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Mentale Gesundheit im Job Vier einfache Veränderungen, die dir innere Ruhe beim Arbeiten geben

junge Frau sitzt am Schreibtisch im Homeoffice
© pikselstock / Adobe Stock
Wie können wir dafür sorgen, dass der Job nicht nur Energie zieht, sondern auch schenkt? Und wie finden wir die innere Ruhe, die wir beim Arbeiten benötigen?

In Sachen mentale Gesundheit bleibt der Job oft außen vor. Er muss ja erledigt werden – so denken wir. Doch in welcher Verfassung wir uns tagtäglich an die Arbeit machen, hat großen Einfluss auf unser persönliches Wohlbefinden. Schließlich verbringen wir den Großteil unseres Alltags mit Lohnarbeit. Achtsamkeit und Beruf sollten daher einander nicht ausschließen.

Schon oft gab es in meinem Leben Phasen, in denen ich mich morgens an den Computer setzte und mich von allem ablenken ließ, was sich in der näheren Umgebung befand. Selbst weiße Wände waren attraktiver, als diese eine E-Mail zu schreiben. Oder jenen neuen Artikel zu beginnen. Es folgten Gedanken wie "Wenn ich das Wohnzimmer aufgeräumt habe, bin ich konzentriert genug, um mich an die Arbeit zu setzen." Am Abend ereilte mich dann die Frustration darüber, erneut nicht geschafft zu haben, was ich mir vorgenommen hatte.

Zu dem Zeitpunkt beschäftigte ich mich schon ausgiebig mit dem Thema Mental Health. Mir kam aber nie in den Sinn, mentale Gesundheit und Arbeit miteinander zu verknüpfen. Denn ich komme aus einer Arbeiterfamilie, mit der Devise: "Arbeiten dient nur einem Zweck: dem Geldverdienen." Natürlich macht Arbeit nicht immer Spaß. Das war schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben. Und mir ist ebenfalls bewusst, dass nicht jeder das Privileg hat, sich das Homeoffice schön einzurichten oder die Mittagspause für einen Spaziergang zu nutzen, um den Kopf freizubekommen. Trotzdem denke ich, dass sich jede:r von uns grundlegende Fragen stellen sollte, wie er:sie das Beste aus der Lohnarbeit herausholen kann.

Welche Veränderungen, die das Arbeiten leichter machen, kommen für mich infrage und lassen sich gut umsetzen? Auf welche Arbeitszeiten kann ich verzichten? Muss ich wirklich nach Feierabend erreichbar sein und im Urlaub meine Mails checken? Welche Strukturen sorgen für eine bessere Konzentration und zu welcher Tageszeit habe ich am meisten Energie?

Tipps für Konzentration und Energie am Arbeitsplatz

1. Arbeitsatmosphäre und produktive Arbeitszeiten

So viel vorweg: Nicht jeder Job erlaubt es, sich eine individuell ansprechende Arbeitsatmosphäre einzurichten. Als Pflegekraft, Friseur:innen oder Verkäufer:innen arbeitet es sich nun mal schlecht im Homeoffice. Und man kann Patient:innen oder Kund:innen auch nicht sitzen lassen, weil man gerade eben keine "produktive Phase" hat. Hier müssen andere Faktoren greifen, die größtenteils einer gesellschaftlichen und strukturellen Veränderung bedürfen.

Hast du aber – wie ich – das Privileg, weitestgehend von zu Hause zu arbeiten, gibt es die Möglichkeit, dein Homeoffice so zu gestalten, dass du dich gut konzentrieren kannst. Das kann ein abgetrennter Raum sein oder ein aufgeräumter Schreibtisch. Vielleicht ist es aber auch das Arbeiten im Café, was dich zu Höchstleistungen antreibt.

Darüber hinaus kannst du herausfinden, wann du am produktivsten bist. Ich für meinen Teil bin Frühaufsteherin und setze mich am liebsten nach dem ersten Kaffee direkt an den Schreibtisch. Diese ersten zwei bis drei Stunden des Tages, in denen es weder Mails noch Calls oder Teams-Nachrichten gibt, sind Gold wert. Das kann und darf bei dir natürlich komplett anders sein.

