immer wieder, bei jeder Ziehung.

"Ich muss erst mal meine Schulden abbezahlen"

Ja, Menschen haben Schulden. Meine haben den Verwendungszweck "Bundes­kasse Darlehen" oder kurz Bafög, gehen zu je 100 Euro Monatsraten ab und brauchen noch sechs Jahre, bis sie getilgt sind. Bei meinen Freunden ist es der Kaufkredit für den neuen Rechner. Oder diese eine super Kamera. Sein mühsam Erspartes dafür auf den Kopf zu hauen? Wozu? Gibt doch Null­-Pro­zent-­Kredite. Also lieber kleine Raten, am besten über 36 Monate verteilt. Dumm nur, dass uns diese Raten über­haupt keinen Mehrwert bringen. Monat­lich 100 Euro, in einem ETF­-Sparplan mit fünf Prozent Rendite angelegt, erge­ben über zehn Jahre eine Summe von mehr als 15 000 Euro! Seit vier Jahren gehen genau dieselben 100 Euro auch von meinem Konto ab - an das Bafög­ Amt. Ohne mir auch nur einen müden Cent Zinsen abzuwerfen. Das heißt im Umkehrschluss: Selbst wenn ich einen Null-­Prozent­-Kredit abstottere, verliere ich trotzdem Geld. An Zinsen und Zin­senszinsen nämlich, die ich sonst bei einem Fondssparplan bekommen würde. Also, wenn es irgendwie möglich ist - den bestehenden Kredit umschulden oder gleich komplett tilgen. Und auch wenn es Verzicht bedeutet: Wirklich nur die Dinge kaufen, für die man jetzt und sofort den vollen Preis zahlen kann.

"Es sind nur noch zwei Zimmer frei!"

Eine Sache müssen wir uns wirklich hinter die Ohren schreiben, mit Edding, in Dunkelschwarz: Firmen wollen Geld, am liebsten von uns, um jeden Preis. Verblendungen also wie "18 968 Leute schauen sich dieses Angebot auch gerade an" oder "Es sind nur noch zwei Flugsitze frei"“ sind Erfindungen des Neuromarketing. Schon lechzt der Finger nach dem "Buchen"-­Button. Was vermeintlich nur noch in geringer Stückzahl vorhanden ist, scheint uns sofort mehr wert zu sein - und schon sind wir bereit, dafür mehr (oder über­haupt) Geld auszugeben. Ein Anruf beim Hotel genügt: Ach, es sind immer noch 80 Zimmer frei? Na, dann ist ja gut.

"Ich verdiene jetzt endlich mehr Geld und will das auch genießen"

Stimmt ja auch, endlich die lang angepeilte Gehaltserhöhung durchgeboxt, endlich mehr Geld auf dem Konto, endlich das Leben genießen. Zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch. Denn: Es ist unglaublich, wie schnell man sich ans Geldverdienen gewöhnt. Und die Ausgaben mit jedem Gehalt unverschämterweise einfach mitwachsen. Mit jeder Beförderung überlegt man schon, was man sich als Nächstes kaufen könnte, noch bevor die Kohle überhaupt auf dem Konto ist. Wir verfallen in einen regelrechten Ausgeb-Rausch, und aus dem "Ach komm, die paar Euro" werden jetzt ganz schnell "Ach komm, die 20 Euro". An alle Beförderten also: einen Monat lang ausrasten, ist erlaubt. Dann aber wird besser artig die 50-Prozent-Regel angewandt: Die Hälfte der Gehaltserhöhung wird Anfang (!) des Monats auf einem separaten Sparkonto geparkt oder - wie bereits erwähnt - in einem Fondssparplan oder ETF langfristig angelegt.

"Das macht den Kohl jetzt auch nicht fett"

Einmal im Jahr muss es das Luxus- Hotel sein. Komm, die Überstunden waren auch echt anstrengend, man gönnt sich ja sonst nichts. Halb- oder Vollpension? Ach, ist jetzt sowieso schon so teuer, macht nun auch keinen Unterschied mehr ... Falsch! Erstens: werden hier zwei Ausgaben vermischt, die nichts miteinander zu tun haben - Schlafen und Essen. Würde man auch Vollpension buchen, wenn das Hotel nur ein kleines günstiges Bed & Breakfast wäre? Eben. Zweitens: Dinge erscheinen uns immer preiswerter, wenn wir sie im Vergleich zu teuren Sachen sehen, der Kontrast verblendet quasi unsere Sicht.

"Und wenn mich morgen ein Bus überrollt ..."

... dann habe ich nichts vom Gespartem gehabt. Ich will mein Leben doch aber im Hier und Jetzt genießen! Der Klassiker: die Freiheitsberaubung. Wir wollen frei sein und selbstbestimmt mit unserem Verdienst umgehen - und dazu gehört es auch, das Recht zu haben, es jetzt, in diesem einen Moment, auf den Kopf hauen zu können. Nur vergessen wir bei dieser Fantasie, dass wir uns genauso von eben diesem Geld abhängig machen. Eben weil wir es genau dann nicht haben, wenn es nötig wird. Außerdem: Wir leben in den sichersten Zeiten seit Menschengedenken. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir morgen heimtückisch unseres Lebens beraubt werden, geht gegen null. Zu 99 Prozent aber werden wir mit dieser Mentalität in der Altersarmut landen. Nur kurz zur Info: Frau wird heute statistisch 83 Jahre alt, bekommt immer noch rund 51 Prozent weniger Rente als der Mann und braucht im Ruhestand nicht weniger, sondern mehr Geld: für Medizin, Haushaltshilfen, Betreuung. Puh. Ganz schön viel das alles. Aber: Wenn wir uns dieser Denkfehler und Psychofallen bewusst sind, könnten wir ja wieder wagen zu träumen. Dass es mit dem Reichwerden in diesem Leben doch noch was wird. Oder zumindest mit diesem Minus auf dem Konto, aus dem vielleicht endlich mal ein Plus wird. Mit einem Latte to go als Belohnung. Ganz ausnahmsweise natürlich.

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BRIGITTE 06/2019

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