2. In dich hineinspüren

Wir können nicht jeden Tag 100 Prozent geben. Das ist menschlich und sollte akzeptiert werden. Egal ob es private Umstände, PMS oder einfach nur das Wetter ist, was uns träge macht. An manchen Tagen brauchen wir mehr Pausen als an anderen. Trau dich, offen zu kommunizieren, dass du heute etwas leichtere Aufgaben, als gestern erledigen, oder dir mehrere kleine Verschnaufpausen genehmigen musst, um durch den Tag zu kommen. Das ist in vielen Unternehmensstrukturen nicht leicht umzusetzen, doch: je offener wir darüber reden, desto eher trauen sich das auch unsere Kolleg:innen und desto schneller wird es hoffentlich kein Tabu-Thema mehr in unserer Leistungsgesellschaft sein.

3. Bewegung und Ernährung

Viel zu oft in meinem Leben sagte ich: "Ich habe heute wieder keine Pause gemacht" oder "Ich habe so viel gearbeitet, dass ich das Essen vergessen habe", und verspürte dabei eine leichte Genugtuung. Dabei ist dieses Verhalten alles andere als gesund. Pausen sind wichtig, damit sich unser Gehirn erholen kann. Es gibt sogar Studien, die bestätigen, dass sich der Mensch maximal vier bis sechs Stunden am Stück konzentrieren kann. Genauso wichtig ist Nahrung, da sie unser Hirn mit wichtigen Nährstoffen versorgt.

Ich habe gemerkt, dass es mir guttut, in der Mittagspause eine Runde um den Block zu spazieren und regelmäßig über den Tag verteilt zu essen. Und selbst wenn es euer Job aktuell nicht hergibt, einen Spaziergang zu machen – zumindest fünf Minuten frische Luft zu schnappen, kann Wunder bewirken. Auch ein kurzer Spaziergang vor oder nach der Arbeit ist gut für die mentale Gesundheit. Das kann mit dem Weg zur Kita oder dem Besuch im Supermarkt verbunden werden.

4. Abtauchen

Trotz allem hadere ich manchmal immer noch mit meiner Konzentration. Wenn dem so ist, räume ich mir ein bis zwei Stunden pro Tag ein, in denen ich wirklich abtauche. Sprich: Handy im Flugmodus, Mailprogramm geschlossen, Noice-Cancelling-Kopfhörer mit Musik auf die Ohren und an die Arbeit. Egal, in welcher Verfassung ich bin: Das funktioniert wirklich immer. Mittlerweile gibt es sogar Apps, die einem dabei helfen, in dieses intensive, hoch konzentrierte Arbeiten zu gelangen.

Persönliche Veränderungen sind nicht die Lösung

Sicher ist es löblich, wenn du dich so achtsam mit dir auseinandersetzt, dass du einen gesunden Arbeitsalltag durchlebst. Trotzdem sind die Veränderungen, die wir persönlich umsetzen können, nicht das Allheilmittel. Denn diese Möglichkeit hat ein Großteil der Gesellschaft nicht. Das ist in vielen Berufen gar nicht möglich. Und was ist mit alleinerziehenden Müttern? Es geht nicht ausschließlich darum, dass wir einfach nur "auf uns selbst aufpassen". Vielmehr bedarf es gesellschaftlicher Strukturen, in denen es selbstverständlich ist, Pausen einzulegen, wenn nichts mehr geht. Dass Teilzeit-Beschäftigte genauso wertvoll sind, wie Vollzeit-Beschäftigte. Dass man kein Fieber und kein gebrochenes Bein haben muss, um sich krankmelden zu dürfen. Dass Vorgesetzte uns nicht das Gefühl geben, Überstunden machen zu müssen, um anerkannt zu werden. Dass es durchaus okay ist, im Bett zu bleiben, wenn wir keine Kraft mehr haben. Dass psychische Erkrankungen verdammt nochmal so ernst genommen werden, wie körperliche. 

Brigitte

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